China will seine Position am Goldmarkt weiter stärken: Folgt weitere Schwächung des Dollars?

Künftig sollen befreundete Staaten ihre Goldreserven in Tresoren der chinesischen Zentralbank einlagern dürfen. Das könnte den US-Dollar in seiner Funktion als Leitwährung weiter schwächen.

Chinas Notenbank hat "befreundeten Staaten" angeboten, ihr Gold in der Volksrepublik zu lagern. Damit will China, das gleichzeitig der weltweit größte Goldproduzent ist, seine Stellung am internationalen Goldmarkt weiter ausbauen. Ein bedeutender Effekt wäre eine geringere Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Dollar und eine Schwächung der westlichen Finanzzentren. Dies berichtet Bloomberg am Montag.

Der Finanznachrichtendienst beruft sich dabei auf Insider ‒ offiziell wollten sich weder die People's Bank of China (PBOC) noch die Shanghai Gold Exchange (SGE) zum Thema äußern. Zur SGE, Chinas größter Edelmetallbörse, gehören die Tresore, in denen die ausländischen Reserven künftig eingelagert werden sollen. Dem Bericht zufolge sollen die Planungen der Notenbank PBOC schon seit einigen Monaten fortgeschritten sein. Mindestens ein Staat in Südostasien habe bereits Interesse signalisiert, heißt es. Vermutlich könnten es aber noch viel mehr werden.

Bereits seit 2022 kaufen Zentralbanken jährlich mehr als doppelt so viel Gold wie in den zehn Jahren zuvor und gehören damit zu den maßgeblichen Treibern des Preises für das Edelmetall auf immer neue Rekordhöhen. Insbesondere nichtwestliche Zentralbanken, darunter auch China, decken sich mit Gold ein, um sich ‒ ähnlich wie Russland ‒ immer stärker vom US-Dollar zu emanzipieren. Langfristig dürften die Käufe weiter auf erhöhtem Niveau bleiben, wie auch eine Umfrage des WGC (World Gold Council) unter 73 Zentralbanken zeigt. 95 Prozent der befragten Institute gehen davon aus, dass die weltweiten Zentralbank-Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten steigen werden. 43 Prozent der Befragten gaben an, in den nächsten zwölf Monaten Gold kaufen zu wollen, schreibt das Handelsblatt.

Genau an diesem Punkt will die chinesische Zentralbank nun offenbar ansetzen. Mit dem Schritt bietet sich die Notenbank befreundeten Staaten als sicherer Verwahrer von Gold an. Deutschland setzt dagegen neben der Verwahrung in Frankfurt am Main auf die Hochsicherheitstresore der Fed in New York und der Bank of England in London. Die SGE richtet sich zunächst an inländische, zunehmend aber auch an internationale Investoren und gewinnt immer mehr an Bedeutung ‒ vor allem im Vergleich zum Standort London.

Käufer aus China zählten vor allem im April, nachdem Trump Zölle gegen China angekündigt hatte, zu den Beschleunigern der Goldrally ‒ mussten in London aber Aufschläge zahlen. Das will China nun ändern, indem es auf mehr Autarkie vom Westen setzt. Die chinesische Zentralbank hat ein Schreiben veröffentlicht, das unter anderem die Gültigkeit von Importgenehmigungen verlängern soll. Weiterhin hat die SGE im Juni ihr erstes Goldlager in Hongkong eröffnet und erstmals zwei Terminkontrakte für internationale Investoren auf den Markt gebracht. Der Weg zu einer multipolaren Welt über Gold scheint also in die nächste Runde zu gehen.

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