Bloomberg: Rund eine Milliarde Barrel Öl stapeln sich auf Tankschiffen weltweit

Seit August haben sich auf Schiffen auf den Weltmeeren etwa eine Milliarde Barrel Öl angesammelt, so informierte Quellen – größtenteils wegen der Sanktionen gegen verschiedene Länder und Unternehmen. Dieser Trend könnte zu einer Öl-Knappheit auf dem Markt führen.

Eine Milliarde Barrel Öl haben sich auf Tankern auf den Weltmeeren angesammelt, schreibt die Agentur Bloomberg unter Berufung auf Daten der Fachunternehmen Vortexa, Kpler und OilX. Nach Angaben der Agentur stammt ein erheblicher Teil dieser Menge aus Ländern, die unter Sanktionen stehen. Nach unterschiedlichen Angaben kommen 20 bis 40 Prozent der gesamten Ölmenge aus Russland, Iran und Venezuela. Das sei ein Zeichen dafür, dass die Sanktionen des Westens zu einer gewissen Störung des Handels mit fossilen Brennstoffen führten, so Bloomberg weiter.

Der Anteil dieser Länder an der weltweiten Produktion beträgt 17 Prozent, was bedeutet, dass sich ihre Ölvorräte schneller auf Tankern ansammeln als Öl aus anderen Regionen. Wie Bloomberg ebenfalls feststellt, hängt diese Anhäufung sowohl mit dem Produktionswachstum, unter anderem in Russland, als auch mit den Sanktionen zusammen. Analysten weisen jedoch darauf hin, dass auch Öl aus Ländern angehäuft wird, die in keiner Weise mit Sanktionen in Verbindung stehen. Dabei handelt es sich vor allem um Saudi-Arabien, das in den letzten Monaten seine Produktion und seinen Export gesteigert hat.

Das Schicksal dieses gesamten Öls, unabhängig davon, ob es von Sanktionen betroffen ist oder nicht, wird maßgeblich die Entwicklung der Ölpreise in den kommenden Monaten bestimmen, erklärten Händler gegenüber der Agentur. "Der Anstieg der Ölpreise ist zum Teil auf die Verschärfung der westlichen Sanktionen zurückzuführen, aufgrund deren russisches Öl auf Schiffen festsitzt und nicht entladen werden kann", schreiben beispielsweise die Experten von dem Unternehmen Clarksons Securities. Das russische Fachportal NeftKapital berichtet über die russischen Ölvolumina:

"Die Mengen der Seetransporte von russischem Öl sind in den letzten Wochen gestiegen, da das Land seine Ölförderung im Rahmen der OPEC+ erhöht. Unterdessen führt der beispiellose Druck des Westens auf die Käufer von schwarzem Gold aus Russland dazu, dass einige Lieferungen gestoppt werden. Die Menge an russischem Öl auf Tankern ist seit Ende August stark gestiegen und erreichte Ende Oktober fast 390 Millionen Barrel."

Russische Experten sind jedoch nicht bereit, die alarmierenden Prognosen von Bloomberg über die Auswirkungen der Sanktionen auf die weltweiten Ölvorräte und die Preisbildung zu bestätigen. So betont Stanislaw Mitrachowitsch, führender Experte des Fonds für nationale Energiesicherheit und der Finanzuniversität, im Gespräch mit dem Portal BFM.ru, dass solche Artikel großer Agenturen wie Bloomberg immer wieder Aufmerksamkeit erregten. Die darauf folgenden Artikel mit der Information, dass die Tanker doch entladen worden seien, tauchen jedoch nicht regelmäßig in der Nachrichtenlandschaft auf. Der Experte ist davon überzeugt, dass die angegebene Ölmenge zu gering ist, um von einer groß angelegten Krise zu sprechen. Mitrachowitsch merkt an:

"Eine Milliarde Barrel entsprechen nur dem weltweiten Verbrauch von zehn Tagen. Wenn man bedenkt, dass Tanker viele Wochen unterwegs sein können, ist das nicht so schlimm. Als die vorherigen Sanktionen gegen Gazprom Neft und Surgutneftegaz verhängt und die Unternehmen auf die SDN-Liste gesetzt wurden, gab es eine ähnliche Situation. Viele Tanker wurden in russischen Seehäfen beladen, aber sie wurden nicht sofort entladen, weil man auf einen mutigen Käufer warten musste, der bereit war, dieses Öl zu nehmen. Letztendlich wurden alle diese Tanker immer entladen."

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