Deutsche und europäische Politiker haben das aus dem Ruder gelaufene Treffen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Wladimir Selenskij kommentiert.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock schrieb auf X: "Die Ukraine ist nicht allein. Deutschland steht gemeinsam mit unseren europäischen Verbündeten geschlossen an der Seite der Ukraine – und gegen die russische Aggression." Sie betonte: "Die Ukraine kann auf unerschütterliche Unterstützung aus Deutschland, Europa und darüber hinaus bauen."
Ähnlich äußerte sich der französische Präsident Emmanuel Macron. Er wies darauf hin, dass die Ukraine ein angegriffenes Land und Russland der Aggressor sei. Der polnische Präsident Donald Tusk sicherte Selenskij und der Ukraine derweil Polens Solidarität zu: "Lieber Selenskij, liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein", schrieb Tusk auf der Plattform X.
Nach Aussage von SPD-Co-Parteichef Lars Klingbeil wird Deutschland bei der Hilfe für die Ukraine vorangehen. "Das Verhalten der US-Regierung zeigt einmal mehr, dass Europa seine Zukunft stärker in die eigenen Hände nehmen muss. Wir müssen gemeinsam auf allen Ebenen stärker werden", schrieb er auf X. "Deutschland muss und wird vorangehen. Auch um der Ukraine zu helfen."
Der voraussichtlich künftige Kanzler Friedrich Merz veröffentliche eine kurze Botschaft auf X in englischer Sprache: "Wir stehen der Ukraine in guten und in schwierigen Zeiten bei. Wir dürfen niemals Aggressor und Opfer in diesem schrecklichen Krieg verwechseln."
"Imperialistisch und unanständig" – Vorwürfe gegen Trump
Der CDU-Außenpolitiker und mögliche Anwärter für den Posten des Außen- oder Verteidigungsministers, Johann Wadephul, äußerte sich besonders emotional. "Die Szenen aus dem Weißen Haus sind schockierend. Wie kann man dem Präsidenten eines überfallenen Landes so in den Rücken fallen? Das freie Europa wird die Ukraine nicht verraten!", schrieb er auf X.
CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter hat Trump ebenso scharf krisiert. Das Gespräch im Oval Office nannte er eine "Attacke auf Selenskij". Er schrieb auf X:
"Die USA sind somit kein Partner mehr. Donald Trump schubst dabei die Ukraine unter den Bus".
Auch andere deutsche Politiker haben den US-Präsidenten kritisiert. Die Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner warf Donald Trump nach dem Eklat bei Selenskijs Besuch imperialistisches Gebaren vor. "Trump macht klar, was er unter Diplomatie versteht: Erpressung und Ausverkauf. Wer sich nicht kaufen lässt, ist 'undankbar'", beklagte sie auf der Plattform X. "Das ist kein Frieden, das ist imperialistisches Machtdenken." Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth nannte das Verhalten von Trump politisch verheerend und menschlich unanständig. Er habe die Ukraine einer Diktatur zum Fraß vorgeworfen.
Chrupalla: Selenskij ist ein Bettelpräsident
Die Reaktionen aus der AfD auf das Selenskij-Debakel fielen dagegen positiv aus. "Präsident Trump bricht das Gespräch mit Ukraines Präsident Selenskyj ab, weil dieser nicht bereit zum Frieden sei", schrieb der Co-Partei-Chef Tino Chrupalla auf X. Frieden müsse es trotzdem geben – auch ohne den Bettelpräsidenten Selenskij. Das sei keine Frage von Rohstoffen, sondern der Vernunft. Eine mögliche Einigung im Ukraine-Konflikt hat Chrupalla ausdrücklich begrüßt, auch unter Ausschluss der EU:
Da die EU und Deutschland als Mittler leider ausfallen, müssen sich USA und Russland einigen. Die AfD ist seit Jahren für Frieden!"
Der Chef der Kleinstpartei Werte-Union, Hans-Georg Maaßen, der auf X über beachtliche Reichweite verfügt, ließ in seinem Kommentar diplomatische Schranken fallen. Er postete: "Ich hätte Selenskij einfach rausgeschmissen. Man sollte niemals mit Trump in ein Gespräch gehen, wenn man nicht zu 100 Prozent nüchtern ist". Damit spielte Maaßen auf das hartnäckige Gerücht von Selenskijs Drogen-Konsum an.
Reaktionen aus Russland und USA
Der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew schlug in gleiche Kerbe und nannte die Szene im Oval Office einen "schonungslosen Verweis" für Selenskij. Er schrieb auf Telegram: "Trump sagte dem Kokain-Clown zum ersten Mal die Wahrheit ins Gesicht: Das Kiewer Regime spielt mit dem Dritten Weltkrieg. Und das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls". Das sei nützlich, aber nicht genug. Von den USA forderte er die Einstellung aller Militärhilfen für Kiew auf.
Der republikanische Falke Lindsey Graham, der sich früher für die kräftigste Militärunterstützung der Ukraine einsetzte, stellte sich hinter dem US-Präsidenten. "Ich war noch nie so stolz auf Trump, weil er dem amerikanischen Volk und der Welt gezeigt hat, dass mit diesem Mann nicht zu spaßen ist", so Graham gegenüber dem Sender Fox News. Er sagte, dass die Amerikaner, die Zeugen der heutigen Ereignisse waren, einschließlich des Senators selbst, Selenskij nicht als Geschäftspartner haben wollen. "Selenskij sollte sich für das Geschehene entschuldigen", sagte der US-Senator.
Was im Weißen Haus geschah: Am Freitag fand eine äußerst kurze, aber dafür denkwürdige Begegnung statt, die in die Geschichtsbücher eingehen dürfte. Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wladimir Selenskij wurde nach einem vor laufenden Kameras ausgetragenen Streit vorzeitig abgebrochen – RT DE berichtete. Die nach dem Gespräch geplante Pressekonferenz wurde auf Initiative der US-Seite abgesagt.
Nach dem vorzeitig beendeten Treffen, bei dem ein Rohstoff-Abkommen unterzeichnet werden sollte, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social, dass Selenskij noch nicht zum Frieden bereit sei. Selenskij habe den "Vereinigten Staaten von Amerika in ihrem geschätzten Oval Office" nicht den nötigen Respekt erwiesen, so Trump weiter. "Er kann zurückkommen, wenn er zum Frieden bereit ist", so der US-Präsident.
Mehr zum Thema – Medien: Trump sauer auf Selenskij – und begeistert von Putin