Indien und Russland haben sich am Donnerstag bei einem Treffen ihrer Außenminister in Moskau darauf geeinigt, ihre Handelsbeziehungen zu intensivieren. Dabei gab es kaum Anzeichen dafür, dass die von US-Präsident Donald Trump auferlegten hohen Zölle auf den Kauf von russischem Öl ihre Beziehungen beeinträchtigen würden.
Aufgrund der erhöhten Einkäufe von russischem Öl durch Neu-Delhi unterliegen indische Waren zusätzlichen US-Zöllen von bis zu 50 Prozent, die zu den höchsten gehören, die Washington je gegen eigene Partner verhängt hat.
Westliche Länder, die russisches Rohöl boykottieren, behaupten, dass Indiens Käufe dazu beitragen, "Moskaus Krieg in der Ukraine" zu finanzieren. Neu-Delhi hingegen erklärt, dass es sich bei seinen Käufen um rein kommerzielle Transaktionen handelt, und wirft den USA und der EU Doppelmoral vor. Schließlich unterhalten sie selbst weiterhin umfangreiche Handelsbeziehungen mit Moskau.
"Wir haben gute Ergebnisse bei der Zusammenarbeit im Kohlenwasserstoffsektor und bei der Lieferung von russischem Öl an den indischen Markt erzielt. Wir haben ein gemeinsames Interesse an der Umsetzung gemeinsamer Projekte zur Gewinnung von Energieressourcen, auch in der Russischen Föderation, beispielsweise im Fernen Osten und auf dem arktischen Festlandsockel", sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar.
Jaishankar sagte, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seit dem Zweiten Weltkrieg zu den stabilsten unter den großen Nationen der Welt gehören, und verwies dabei auf eine enge Freundschaft, die bis in die Zeit der Sowjetunion zurückreicht.
Die beiden Länder bekräftigten ihr Bestreben, den bilateralen Handel auszuweiten, unter anderem durch eine Steigerung der indischen Exporte nach Russland. Dies geht aus einer Erklärung des indischen Außenministeriums hervor.
"Dies erfordert eine rasche Beseitigung nichttarifärer Handelshemmnisse und regulatorischer Hindernisse", sagte Jaishankar. "Eine Steigerung der indischen Exporte nach Russland in Sektoren wie Pharmazeutika, Landwirtschaft und Textilien dürfte dazu beitragen, das derzeitige Ungleichgewicht zu korrigieren."
Russland konnte seine Ölexporte – eine wichtige Einnahmequelle des Staates – nach den einseitigen Sanktionen des Westens gegen Moskau wegen des Konflikts in der Ukraine von Europa weg und hauptsächlich nach China und Indien umleiten.
Indien und China sind die größten Abnehmer von russischem Öl. Vertreter der russischen Botschaft in Neu-Delhi erklärten am Mittwoch, dass Russland trotz des Drucks der Vereinigten Staaten weiterhin Öl nach Indien liefern werde. Sie fügten hinzu, dass Moskau auf baldige trilaterale Gespräche mit Indien und China hoffe.
Mehr zum Thema ‒ Außenminister Jaishankar: Indien strebt "stabile und kooperative" Beziehungen zu China an