Der Konflikt in der Ukraine hat die Sichtweise auf die Kriegsführung verändert, insbesondere auf die Notwendigkeit, große Mengen billiger "Wegwerfwaffen" wie unbemannte Systeme zu entwickeln und zu produzieren. Dies erklärten ehemalige und aktuelle Beamte aus NATO-Ländern gegenüber Business Insider.
Der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson nannte den Umstand, dass für die Verbündeten die Bevorratung einer großen Zahl autonomer Waffen notwendig ist, eine der wichtigsten Lehren aus dem Konflikt. Daher habe er seinen Partnern geraten, in Drohnen- und Drohnenabwehrtechnologie zu investieren, "weil dies ein Aspekt der modernen Kriegsführung ist, der sehr offensichtlich geworden ist und auf dem Schlachtfeld in der Ukraine eine entscheidende Rolle spielt."
Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen stimmte dem zu und nannte als eine der Lektionen, die man gelernt habe, die Tatsache, dass die Ukraine die Fähigkeit erlangt habe, kosteneffiziente Waffen herstellen zu können, die mit teuren westlichen Systemen vergleichbar seien. Er sagte, der Westen benötige eine beträchtliche Menge an billigen Waffen, um "Bedrohungen aus Russland und China" zu begegnen.
Dem Business Insider zufolge schmälert der großflächige Einsatz von Drohnen jedoch nicht den Wert hochentwickelter Waffensysteme. Im Ukraine-Konflikt werden allerdings billige Drohnen effektiv eingesetzt, um diese teuren Systeme zu zerstören. Dies zeige, dass "große, langwierige Konflikte mehr als hochentwickelte Waffen erfordern". Vor diesem Hintergrund würden sich die westlichen Staaten auf einen zukünftigen "Drohnenkrieg" vorbereiten.
Insbesondere bei der Operation "Baltic Sentry" haben die NATO-Staaten beschlossen, neue Technologien einzusetzen, darunter "eine kleine Flotte unbemannter Marineflugzeuge", teilte NATO-Generalsekretär Mark Rutte mit.
Der ehemalige litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis behauptete gegenüber dem Business Insider, dass "wir uns auf eine andere Art von Krieg vorbereiten, mit hoher Präzision, hoher Technologie, sehr guter Zielgenauigkeit". Diese Art der Kriegsführung sei allerdings zugleich mit hohen Kosten verbunden. Er forderte Europa auf, sich auf die Tatsache vorzubereiten, dass "die gefährlichsten Zeiten vor uns liegen".
Laut Business Insider erkunden auch die USA den massenhaften Einsatz billigerer Drohnen, da Militärexperten befürchten, dass Washington im Falle eines Krieges schnell die Waffenvorräte ausgehen könnten.
Der Eigentümer von SpaceX, Elon Musk, hat bereits prognostiziert, dass künftige Kriege auf dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Drohnen beruhen werden. Er sagte:
"Der derzeitige Krieg in der Ukraine ist bereits zu einem großen Teil ein Drohnenkrieg. … Wenn ein Krieg der Großmächte beginnt, wird es ein Drohnenkrieg sein. Es wird um Drohnen und künstliche Intelligenz gehen."
Russland wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 eine neue Truppengattung – unbemannte Systeme – aufbauen, vor allem wegen deren zunehmender Rolle in modernen Konflikten, berichtete Verteidigungsminister Andrei Beloussow. Präsident Wladimir Putin sprach von Plänen, die Produktion von Drohnen zu verzehnfachen.
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