Nach Razzia in Georgia: Südkorea warnt vor Investitionen in den USA

Bei einer Razzia der Einwanderungsbehörde in Georgia wurden kürzlich rund 300 südkoreanische Staatsangehörige festgenommen. Die Razzia könnte nun weitreichende diplomatische Konsequenzen für USA haben.

Der südkoreanische Präsident Lee Jae-myung erklärte am Donnerstag, südkoreanische Unternehmen würden davor zurückschrecken, neue Fabriken in den USA zu errichten, wenn Washington die Visabestimmungen für Arbeitnehmer aus Südkorea nicht lockern sollte. Dies war seine bisher deutlichste Warnung seit der Razzia der US-Einwanderungsbehörde in Georgia, die Südkorea erschüttert hatte.

Lee äußerte sich, nachdem Südkorea ein Charterflugzeug entsandt hatte, um Hunderte seiner Arbeiter zurückzuholen, die letzte Woche von US-Einwanderungsbeamten in einer im Bau befindlichen Fabrik für Elektrofahrzeugbatterien festgenommen worden waren. Ein Flugzeug der Korean Air mit 316 südkoreanischen Arbeitern an Bord soll am Donnerstagmittag in Atlanta starten. Es wird voraussichtlich am Freitagnachmittag Ortszeit auf dem internationalen Flughafen Incheon außerhalb von Seoul landen.

Südkoreanische Unternehmen, die in den Vereinigten Staaten investierten, seien durch die Razzia im Hyundai-LG-Werk in Ellabell, Georgia, "verwirrt" gewesen, sagte Lee am Donnerstag während einer Pressekonferenz in Seoul. Die festgenommenen Südkoreaner "waren nicht als Langzeit- oder Festangestellte dort, sondern als Techniker, die bei der Installation von Anlagen und Geräten halfen", sagte er. Diese Fachkräfte seien für den Bau und die Inbetriebnahme des Werks nötig gewesen, sagte er. "Aber solche Fachkräfte findet man in den Vereinigten Staaten nicht. Und es werden auch keine Visa für ihren Aufenthalt und ihre Arbeit ausgestellt."

US-Einwanderungsbeamte erklärten, dass die südkoreanischen Arbeiter im Hyundai-LG-Werk illegal beschäftigt gewesen seien und damit die Chancen amerikanischer Staatsbürger auf einen Arbeitsplatz beeinträchtigten. Die Razzia könnte nun weitreichende diplomatische Konsequenzen haben.

Im Rahmen eines Ende Juli angekündigten Handelsabkommens erklärte sich Südkorea bereit, ein Investitionspaket in Höhe von 350 Milliarden US-Dollar zuzusagen – im Gegenzug für eine Senkung der US-Zölle auf seine Exporte von 25 auf 15 Prozent. Während die Verhandlungen über die Details des Abkommens noch liefen, bestanden südkoreanische Beamte jedoch darauf, dass die Vereinigten Staaten zunächst die Visumfrage klären müssten, bevor die Investitionen getätigt werden könnten.

"Wenn die Vereinigten Staaten nicht zur Lösung des Visaproblems beitragen und weiterhin hart gegen andere südkoreanische Arbeitnehmer vorgehen, kann dies die Pläne südkoreanischer Unternehmen für künftige Direktinvestitionen dort ernsthaft beeinträchtigen", sagte Lee. "So wie die Dinge derzeit stehen, werden unsere Unternehmen zögern, Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten zu tätigen."

Lee zufolge habe die Razzia auch kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Verbündeten offenbart. Er merkte an, dass Südkoreaner es nicht problematisch fänden, wenn Amerikaner mit Touristenvisa in ihr Land kämen und Jobs als Englischlehrer fänden. Die US-Einwanderungsbehörden würden jedoch diejenigen, die gegen die Bedingungen ihres Visums verstießen, "auf ziemlich gewaltsame Weise" ausweisen.

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