Am Times Square in New York läuft auf den riesigen Bildschirmen Werbung für Intervision, das russische Pendant zum Eurovision Song Contest. Mit dabei sind Bilder vom Kreml und Aufnahmen der wehenden russischen Trikolore. So was hat der Big Apple in den vergangenen drei Jahren wohl nicht gesehen. Das Auftauchen der Intervision-Werbung vor der Kulisse Moskauer Sehenswürdigkeiten kam für die US-Bürger überraschend, wie russische Medien berichten. Die Intervision-Spots werden nun fünf Tage lang zu sehen sein. Korrespondenten der Zeitung Iswestija, die vor Ort waren, schreiben:
"Der Morgen in New York ist sonnig, kein Wölkchen am Himmel. Menschen eilen zur Arbeit oder zur Schule, andere schlendern gemächlich durch die Innenstadt. Die Werbetafeln mit ihren schnell wechselnden Werbespots finden wenig Beachtung. Bis plötzlich der Moskauer Kreml auf der Fassade eines Hochhauses erscheint. Das kann man kaum ignorieren! Die interaktive Werbetafel mit den Maßen 17 x 10 m befindet sich auf dem Broadway zwischen der 46. und 47. Straße.
Ein zweiter Bildschirm steht in der Nähe zwischen der 43. und 44. Straße. Er ist mit 16 x 8 m etwas kleiner. Dafür ist sein Standort symbolträchtig: das Theaterviertel. In der Nachbarschaft befinden sich die Redaktion der Zeitung The New York Times, das Lyceum Theater, in dem das berühmte Musical Mamma Mia aufgeführt wird, und die städtische Oase New Yorks, der Bryant Park."
Die Zeitung Iswestija sprach mit Einwohnern New Yorks und fragte sie, wie sie eine solche Werbung wahrnehmen. Gerade im Hinblick auf die geopolitische Lage der letzten vier Jahre ist das sicherlich von Bedeutung. Doch wie die russischen Journalisten feststellen mussten, hat die russophobe Propaganda keinerlei Einfluss auf die Stimmung der New Yorker.
"Das Musikvideo ist sehr cool", sagten die Menschen. "Ein großartiger Wettbewerb, der mehr Menschen zusammenbringen wird." Und: "Wir können also miteinander auskommen und gemeinsam etwas tun, ohne dass es zu einem Drama kommt. Das ist sehr toll!" Eine Person meinte sogar: "Ich mag diesen Wettbewerb, ich würde gerne daran teilnehmen."
In diesem Jahr nehmen Künstler aus 23 Ländern, darunter auch aus den USA, am ersten Intervision teil. Die Vereinigten Staaten werden in Moskau von dem Sänger Brandon Howard vertreten, der eine Zeit lang aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Michael Jackson für dessen Sohn gehalten wurde. Der aus Kalifornien stammende Sänger gestand russischen Journalisten, dass die Teilnahme am Intervision-Wettbewerb für ihn ein neues Kapitel in seiner Karriere darstellt. "Es ist eine mitreißende Hymne, geschaffen für Stadien, Festivals und für die wahre internationale Verbundenheit", sagte er über seinen Wettbewerbsbeitrag mit dem Titel "We are champions". Seiner Vorstellung nach soll das Lied die Menschen vereinen, ihnen Energie und Selbstvertrauen geben.
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