Gerecht? Israel mit Trumps 20-Punkte-Plan für Gaza einverstanden – Zustimmung der Hamas noch offen

Dem gestern von US-Präsident Trump vorgestellten "Friedensplan" für Gaza haben neben Israel und westlichen Ländern auch die Türkei und arabische Staaten zugestimmt. Die Antwort der Hamas steht noch aus. Unterdessen sind 39 Einwohner Gazas durch israelische Angriffe ums Leben gekommen.

Nach ihrer gestrigen dreistündigen Unterredung im Weißen Haus gaben US-Präsident Donald Trump und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu eine Pressekonferenz, bei der allerdings keine Fragen zugelassen waren. Indes sparte der Trump nicht mit Superlativen, als er das Ergebnis seiner Verhandlungen mit Netanjahu schilderte. So sprach er von einem "historischen Tag für den Frieden" und einem "großen Tag für die Zivilisation".

Der US-Präsident skizzierte ein Paket möglicher Regelungen für den Gazastreifen, über das bereits eine grundsätzliche Einigung mit Israel und anderen Ländern der Region erzielt worden sei. Kernpunkte dieser Abmachungen, denen die Hamas allerdings noch zustimmen muss und in deren Zentrum ein sofortiger Waffenstillstand steht, sind:

Während Trump den Stand der Verhandlungen so darstellte, also ob die beteiligten Parteien "kurz vor einer Einigung" stünden, sagte die Hamas bisher nur zu, den Friedensplan genau zu prüfen. Parallel zu den Gesprächen und der Pressekonferenz in Washington gingen die israelischen Angriffe auf Gaza weiter. So sollen allein gestern mindestens 39 Palästinenser durch israelischen Beschuss ums Leben gekommen sein, für den heutigen Dienstag werden bereits 25 Todesopfer gemeldet.

Obwohl arabische und muslimische Länder nach Darstellung des Weißen Hauses dem "Friedensplan" bereits zugestimmt haben, bleibt mehr als fraglich, ob die Hamas ihrer politischen Entmachtung und vollständigen Demilitarisierung zustimmen wird. Bislang hatte die Organisation eine Entwaffnung immer abgelehnt. Auch andere, nicht näher bezeichnete "Terror-Organisationen" müssten einem solchen Schritt zustimmen.

Sehr vage sind dagegen die Bedingungen formuliert, die Israel erfüllen muss. Nicht nur, dass die Regierungspartner Netanjahus bislang einen Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen abgelehnt oder für einen solchen Fall mit dem Bruch der Koalition gedroht haben. Abgesehen von der erwähnten 72-Stundenregelung scheint es bisher auch keinen konkreten Zeitplan für die Umsetzung des geplanten Abkommens zu geben. Unklar scheint zudem der Überwachungsmechanismus für das geplante Abkommen zu sein. Sollte die israelische Regierung erklären, dass die palästinensische Seite ihre Verpflichtungen nicht erfüllt, wäre Israel offenbar nicht mehr an die Vereinbarungen gebunden.

Noch bevor die Hamas sich zu einer Zustimmung bereit erklärt hat, entsteht zusätzlicher Druck auf die Organisation durch die Zusage Trumps an Netanjahu, im Falle einer Ablehnung seitens der Hamas den israelischen Premier – und damit Israel – weiter unterstützen zu wollen.

Während ihres bereits vierten Treffens in diesem Jahr führten die beiden Staatsmänner auch ein Telefongespräch mit dem Emir von Katar. Das Telefonat stand im Zusammenhang mit dem Luftangriff Israels vom 9. September auf Doha, wo eine Delegation der Hamas zu Gesprächen mit Israel eingetroffen war. Bei dem israelischen Angriff waren sechs Menschen ums Leben gekommen, die eigentliche Hamas-Delegation jedoch unversehrt geblieben. Telefonisch teilte Netanjahu nun dem Emir sein Bedauern über die Verletzung der Souveränität Katars mit und versicherte, diese künftig respektieren zu wollen. Katar hatte nach der Bombardierung seiner Hauptstadt von Israel eine Entschuldigung erwartet.

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