Washington: Trump drängt Erdoğan vergeblich zum Verzicht auf russische Energie

Trump hat die Türkei aufgefordert, auf russische Energieimporte zu verzichten. Im Gegenzug könnten bestehende wirtschaftliche Sanktionen aufgehoben werden, deutete Trump an.

US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag die Vermutung geäußert, dass die Türkei seiner Forderung nachkommen werde, den Kauf von russischem Öl einzustellen. Zudem kündigte er an, die US-Sanktionen gegen Ankara aufzuheben, damit das Land moderne amerikanische F-35-Kampfflugzeuge kaufen könne.

Nach seinem zweistündigen Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erklärte Trump gegenüber Reportern, das Treffen sei in verschiedenen Fragen "sehr schlüssig" gewesen. Er kündigte an, dass er zu einem späteren Zeitpunkt weitere Details bekanntgeben werde. 

Frustriert über Russlands Weigerung, die Kämpfe einzustellen, erklärte Trump diese Woche nach einer weiteren Kehrtwende, dass es möglich sei, dass die Ukraine alle Gebiete zurückerobern könne, die sie an Russland verloren habe. Auf die Frage, ob die Türkei den Kauf von russischem Öl einstellen werde, zeigte sich Trump zuversichtlich.

"Ich glaube, er wird damit aufhören, ja. Wissen Sie warum? Weil er es von vielen anderen kaufen kann", sagte Trump über Erdoğan. Dieser äußerte sich vor dem Gespräch mit Trump nicht zu der Frage über die Sanktionen gegen Moskau. Trump schmeichelte seinem Gast, indem er auf Nachfrage vorschlug, Erdoğan könne zwischen Russland und der Ukraine eine Vermittlerrolle spielen.

Zwei weitere europäische Länder, Ungarn und die Slowakei, beziehen ebenfalls russisches Öl. Trump scheint zu einer Ausnahmegenehmigung bereit zu sein, da die Länder nur begrenzte Möglichkeiten hätten, Energie aus anderen Quellen zu beziehen.

Eine Annäherung in den Beziehungen hat in der Türkei neue Hoffnungen geweckt, dass Ankara und Washington einen Weg finden könnten, um die von Trump selbst 2020 verhängten US-Sanktionen wegen des Erwerbs russischer S-400-Raketenabwehrsysteme durch die Türkei zu umgehen.

Dies könnte wiederum den Weg für Ankara ebnen, die fortschrittlichen F-35-Kampfflugzeuge von Lockheed Martin zu kaufen, für die es sowohl Käufer als auch Hersteller war, bis es wegen der S-400 ausgeschlossen wurde.

Erdoğan hatte im Vorfeld erklärt, dass die Verteidigungsindustrie, einschließlich des Themas F-35 und der laufenden Verhandlungen über 40 F-16-Jets, die Ankara ebenfalls erwerben möchte, neben regionalen Kriegen, Energie und Handel im Mittelpunkt des Treffens stehen würde.

Die Türkei, die zweitgrößte Armee der NATO, möchte ihre Luftstreitkräfte ausbauen, um nach eigenen Angaben nach den wachsenden Bedrohungen im Nahen Osten, im östlichen Mittelmeerraum und im Schwarzen Meer, wo sie an Russland und die Ukraine grenzt, entgegenzuwirken.

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