Von Wladimir Kornilow
Folgt man den europäischen Medien, so scheint diese Woche von "schicksalhafter, historischer und richtungsweisender" Bedeutung zu sein ‒ genau auf diese Weise versuchen sie, die bevorstehenden Staatsbesuche des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und des britischen Premierministers Keir Starmer im Weißen Haus zu präsentieren. Aus irgendeinem Grund geht man in Europa davon aus, dass diese beiden Politiker in der Lage sein könnten, die westliche Welt am Rande des Abgrunds aufzuhalten und Donald Trump davon zu überzeugen, dass er die Ukraine auf keinen Fall "ihrem Schicksal überlassen" sollte.
Liest man die Artikel führender Publikationen am Vorabend dieser Besuche, kann man ernsthaft glauben, dass in der Geschichte der modernen westlichen Welt noch nie etwas Wichtigeres passiert ist. Bloomberg nannte es "einen entscheidenden Moment in der Kampagne zu Trumps Meinungsänderung". Und die britische BBC zitiert Experten mit den Worten: "Wenn ich Starmer wäre, würde ich Trump sagen, dass dies seine Chance ist, in die Geschichte einzugehen als der Mensch, der den Frieden gebracht und diesen Krieg beendet hat." Aber nach britischer "Logik" muss man dafür natürlich... den Krieg fortsetzen.
"Starmer kann Kiew, Europa und unsere besonderen Beziehungen retten", schreibt Edward Drews, ein ehemaliger Berater des britischen Premierministers, in The Times. Seiner Meinung nach sollten die Führer Frankreichs und Großbritanniens Trump davon überzeugen, eine trilaterale FRUKUS-Allianz (Frankreich-UK-USA) nach dem Vorbild der pazifischen AUCUS zu schaffen und die Präsenz einer "Polizeimission" dieser Allianz in der Ukraine sicherzustellen. Ferner berichtet auch die Financial Times, dass Paris und London Vorschläge für das Weiße Haus zur Entsendung einer "Befriedungstruppe" vorbereiten.
Auch die ukrainische Propaganda hält mit ihren westlichen Kollegen mit und versichert der Bevölkerung, dass die Führer Frankreichs und Großbritanniens das Kiewer Regime mit Sicherheit retten werden. "Macron fährt in die USA, um Trump zur Vernunft zu bringen", berichtet UNIAN. Selbstverständlich wird dabei nicht erwähnt, wie Paris dies zu erreichen gedenkt. Aber solche kritischen Fragen werden von ukrainischen Propagandisten nie gestellt, die ihr Publikum regelmäßig mit verrückten Meldungen wie dieser bombardieren: "Endlich entschieden! Trump macht einen Deal: Macron schickt Truppen in die Ukraine!". Und es gibt Leute, die diesen Unsinn schon seit mehreren Jahren für bare Münze nehmen.
Dabei kamen die europäischen Medien so sehr in Fahrt, dass sie sich von der "schicksalhaften Bedeutung" der bevorstehenden Staatsbesuche überzeugten und sogar einen Wettbewerb um das Privileg ihrer Staatsoberhäupter anzettelten, als Erster den Teppich im Weißen Haus zu betreten ‒ so eine Art Rattenrennen im Streit "um Trumps Ohr". Und als Washington offiziell bekannt gab, dass Macron am Montag und Starmer erst am Donnerstag im Weißen Haus empfangen wird, sahen die britischen Medien darin eine "Niederlage im Rennen", obwohl es eigentlich kaum einen Unterschied macht, wer Trump seine Idee zuerst präsentiert.
Die Daily Mail beispielsweise kam zu dem Schluss, dass Macron die Rolle des "bösen Polizisten" und Starmer die des "guten Polizisten" spielen würde, um Trump zu überreden ‒ mit anderen Worten, sie teilte die Rollen sogar zwischen diesen beiden auf.
Dabei versuchte der amerikanische Präsident, diese Aufregung zu dämpfen. In einem Interview für Fox News Radio erinnerte er daran, dass sowohl Starmer als auch Macron die Möglichkeit gehabt hätten, den Ukraine-Konflikt zu beenden, aber sie hätten keinen Finger gerührt, um dies zu erreichen. Und dann wurden die Franzosen und Briten plötzlich von den Polen im Rennen "um Trumps Ohr" überholt. Erst wurde der polnische Außenminister Radosław Sikorski kurzfristig nach Amerika beordert ‒ so wurde es von polnischen Experten wahrgenommen. Und dann flog der polnische Präsident Andrzej Duda in aller Eile nach Amerika.
In den polnischen Medien wurde zunächst berichtet, dass das polnische Staatsoberhaupt im Weißen Haus empfangen werden würde, wobei das Treffen mindestens eine Stunde dauern sollte. Doch im Ergebnis endete es mit einer absoluten Demütigung für die polnische Delegation, die mehr als eine Stunde lang im Vorraum des Konferenzsaals festgehalten wurde, wo das jährliche Treffen konservativer Aktivisten stattfand. Das Treffen mit Trump selbst dauerte weniger als zehn Minuten! Sollten Starmer und Macron in Amerika den gleichen Empfang erhalten, werden ihre Besuche kaum als "von schicksalhafter Bedeutung" bezeichnet werden können.
Am Vorabend ihrer Reise erteilen ihnen jedoch praktisch alle westlichen Medien "öffentliche Anweisungen" darüber, was sie dem Herrn des Weißen Hauses diktieren sollten. "Ein großer Moment für Starmer", schreibt The Observer und gibt seinem Premierminister einen wertvollen Rat: Er solle Trump schmeicheln, es aber nicht übertreiben und sich so knapp wie möglich halten. Angeblich werde ihn das positiv vom französischen Präsidenten unterscheiden (der Wettbewerb zwischen diesen beiden ist also noch nicht vorbei). Die Zeitung zitiert Starmers Berater: "Trump langweilt sich sehr schnell. Wenn er das Interesse verliert und jemanden langweilig findet, hört er einfach auf, dem Gespräch zu folgen. Er mag Macron unter anderem deshalb nicht, weil dieser zu viel redet und versucht, ihn zu belehren."
Doch von den europäischen Führern verlangen ihre Zeitungen genau diese Belehrungen und Moralpredigten ‒ und Emotionen, noch mehr Emotionen! In der Tat nahm Starmer diese Linie bereits auf, indem er einen heuchlerischen Artikel in The Sun on Sunday veröffentlichte, wie die Ukrainer plötzlich aus heiterem Himmel von einem heimtückischen Russland angegriffen worden seien. Und das alles behauptet Starmer nur mit dem Ziel, Trump in seinem Artikel öffentlich aufzufordern, "die Ukraine nicht im Stich zu lassen". Selbstverständlich "vergaß" der britische Premierminister die vorangegangenen acht Jahre der Bombardierung des Donbass durch ukrainische Kämpfer ‒ als ob diese Konfliktgeschichte erst am 24. Februar 2022 begonnen hätte.
Bemerkenswert ist, dass in diesen kriegerischen Appellen und öffentlichen Aufträgen an Starmer und Macron so gut wie nichts über weitere praktische Schritte zu finden ist (die Idee einer FRUKUS-"Polizeimission" kann schließlich nicht ernst genommen werden). Im Chor des "grauen Lärms" sind bisher nur einige Stimmen zu hören, aber sie deuten bereits an, dass eine solche Rhetorik Europa und insbesondere die Ukraine nur in eine Sackgasse führt.
Zunächst fragte sich der langjährige Journalist und ehemalige Kriegsberichterstatter Patrick Cockburn in iWeekend, welchen Friedensplan all diese Trump-Kritiker im Gegenzug anbieten, außer der Forderung nach einem Platz am Verhandlungstisch mit den Russen, um ihnen ins Gesicht zu sagen, dass sie nicht mit ihnen verhandeln wollen.
Und der ebenso erfahrene Kolumnist Peter Hitchens schreibt in The Mail on Sunday: "Was ist los mit den europäischen Führungskräften, die um das Recht wetteifern, den Ukraine-Krieg fortzusetzen, obwohl er endlich zu Ende sein könnte? Warum verhält sich Großbritannien so, als ob uns eine edle Mission entzogen worden wäre? Wir sind ausgenutzt worden. Den Amerikanern sind wir eigentlich gleichgültig: Sie hätten früher auf unsere Unterstützung verzichten können, und jetzt ist es ihnen völlig egal, wie wir mit der von ihnen hinterlassenen Zerstörung umgehen."
Doch im Lärm eines aggressiven und blutrünstigen Mobs, der im Hinblick auf Russland längst jeden gesunden Menschenverstand verloren hat, finden diese vereinzelten Stimmen bei den europäischen Führungskräften wohl kaum Gehör. Daher werden Visiten von Macron, Starmer oder irgendeinem anderen Vertreter des europäischen Mainstreams die gleiche Wirkung haben wie Dudas schändlicher Staatsbesuch.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 24. Februar 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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