USA im Krieg mit Iran: US-Luftwaffe bombardiert in der Nacht nukleare Anlagen

Die USA haben in der Nacht zum Sonntag nukleare Anlagen in Iran angegriffen. Nach iranischer Darstellung trat dabei keine Radioaktivität aus. In der Welt mehren sich Stimmen, die Washington für den völkerrechtswidrigen Angriff verurteilen.

Die USA haben in der Nacht iranische nukleare Anlagen in Fordow, Natanz und Isfahan bombardiert. Nachdem in offiziellen Darstellungen aus Teheran zunächst unbestimmt von "Angriffen des Gegners" die Rede war, bestätigt inzwischen auch die iranische Führung, dass es sich um einen Angriff der US-Luftwaffe gehandelt hat.

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Angriff um 2.30 Uhr Ortszeit erfolgt, was 1.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit entspricht. In Kreisen von Militärexperten wird von sechs Bombern Northrop B-2 Spirit berichtet, die nonstop von der Whiteman Air Force Base in Missouri die Zielobjekte in Iran anflogen und zwölf GBU-57A/B MOP Bomben allein auf die Fordow-Anlage abwarfen. U-Boote der US-Marine sollen 30 Tomahawk-Raketen auf Natanz und Isfahan abgefeuert haben.

Über Tote und Verletzte infolge des Luftangriffs wird zur Stunde nicht berichtet.

US-Präsident Donald Trump verkündete den Angriff wie gewohnt in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Er postete: 

"Wir haben unseren sehr erfolgreichen Angriff auf drei nukleare Anlagen in Iran vollendet, einschließlich Fordow, Natanz und Isfahan. Alle Flugzeuge haben den iranischen Luftraum wieder verlassen."

Nach iranischen Angaben ist keine radioaktive Verschmutzung festgestellt worden, die Schäden an den Anlagen seien "oberflächlich". 

"Nach dem verbrecherischen Angriff der USA auf die Nuklearstandorte Fordow, Natanz und Isfahan, der unter Verletzung des Völkerrechts und der Normen für nukleare Sicherheit durchgeführt wurde, (...) hat das Zentrum eine Analyse der radioaktiven Kontamination dieser Anlagen durchgeführt", so das Zentrum in einer von der Atomenergie-Organisation Irans (AEOI) zitierten Erklärung.

Das Zentrum teilte mit, dass "keine Anzeichen für eine Kontamination festgestellt wurden", da "die erforderlichen Maßnahmen" im Vorfeld ergriffen worden seien. Es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung in der Nähe dieser kerntechnischen Anlagen.

Auch die IAEO erklärte am Sonntagmorgen, sie habe bisher keinen Anstieg der Strahlungswerte außerhalb der iranischen Atomanlagen festgestellt.

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert Quellen im iranischen Parlament, die erklärten, Teheran habe mit einem Angriff auf die Atomanlage Fordow gerechnet und deshalb eine Evakuierung durchgeführt, die Anlage sei nicht irreversibel beschädigt worden. Die Atomenergie-Organisation des Landes betonte, Teheran beabsichtige nicht, die Entwicklung der Atomindustrie nach den Angriffen einzustellen.

Der US-Angriff hat bereits negative Reaktionen auf internationaler Ebene hervorgerufen. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete ihn als gefährliche Eskalation in der Region und als direkte Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit. 

Der kubanische Außenminister Bruno Rodriguez Parrilla verurteilte die US-Aggression gegen Iran und bezeichnete sie als kriminellen, unverantwortlichen Akt, der gegen das Völkerrecht verstoße und unvorhersehbare Folgen habe.

Der republikanische Kongressabgeordnete Thomas Massie bezeichnete die US-Schläge gegen Iran als verfassungswidrig, und die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez aus dem Bundesstaat New York sagte, dass das Geschehene ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump rechtfertige. Der US-Präsident habe die nach der US-Verfassung erforderliche Zustimmung des Kongresses für den Kriegseintritt nicht eingeholt.

In ersten Reaktionen in Russland wird darauf hingewiesen, dass Trump den Angriff am Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion befohlen habe. Beispielsweise schrieb RT-Gastautor Oleg Jassinski auf seinem Telegram-Kanal: 

"Die Feinde der Menschheit haben ein manisches Bedürfnis, ihre Opfer immer in der Morgendämmerung des 22. Juni anzugreifen. Trump trägt ungeachtet seiner eigenen geistigen Beschränkungen und der zahlreichen Intrigen anderer, die ihn in einen Krieg und ein Amtsenthebungsverfahren ziehen wollen, die persönliche Verantwortung nicht nur für den Angriff auf ein Land, mit dem er erfolgreich eine friedliche Streitbeilegung ausgehandelt hat, sondern auch für einen Militärschlag gegen Atomanlagen, der Iran in eine große Tschernobyl-Zone zu verwandeln droht. Die heutige Nacht ist eine wichtige Erinnerung an die Treue zu ihrem Wort und das Maß an Vertrauen, das die USA und ihre Verbündeten in jeder Verhandlung verdienen. Verhandlungen werden von ihnen seit Langem als Ablenkungsmanöver und als Mittel zur Desorientierung des Feindes eingesetzt."

Iran hat inzwischen eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates beantragt. Der iranische Außenminister Sejjed Abbas Araghtschi veröffentlichte am Morgen eine Erklärung, in der es unter anderem heißt, sein Land behalte sich alle Handlungsoptionen zur Verteidigung seiner Souveränität, seines Volkes und seiner Interessen vor. 

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