Scott Ritter: Europa nicht fähig, Russland militärisch herauszufordern

Europa stellt keine ernsthafte Bedrohung für Russland dar, erklärt der ehemalige Offizier des US Marine Corps, Scott Ritter. Kein einziges europäisches Land besitze eine nennenswerte militärische Macht. Die EU-Politiker haben keinerlei Grundlage für die Kriegsrhetorik, meint Ritter.

In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti hat sich der ehemalige Offizier des US Marine Corps und einstige UN-Waffeninspekteur, Scott Ritter, zu den militärischen Kapazitäten Europas geäußert.

Europa stelle keine ernsthafte Bedrohung für Russland dar, erklärte Ritter im Gespräch am Samstag. Es sei schwer vorstellbar, dass die europäischen Länder die kriegerischen Ankündigungen ihrer führenden Politiker gegenüber Russland in die Tat umsetzen könnten.  

Ritter führte in dem Zusammenhang aus:

"Kein europäisches Land verfügt heute über nennenswerte konventionelle Militärmacht. Und kein europäisches Land ist in der Lage, diese Macht nachhaltig zu projizieren. Daher sehe ich Europa überhaupt nicht als Bedrohung für Russland."

Im Hinblick auf die Kluft zwischen der politischen Rhetorik in Europa und seines militärischen Potenzials zieht der Ex-US-Offizier in Zweifel, dass die europäischen Volkswirtschaften die langfristigen Investitionen bewältigen könnten, die nötig wären, um eine glaubwürdige militärische Kraft zu werden.

Aus rein militärischer Sicht fehle Europa die Fähigkeit, die von seinen Spitzenpolitikern ausgesprochenen Drohungen mit Bezug zu Russland umzusetzen, meinte Ritter.

Ferner äußerte er die Meinung, dass Russland in geopolitischer Hinsicht am meisten von der Beilegung des Konflikts in der Ukraine profitieren würde. Hierbei argumentierte er, Moskau habe sich bereits vor dem Beginn der Spezialoperation darum bemüht, das europäische Sicherheitssystem so zu reformieren, dass die Interessen aller Parteien berücksichtigt würden.

Russlands Ziel sei nicht die Vorherrschaft, sondern die Ausgewogenheit sowie Gleichberechtigung aller Länder, betont Ritter. Genau das habe Europa zuvor durch seine Politik, auch bezüglich der Ukraine, verhindern wollen. 

Scott Ritter sprach mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti im Anschluss an die Präsentation seines neuen Buches über die Gefahren eines Atomkrieges mit dem Titel "Der Weg zur Hölle" (The Road to Hell) in Sankt Petersburg.

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