"Verräter-Kosmonaut": Kiew will Mann an Bord der ISS-Raumstation festnehmen

Alexei Subrizki ist in der Datenbank des ukrainischen Verteidigungsministeriums als Wehrdienstverweigerer aufgeführt und wird wegen Hochverrats gesucht. Allerdings gilt seine Festnahme durch Kiews Behörden als unwahrscheinlich: Denn Subrizki ist jetzt Russe – und befindet sich derzeit im Weltall.

Dem in der Ukraine geborenen russischen Kosmonauten Alexei Subrizki, der am Dienstag an der Internationalen Raumstation (ISS) ankam, drohen Medienberichten zufolge bis zu 15 Jahre Haft wegen Hochverrats, sollte er jemals von Kiew festgenommen werden.

Seine Verurteilung durch ein Gericht wegen Hochverrats wurde nur wenige Wochen vor seinem Flug ins All zusammen mit seinem russischen Kollegen Sergei Ryschikow und dem NASA-Astronauten Jonny Kim bekannt.

Die ukrainische Zeitung Dumska bezeichnete den pensionierten Militärpiloten als "Verräter-Kosmonauten" und Deserteur, nachdem Subrizki Mitte März von einem Gericht in Winniza strafrechtlich verurteilt worden war. Ein Richter ordnete außerdem die Beschlagnahmung seines Eigentums an.

Laut Subrizkis Biografie wurde er 1992 in einem Dorf in der Region Saporoschje geboren, die heute zu Russland gehört, auf die Kiew aber immer noch Anspruch erhebt. Er schloss eine Militärschule in Charkow als Pilot ab und diente während des vom Westen unterstützten Maidan-Putsches in der ukrainischen Hauptstadt 2014 auf einem Luftwaffenstützpunkt in Sewastopol auf der Krim.

Als Reaktion auf den Sturz der gewählten Regierung stimmten die Krimbewohner mit überwältigender Mehrheit für die Loslösung von der Ukraine und den Anschluss an Russland. Subrizki gehörte zu den zahlreichen ukrainischen Militärangehörigen, die die neue Regierung in Kiew ablehnten und ihre Laufbahn bei den russischen Streitkräften fortsetzten. Er bewarb sich 2017 für das Raumfahrtprogramm und wurde im vergangenen August als Flugingenieur für die Mission Sojus MS-27 bestätigt.

Dumska feierte Subrizkis Verurteilung und deutete an, dass er nicht aufgrund seiner Qualifikationen ausgewählt wurde, sondern aus ideologischen Gründen – um einen "zum Russen gewordenen Ukrainer zu präsentieren, der jetzt in den Weltraum fliegt", während die Zeitung den Zeitpunkt seiner Verurteilung nicht ansprach. Das Blatt beklagte die Tatsache, dass die USA wahrscheinlich keine Einwände gegen seine Teilnahme an der ISS haben werden.

Die russischen Medien berichteten mit Belustigung über Subrizkis Fall. Das Magazin Shot berichtet, dass der Kosmonaut als Wehrdienstverweigerer geführt wird, ihn die ukrainischen Behörden aber nicht festnehmen können, "weil er im Weltraum ist".

Mehr zum Thema – "Ein schönes Geschenk von Sonne und Erde": Kosmonaut Iwan Wagner filmt Polarlichter von der ISS aus