Ein Gericht in der Hauptstadt Armeniens Jerewan hat am Freitag den Erzbischof der Armenischen Apostolischen Kirche (AAC), Mikael Adschapachjan, der wegen Aufrufs zur Machtübernahme angeklagt war, in erster Instanz zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.
Laut Sputnik Armenien nimmt das Urteil auf ältere Videobotschaften des Geistlichen Bezug, in denen dieser die aus seiner Sicht zerstörerische Politik der aktuellen Regierung anprangerte und über die Erforderlichkeit eines Machtwechsels sprach.
Adschapachjan wurde Ende Juni auf dem Höhepunkt von Protesten, die sich gegen die Verhaftung eines russisch-armenischen Unternehmers und Mäzens richteten, in Jerewan verhaftet. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen angeblichen Aufrufs zum Umsturz und Verletzung der territorialen Integrität eingeleitet. Der Hierarch selbst bezeichnete die Vorwürfe als erfunden.
Das Urteil ist ein weiteres Glied in einer ganzen Kette verstärkter Repressionen gegen die Landeskirche Armeniens, die von Premierminister Nikol Paschinjan seit Anfang des Jahres forciert wird. Ende Mai veröffentlichte Paschinjan in sozialen Netzwerken beleidigende Beiträge gegen den Klerus, darunter auch solche mit obszönem Wortlaut. Bald darauf schlug er vor, das Wahlverfahren für den Katholikos aller Armenier zu ändern und dem Staat eine entscheidende Rolle darin zuzuweisen.
Mitte Juni wurde in Armenien der russische Unternehmer und Mäzen Samwel Karapetjan verhaftet, der sich für die AAC eingesetzt hatte. Er wurde beschuldigt, zum Sturz der Regierung aufgerufen zu haben. Dies löste Empörung unter Vertretern der armenischen Diaspora auf der ganzen Welt aus.
Ebenfalls verhaftet wurde Erzbischof Bagrat Galstanjan, der die Bewegung "Heiliger Kampf" anführt. Er war der Anführer der Demonstranten, die im vergangenen Jahr den Rücktritt von Paschinjan forderten.
Die Verteidigung des Geistlichen hat angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Bischof Adschapachjan selbst kommentierte die Repression gegen ihn mit dem Satz, dass der Herr "den erbärmlichen Dienern, die sehr wohl wissen, was sie tun, nicht vergeben wird".
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