"Dracula" von Luc Besson führt erneut die russischen Kinocharts an. Nach Angaben der Branchenstatistik des Filmfonds spielte der Film am vergangenen Wochenende weitere 108 Millionen Rubel ein. Ebenfalls in den Top Ten ist "The Long Walk". Dieser Horrorfilm nach dem ersten Roman von Stephen King belegte mit 103 Millionen Rubel den zweiten Platz der Kinocharts. Die Zeitung Iswestija analysiert:
"Mit dem Herbstanfang kehren an die russischen Kinos wieder Filme zurück, die an einem Wochenende über hundert Millionen Rubel einspielen können. Einen glänzenden Start hatte letzte Woche 'Dracula' von Luc Besson mit einem Einspielergebnis von 102,5 Millionen. Und am vergangenen Wochenende spielte der Erotikthriller mit dem gut aussehenden Caleb Landry Jones laut Angaben des Einheitlichen föderalen Informationssystems für Kinofilme fast 108 Millionen ein. In zwei Wochen hat 'Dracula' bereits 263 Millionen Rubel eingespielt. Der Film von Luc Besson hat alle Chancen, innerhalb eines Monats die Milliardengrenze zu erreichen. Der Erfolg ist dabei nicht nur mit dem Namen des Regisseurs verbunden."
Und dabei geht es nicht nur darum, dass Bessons Film im Grunde die Blockade durchbrochen hat, die die großen westlichen Akteure des Kinomarktes im Jahr 2022 aufgebaut hatten, um das russische Publikum so hart wie möglich zu bestrafen. Sondern auch darum, dass sich das Publikum genau nach solchen Filmen – im positiven Sinne konservativen Autorenfilmen – schrecklich gesehnt hat. Denn seit den Werken von Miloš Forman, Stanley Kubrick und Bernardo Bertolucci ist viel Zeit vergangen, und an ihre Stelle sind moderne Hollywood-Produktionen getreten, die nach Plastik stinken. Deshalb ist die mit Thriller-Elementen gespickte Geschichte eines romantischen Vampirs auf der Suche nach seiner ewigen Liebe ein Kassenschlager. Olga Sinjakowa, Präsidentin der Kinokette KARO, erklärt im Gespräch mit der Zeitung Iswestija:
"'Dracula' ist ein großangelegtes Kostümdrama von Luc Besson, einem der besten Regisseure im Bereich des Unterhaltungskinos. Der Film besticht durch seine unglaublichen Bilder und Effekte und bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Autoren- und kommerziellem Kino. Solche Filme sind natürlich besonders auf der großen Leinwand ein Genuss. Was dem Zuschauer heute fehlt."
Besson selbst behauptet, dass er einen Film über Liebe und Einsamkeit gedreht habe. Denn seiner Meinung nach geht es der Welt heute "nicht gut" und sie muss zur Liebe zurückkehren. "Wissen Sie, wenn man sich heute die Welt um uns herum ansieht, ist ein bisschen Liebe wahrscheinlich das Beste, was man den Menschen geben kann", sagte er russischen Journalisten vor dem Start seines Films in Russland.
Apropos Liebe. Möglicherweise haben auch geopolitische Faktoren dazu beigetragen, dass Bessons Film die Verfilmung von Kings Roman überholt hat. Während Luc Besson sich trotz der strengen Sanktionen und Boykotte nicht scheute, Russland zu besuchen und seine Liebe zum russischen Kino und zur russischen Literatur zu bekennen, nahm Stephen King eine vehement pro-ukrainische und russophobe Haltung ein. Das russische Publikum erinnert sich zweifellos daran, und deshalb liegt King, der gestrige "Allgemeinliebling" in den russischen Kinocharts, nur auf Platz zwei.
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