Nerven liegen blank: Kolumbiens Präsident auf Konfrontationskurs zu Trump

In den Beziehungen zwischen Bogotá und Washington liegen die Nerven blank. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro lässt sich in seiner Unterstützung für die Einwohner des Gazastreifens nicht kleinkriegen und spricht frei von der Leber weg, was er von seinem US-Amtskollegen Trump denkt.

Der diplomatische Konflikt zwischen Kolumbien und den USA eskaliert ungehemmt weiter. Präsident Gustavo Petro hat an diesem Montag in der Hauptstadt Bogotá eine Beratung mit seinen Ministern abgehalten. Unter anderem schnitt der linke Politiker zwei äußerst brenzlige diplomatische Themen an: seine Position im Gaza-Krieg und den Entzug seines US-Visums.

Der linke kolumbianische Staatschef machte seiner Wut Luft und geizte nicht mit Kritik an seinem rechten US-Amtskollegen Donald Trump. Petro bescheinigte der US-Regierung "Dummheit".

Washington verstoße gegen das Völkerrecht und habe kein Recht, einem Menschen, der vor den Vereinten Nationen in New York reden soll, das Visum zu entziehen. In äußerst scharfem Ton sagte er mit Blick auf Trump:

"Ich muss nicht schweigen, nur weil der Kriegsverbrecher mächtig ist."

Dabei forderte der Kolumbianer die UNO dazu auf, nicht vor Trump niederzuknien. Die US-Regierung bezichtigte er der Beteiligung an einem Völkermord. Und als wäre dies nicht genug, fügte Petro hinzu: 

"Wenn Herr Trump auch weiterhin ein Komplize des Völkermords bleibt, was er heute ist, verdient er nichts anderes als Gefängnis, und die Armee darf ihm nicht gehorchen."

Darüber hinaus kündigte Petro das Ende des Freihandelsabkommens mit Israel an. Das Freihandelsabkommen mit den USA solle nun auch reformiert werden, zumal Washington es inzwischen verändert habe. Diese "drastischen Maßnahmen" begründete der Präsident mit den Worten:

"Der Handel steht nicht über dem Leben."

Diesen Streit habe nicht Kolumbien angezettelt, und das südamerikanische Land werde nicht in die Knie gehen, betonte Petro.

Aus Solidarität mit dem Staatschef verzichteten mehrere kolumbianische Minister am Montag auf ihr US-Visum. Als Erste bekundete die Außenministerin Rosa Yolanda Villavicencio diesen Schritt. Sie beschuldigte die US-Regierung, die internationalen diplomatischen Normen zu verletzen und die Immunität zu missachten. Dem Beispiel der Politikerin folgte auch Finanzminister Germán Ávila Plazas, indem er von einer "Aggression" der US-Regierung gegen Präsident Petro sprach. Auch die Leiterin des Ressorts für Industrie und Handel, Cielo Rusinque, cancelte ihr US-Visum.

Am vergangenen Freitag hatte sich Petro vor dem Hintergrund der UN-Generaldebatte in New York einer pro-palästinensischen Protestaktion zugesellt. Der Politiker kritisierte das Vorgehen Israels im Gazastreifen scharf, indem er es als Völkermord bezeichnete. Er rief die US-Streitkräfte dazu auf, der Regierung Trump den Gehorsam zu verweigern. Das US-Außenministerium zeigte kein Verständnis für diese Meinungsäußerung und entzog Petro sein Visum für die Vereinigten Staaten. Der Politiker reagierte auf diese Entscheidung indes gelassen und teilte mit, dass er noch die italienische Staatsbürgerschaft besitze, die es ihm erlaube, in die USA zu reisen.

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