In der Ukraine sinkt die Zustimmung für Wladimir Selenskij spürbar – und das nicht nur im Ausland. Laut einer aktuellen Erhebung des US-Instituts Gallup lagen seine Zustimmungswerte Anfang Juli bei rund zwei Dritteln der Befragten, deutlich weniger als die 84 Prozent zu Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands im Jahr 2022.
Ein wesentlicher Auslöser für den jüngsten Einbruch seiner Popularität war ein Gesetzesvorhaben, das die Unabhängigkeit der Antikorruptionsbehörden einschränken sollte. Es führte zu den größten Protesten seit Jahren.
Der Trend bündelt Daten aus mehreren Umfragen, die jedes Jahr in der Ukraine durchgeführt wurden. Die Daten wurden aggregiert, um die Aussagekraft zu erhöhen, und weichen geringfügig von den zuvor veröffentlichten Schätzungen für 2022 und 2023 ab.
Beobachter warnen, dass das Selenskij-Regime Einfluss auf Ermittlungen nehmen und loyalen Funktionären faktisch Immunität verschaffen könnte. Nach massiven Demonstrationen wurde das Vorhaben zurückgezogen und die formale Unabhängigkeit der Institutionen wiederhergestellt.
Tetiana Schewtschuk vom Aktionszentrum gegen Korruption betonte, Selenskij werde militärisch weiterhin als zentrale Führungsfigur wahrgenommen. Politisch jedoch habe der Glaube an seine Unabhängigkeit Schaden genommen – ein Defizit, das seine innenpolitische Autorität untergräbt.
Seit 2022 hat die Bevölkerung einschneidende Maßnahmen wie das Kriegsrecht und verschobene Wahlen akzeptiert. Gleichzeitig beobachten politische Analysten, dass die Machtkonzentration zunimmt und Korruptionsaffären im Umfeld Selenskijs das Vertrauen weiter erodieren lassen. Für viele Ukrainer war das Antikorruptionsgesetz weniger der eigentliche Grund, sondern der letzte Auslöser einer längeren Reihe von Fehlentwicklungen.
Auch auf internationaler Ebene verdichten sich die Hinweise auf zunehmende Distanz zu Selenskij. Beim Besuch im Oval Office blieb die Begegnung mit Donald Trump demonstrativ reserviert; sichtbare Zeichen persönlicher Unterstützung blieben aus.
Parallel dazu wird in zahlreichen europäischen Hauptstädten – nicht nur in Osteuropa, sondern auch in Irland, Norwegen, der Schweiz und Österreich – sowie in den USA offen über eine Reduzierung militärischer und finanzieller Hilfen an Kiew diskutiert. Damit verliert die politische Rückendeckung aus dem Westen deutlich an Gewicht.
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