USA wollen russisches Gas "bis zum letzten Molekül" aus Europa verbannen

Die USA streben laut der Zeitung "Financial Times" das vollständige Verdrängen von russischem Gas aus dem europäischen Markt an. Ähnliche Bemühungen werden auch in Asien unternommen. Putin hat zuvor erklärt, dass sich die russische Energiewirtschaft zuversichtlich fühle.

US-Beamte reisten durch Europa, um amerikanische Energieträger anstelle von russischem Brennstoff zu bewerben, berichtete die Financial Times (FT) unter Berufung auf Quellen.

Ihren Angaben zufolge versucht die amerikanische Seite, russisches Gas "bis zum letzten Molekül" vom europäischen Markt zu verdrängen.

Die Kampagne der amerikanischen Beamten fiel mit dem Versuch des Ölhändlers Gunvor zusammen, ausländische Vermögenswerte des russischen Unternehmens LUKOIL zu erwerben, gegen das die USA Sanktionen verhängt hatten. Wie die FT bemerkte, brachte dies Schwierigkeiten für den Ölhändler mit sich, da sich die Medien zu diesem Zeitpunkt auf die früheren Verbindungen des Unternehmens zu Russland konzentrierten.

Gunvor wurde von LUKOIL als potenzieller Käufer genannt, aber das US-Finanzministerium warnte, dass es diesem Unternehmen bis zum Ende des russisch-ukrainischen Konflikts keine Lizenz für die Ausübung seiner Geschäftstätigkeit erteilen werde.

Bis 2014 war der russische Geschäftsmann Gennadi Timtschenko Miteigentümer von Gunvor. Einen Tag vor Verhängung der US-Sanktionen gegen ihn verkaufte er seinen Anteil von 43,5 Prozent der Gunvor-Aktien an einen anderen Großaktionär des Unternehmens, Torbjörn Törnqvist. Dieser erhielt dadurch 86 Prozent der Anteile im Wert von 6,6 Milliarden US-Dollar (die übrigen Anteile gehören laut Forbes den Mitarbeitern des Unternehmens). Derzeit ist Törnqvist Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Trotz der Kontrolle über Gunvor befürchteten die US-Behörden weiterhin mögliche Verbindungen des Unternehmens zu Moskau, schrieb die FT. Daniel Fried, ehemaliger Koordinator für Sanktionspolitik (2013 bis 2017), der nach der Wiedervereinigung der Krim im Jahr 2014 die restriktiven Maßnahmen der USA gegen Russland beaufsichtigte, behauptete gegenüber der Zeitung:

"Gunvor war allen bekannt, die mit Russland unter Putin vertraut waren."

Die USA fordern ihre Verbündeten offiziell auf, den Kauf von russischem Gas und Öl einzustellen. Bei Verhandlungen mit anderen Ländern bringen amerikanische Delegationen jedes Mal das Thema der Energielieferungen aus Russland und Iran zur Sprache, sagte der US-Innenminister Doug Burgum im November. Ähnliche Bemühungen unternimmt die USA auch gegenüber asiatischen Ländern.

Im September behauptete der amerikanische Energieminister Christopher Wright:

"Sie (die Europäer) haben kategorisch erklärt, dass sie bis Ende nächsten Jahres, also 2026, den Import von russischem Gas in jeglicher Form vollständig einstellen werden. Bis zum Ende dieses Jahres kann russisches Gas weiterhin über Spotverträge gekauft werden. Man kann 2026 Gas aus Russland im Rahmen eines Vertrags kaufen. Aber sobald der 1. Januar 2027 gekommen ist, wird es kein russisches Gas mehr geben."

Ungarn hat für sich eine Ausnahme erreicht, doch sein Ministerpräsident Viktor Orbán ist sich mit dem Weißen Haus über die Dauer der Ausnahmeregelung uneinig. Budapest behauptet, dass die Ausnahme unbefristet gilt, Washington hingegen spricht von einem Jahr.

Die Sanktionen führen zu einem Rückgang der russischen Öllieferungen auf den Weltmarkt, was einen starken Anstieg der Preise für Öl und Ölprodukte zur Folge haben wird, warnte der russische Präsident Wladimir Putin im November. Er fügte hinzu:

"Wir fühlen uns trotz gewisser Verluste, die natürlich auftreten werden, zuversichtlich und stabil. Dies hängt mit vielen Umständen zusammen."

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