Sacharowa fragt: An welches Kapitel deutscher Geschichte will Merz "wieder" anknüpfen?

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat die Frage aufgeworfen, ob Friedrich Merz möglicherweise eine Rückkehr in eine der dunkelsten Zeiten Deutschlands plant. Anlass ist die Osteransprache des designierten Bundeskanzlers, in der Merz ankündigt, dass Deutschland in der Welt "wieder" Verantwortung übernehmen werde.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat angedeutet, dass Friedrich Merz als Bundeskanzler eine dunkle Ära der Geschichte wieder aufleben lassen könnte. Sie reagierte damit auf eine Aussage des CDU-Chefs in dessen Osteransprache, in der er ankündigte, dass Deutschland unter seiner Führung "wieder Verantwortung übernehmen" werde. 

Wörtlich sagte Merz, der sich am 6. Mai vom Bundestag zum Kanzler wählen lassen will: "Deutschland wird in Europa und in der Welt wieder Verantwortung übernehmen. Nicht lautstark, aber verlässlich. Nicht arrogant, sondern partnerschaftlich." 

In einem Beitrag auf ihrem Telegram-Kanal fragte sich Sacharowa scherzhaft, "auf welche historische Periode" sich das "Wieder" in der Rede von Merz denn beziehe. 

Merz sagte am vergangenen Sonntag in der ARD, dass er den Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern könne. Die Waffe hat eine Reichweite von 500 Kilometern. Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Lieferung des Taurus trotz Drängen Kiews wiederholt mit der Begründung abgelehnt, er befürchte eine Eskalation des Konflikts.

Der designierte Bundeskanzler erklärte jedoch, dass Deutschland unter seiner Führung "die ukrainische Armee mit einer solchen Waffe ausstatten" werde. Merz deutete an, dass Kiew Taurus-Raketen einsetzen könnte, um die Kertsch-Brücke zu zerstören, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet.

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch äußerte die Hoffnung, dass Merz, sobald er als Kanzler von den Geheimdiensten "voll umfassend in Kenntnis gesetzt wird", die Lage neu bewerten wird. "Ich gehe davon aus, dass wir hier nicht zu einer Eskalation beitragen wollen, dass wir nicht Kriegspartei werden wollen", so Miersch.

Auf ihrer wöchentlichen Pressekonferenz am Donnerstag warnte Sacharowa, dass ein Taurus-Einsatz einer Kriegsbeteiligung Deutschlands gleichkäme, "da ein Kampfeinsatz dieser Marschflugkörper ohne direkte Unterstützung durch Bundeswehrsoldaten unmöglich" sei. 

Entsprechend werde Moskau dies als "direkte Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an den Kampfhandlungen aufseiten des Kiewer Regimes" werten, mit "allen sich daraus ergebenden Konsequenzen für Deutschland", so die Sprecherin.

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