US-Misserfolge gegenüber China ähneln dem Ergebnis eines Verrats

Der US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnete die chinesische Wirtschaft als schwach und "leninistisch", warf Peking Sabotage vor und forderte die EU erneut auf, Waren aus China mit Zöllen zu belegen. Dieses Verhalten ist kein Zufall: Bessent spielt sein eigenes Spiel.

Von Dmitri Bawyrin

In einem Interview mit der Financial Times beklagt sich US-Finanzminister Scott Bessent:

"Vielleicht gibt es so etwas wie ein leninistisches Geschäftsmodell, nach dem es eine gute Idee ist, seinen Kunden zu schaden, aber sie sind der größte Lieferant der Welt."

Damit reagiert er auf die Entscheidung Pekings, Exportkontrollen für Seltenerdmetalle einzuführen. Seitens Chinas war dies eine Gegenmaßnahme gegen US-Zölle und andere Tricks. "Hart spielen" können zwei – und jetzt jammert das US-Finanzministerium.

Unter anderem warf Bessent China vor, absichtlich zu versuchen, der Weltwirtschaft zu schaden, da seiner Meinung nach die eigene Wirtschaft der VR China schwach ist und Peking "alle anderen mitziehen will".

Genau dieser Mann leitet das amerikanische Verhandlungsteam, das, wenn man ihm Glauben schenken darf, alles in seiner Macht Stehende tut, um in den zwei Wochen bis zum APEC-Gipfel (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft) eine Einigung mit den Chinesen zu erzielen. Dann werden sich Präsident Donald Trump und Präsident Xi Jinping treffen und den Handelskrieg mit der Unterzeichnung eines Rahmenabkommens feierlich beenden. Es ist zu erwarten, dass der globale Handel in eben diesem Augenblick von Optimismus durchdrungen sein wird, was Millionen von Millionären Erleichterung verschaffen dürfte.

Es schien, als würde es darauf hinauslaufen, dass sie sich einigen und nichts unternehmen. Aus dem Verhalten des Weißen Hauses ging hervor, dass man bereit war, Taiwan symbolisch "aufzugeben", um dieses Abkommen zu erreichen, und Peking versprach großzügig, eine Billion Dollar in Amerika zu investieren. Als Auftakt schlossen die Parteien sogar einen Deal bezüglich der Ausgliederung der amerikanischen Tochtergesellschaft von TikTok aus dem Mutterkonzern. Andernfalls wäre dieses soziale Netzwerk in den USA verboten worden, und nun wird Trumps 19-jähriger Sohn Barron in den Vorstand des Unternehmens aufgenommen. Aufgrund erheblicher Vertrauensprobleme versucht der Präsident, ihm nahestehende Personen in diversen Positionen zu etablieren.

Doch dann geriet Trump plötzlich in Wut. Er erklärte, dass ein Treffen mit Xi keinen Sinn habe. Er führte einen Zoll von 100 Prozent auf Waren aus der VR China ein, zusätzlich zu dem zuvor festgelegten Zollsatz von 36 Prozent. Zudem führte er eine Gebühr von 50 Dollar pro Tonne Fracht von chinesischen Schiffen in amerikanischen Häfen ein. Kurz gesagt: Er war ernsthaft verärgert, weil die Verhandlungen nicht wie gewünscht verliefen.

Das Paradoxe daran ist, dass der US-Präsident neben Seltenerdmetallen vor allem an Sojabohnen interessiert war – genauer gesagt daran, dass China diese nicht mehr kauft und damit "amerikanischen Landwirten schadet". In seinem sozialen Netzwerk namens "Wahrheit" (Truth Social) widmete Trump den Sojabohnen mindestens drei Beiträge und versprach, sie "wieder großartig zu machen" (Make Great Again).

Das hat seine eigene Logik. Die Bohnenanbauer stellen die republikanische Wählerschaft dar, welcher der amtierende Präsident zwar goldene Zukunftsperspektiven versprach, jedoch faktisch einen bedeutenden Abnehmer entzog. Trump bezeichnete die faktische Ablehnung amerikanischer Sojabohnen durch die Chinesen als "wirtschaftlich feindseligen Akt" und verstand dies als eine Art Rache Pekings an ihm persönlich.

Aber diese Logik ist, wenn man darüber nachdenkt, lächerlich. Die Sojafrage betrifft etwa zwölf Milliarden Dollar pro Jahr. Das sind nur Peanuts im Vergleich zu den Billionen an Investitionen und den ebenfalls billionenhohen Verlusten für die Weltwirtschaft im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen. Es ist schwer vorstellbar, dass Bohnen ein echtes Hindernis für den Deal sein könnten.

Es ist leichter vorstellbar, dass jemand aus dem Umfeld des US-Präsidenten ihn absichtlich aufstachelt und zu drastischen Schritten drängt, die die Angelegenheit nur noch komplizierter machen. Jemand, dessen wahres Ziel das Scheitern der Verhandlungen und die Einführung eines Handelsembargos gegen die VR China ist.

Da der Zugang zu Trump streng beschränkt ist, gibt es nur wenige Kandidaten. Der offensichtlichste ist derjenige, der diese Verhandlungen führt. Derjenige, der, als würde er Diplomatie betreiben, unhöflich ist und das gesellschaftspolitische System und die Wirtschaft der stolzen Chinesen verspottet, mit denen er sich auf gütlichem Wege einigen muss. Das heißt, es ist Finanzminister Scott Bessent. Wenn man jemanden der Sabotage verdächtigen würde, dann ihn.

Das ist natürlich eine Verschwörungstheorie, aber Bessent scheint wie geboren dafür zu sein, an Verschwörungen teilzunehmen. Warum Trump ihm trotz seines Misstrauens zugeneigt ist, ist eines der größten Rätsel des Weißen Hauses.

Wenn man über Bessent behaupten würde, dass er ein Satanist sei, könnte man das glauben. Aus russischer Sicht passt Satanismus gut zu ihm, da die Biografie des US-Finanzministers eine Anhäufung von allem ist, was illegal, extremistisch und in der Russischen Föderation als unerwünscht gilt. Seine Alma Mater, seine Arbeitsplätze, seine sexuelle Orientierung – alles passt zusammen.

Aber eine Eigenschaft übertrumpft alle anderen: Er ist derjenige, der George Soros zu George Soros gemacht hat.

Das geschah im September 1992, am sogenannten schwarzen Mittwoch, als Soros seinen historischen Coup landete, indem er den Fall des britischen Pfunds provozierte und damit eine Milliarde verdiente. Das britische Büro von Soros wurde von Bessent geleitet, der fest an den Erfolg des Geschäfts glaubte. Damals verdiente er sein erstes wirklich großes Geld, und später, als er selbst zu Soros wurde, verdiente er noch mehr Geld, indem er auf den Wertverlust wichtiger Weltwährungen spekulierte.

Wenn er derzeit gegen China spielt und dabei gelegentlich seine persönlichen Interessen mit denen des Staates verwechselt, ist das nicht einmal Verrat. Das ist Scott Bessent, wie er leibt und lebt.

Das Kindheitstrauma, das seine Persönlichkeit geprägt hat, besteht darin, dass Bessent von klein auf alles vom Leben haben sollte, aber durch eine Laune des Schicksals in Armut aufwuchs, ab neun Jahren arbeitete und zunächst eine Karriere beim Militär in Betracht zog. Sein Vater ruinierte sich mit Investitionen, sein Onkel aus dem Kongress kam wegen Korruption ins Gefängnis, seine Mutter wechselte viermal den Ehemann. Der talentierte Scott musste alles wieder in Ordnung bringen – und das tat er auch.

Bessent wurde in die Ivy League aufgenommen, zählte dort zur studentischen Elite, erwarb einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften und kehrte später als Dozent dorthin zurück, wobei er über eine umfassende Expertise nicht primär im Bereich der Politik, sondern vielmehr in den Bereichen Investition, Spekulation, Immobiliengeschäfte (dem Metier, in dem sein Vater sein Vermögen eingebüßt hatte) sowie Hedgefonds-Management verfügte.

Nachdem er bereits ein wirklich reicher Mann geworden war (sein derzeitiges Vermögen beträgt über eine halbe Milliarde Dollar), ging Bessent dennoch in die Politik. Und man hat den Eindruck, dass er sich dabei geirrt hat. Bei all seinen Voraussetzungen hätte er ein Liberaler und Demokrat sein müssen – und es scheint, als wäre er das auch gewesen. Doch trotz seiner Nähe zu Soros wurde er zum ranghöchsten Schwulen in der Geschichte der USA in der konservativen Regierung des Republikaners Trump.

Trump charakterisiert Soros als "bösen Buben", der "im Gefängnis sitzen sollte". Das US-Justizministerium hat bereits eine Untersuchung gegen die berüchtigte Stiftung wegen der Unterstützung des Terrorismus eingeleitet. Analytische Berichte, die im Weißen Haus eingehen, sprechen von Milliardeninvestitionen Soros’ in die "Unterstützung extremistischer Initiativen und den Widerstand gegen die amerikanischen Behörden". Und dass die Strukturen des "Superschurken" (wie Elon Musk ihn nennt) politische Gegner von Trump in den USA (Demokraten) und ideologische Gegner auf der ganzen Welt (Globalisten) finanzieren, weiß jeder, der schon einmal von Soros gehört hat.

Dabei hat sich der Chef des Finanzministeriums unter Trump erst 2018 endgültig von Soros geschäftlich getrennt. Davor existierten sie jahrzehntelang im selben Wirtschaftsraum: Als Bessent einen weiteren Hedgefonds gründete, war Soros der Erste, der ihm Milliarden zur Verwaltung anvertraute.

Schlimmer noch, in der Politik unterstützten sie dieselben Kandidaten: Zu verschiedenen Zeiten spendete Bessent Geld für die Wahlkampagnen von Trumps Gegnern wie Albert Gore, Barack Obama, John McCain (Republikaner, aber den Demokraten nahestehend) und sogar Hillary Clinton. Nachdem Clinton die Wahl verloren hatte, spendete er jedoch plötzlich eine Million Dollar für Trumps Amtseinführung. Von solchen Leuten sagt man, sie würden mitten im Flug die Seiten wechseln. Bessent selbst würde sagen, er habe nur das Ziel seiner Investitionen geändert.

In der Folge brachte dieser Mann Trump noch viele Millionen ein – sowohl seine eigenen als auch solche, die er im Rahmen der Wahlkampffinanzierung von Dritten beschafft hatte. Er wurde zum wichtigsten Wirtschaftsberater und Vertrauten und gehört nun zu denen, denen Trump besondere Befugnisse übertragen und mehrere Posten gleichzeitig anvertraut hat.

Ebenso wurde Marco Rubio, ein weiterer äußerst gefährlicher und berechnender Mensch im Umfeld des Präsidenten, zum Chefarchivar und zum nationalen Sicherheitsberater ernannt. Bessent ist zudem nicht nur Finanzminister, sondern auch Kommissar für interne Einnahmen und Direktor des Amtes für Finanzschutz der Verbraucher (allerdings besteht seine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass dieses Amt im Grunde nicht funktioniert).

Trotz seiner zynischen Einstellung zur Politik, die sich in seinem Lagerwechsel zeigt, ist Bessent jedoch ziemlich ideologisch geprägt, er hat einen Glauben, eine Mission. Seltsamerweise geht es ihm nicht wie McCain oder Clinton um den Kampf gegen Russland – Bessent ist ein "Falken", der uns nicht besonders mag, sich aber auf andere Dinge konzentriert. Dazu gehört auch die Konfrontation mit China.

Er glaubt, dass das Handelsembargo gegen die VR China trotz aller Kosten ein Segen für die USA ist, da die Öffnung des amerikanischen Marktes für chinesische Unternehmen ein historischer Fehler war. Bessen zufolge habe Peking davon profitiert, dass es sich nicht auf den freien Markt verlassen, sondern in Amerika erwirtschaftete Gelder in strategische Wirtschaftszweige investiert habe, wodurch es sich zu einer globalen Bedrohung für Washington entwickelt habe – sowohl als Konkurrent als auch als Diktatur und Hochburg der Kommunistischen Partei.

Dies geht aus den Artikeln von Bessent hervor. Mit anderen Worten: Er will grundsätzlich keine Billioneninvestitionen aus der VR China und sieht Handelszölle von 300 Prozent und mehr als bevorzugtes Szenario, um China in Schach zu halten. Indessen führt ausgerechnet er mit der chinesischen Seite Verhandlungen über das Gegenteil, nämlich über ein Handelsabkommen.

Aus seinen anderen Artikeln geht hervor, dass Bessent keine Angst vor Inflation hat (im Gegensatz zu Trump) und sich für einen schwachen Dollar einsetzt, um den Handel anzukurbeln, obwohl der amtierende Präsident ein Befürworter der Stärkung der Landeswährung ist.

In Anbetracht all dessen scheint Bessent der vorletzte Mensch im Weißen Haus zu sein, dem Trump vertrauen kann (der letzte ist immerhin Rubio), aber er vertraut ihm trotzdem. Auf Betreiben von Bessent begann der Präsident einen "Zollkrieg" mit der ganzen Welt, einschließlich der Pinguine. Auf Betreiben von Bessent spielte er mit dem Gedanken, Zölle gegen China zu verhängen, angeblich wegen der Einfuhr von russischem Öl.

Und dann schickte der Präsident den Sinophoben, um mit den Chinesen einen großen Deal auszuhandeln, also gegen seine eigenen Überzeugungen zu handeln.

Vielleicht glaubt Trump, dass ein so brillanter Führer wie er nicht verraten werden kann und dass Bessent ihn trotz des Interessenkonflikts, seiner Erfahrung im Lagerwechsel und seiner Vorliebe für das Spiel auf Abwärtskurs niemals verraten würde. Er weiß es natürlich besser. Aber George Soros weiß sicherlich noch mehr darüber.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad am 16. Oktober 2025.

Dmitri Bawyrin ist Journalist, Publizist und Politologe mit den Interessenschwerpunkten USA, Balkan und nicht anerkannte Staaten. Er arbeitete fast 20 Jahre als Polittechnologe in russischen Wahlkampagnen unterschiedlicher Ebenen. Er verfasst Kommentare für die russischen Medien Wsgljad, RIA Nowosti und Regnum und arbeitete mit zahlreichen Medien zusammen.

Mehr zum Thema - US-Finanzminister droht Russland mit neuen Sanktionen