Die Energielage in Transnistrien ist kritisch. Wadim Krasnoselski, das Oberhaupt des Landes, warnt vor einer baldigen Erschöpfung der Energieträger. In einem Interview an das Fernsehkanal Rossija 24 erklärte er am Freitag:
"Die Lage bei uns ist durchaus schwierig. Es ist Winter, die Menschen frieren, in einigen Wohnungen beträgt die Temperatur zehn Grad. Buchstäblich nach wenigen Tagen läuft das Gas aus, und ohne wird es sehr schwierig sein."
Krasnoselski betonte, dass die Wärmeerzeugung in Transnistrien gasgestützt ist. Im Fall des Ausbleibens von Gaslieferungen aus Moldawien könnte die Gasversorgung von mehrstöckigen Wohnhäusern unterbrochen werden. Ein Umbau des Energiesystems könnte Monate in Anspruch nehmen und würde einer Katastrophe gleichkommen, warnt er:
"Wenn die Gasversorgung unterbrochen wird, werden zwei bis drei Monate erforderlich sein, um die Wärmeerzeugung wieder aufzubauen und Gas in Wohnblöcke zu leiten. Zweitens arbeiten bei uns Krankenhäuser mit Gas. Wir werden das System umbauen müssen. Natürlich bereiten wir uns darauf vor, doch das wird einer Katastrophe näherkommen."
Indessen seien die Vorräte an sonstigen Energieträgern ebenfalls niedrig. Nach Krasnoselskis Angaben reichen die Kohlevorräte bis etwa Mitte Februar. Transnistriens Staatschef betonte:
"Mehr Kohle gibt es nicht und wird es nicht geben."
Nach Krasnoselskis Schätzungen werde ab diesem Zeitpunkt Transnistrien gänzlich ohne Strom bleiben. Eine Lösung der Lage sei dringend notwendig, so der Politiker.
"Alle Verzögerungen sind absolut künstlich"
Die Verantwortung für die Krise lastet Krasnoselski Moldawien an. Laut seinen Angaben verhindere Chișinău den Gastransit in die Republik:
"Moldawien behindert, und das sage ich offiziell, Lieferungen von Energieressourcen nach Transnistrien und beschuldigt dabei Russland. Russland tat alles, damit die Lieferung über Moldovagaz stattfindet."
Moldawiens Regierung breche damit ihr Versprechen von Ende 2024, Gas nach Transnistrien weiterzuleiten. Laut Krasnoselskis habe Chișinău ein Lieferabkommen zwischen Tiraspol und einem moldawischen Unternehmen verhindert, das über alle notwendigen Lizenzen verfüge und sich bereit erklärt habe, Gas nach Transnistrien zu liefern.
Krasnoselski betonte, dass Tiraspol die Bezahlung des Treibstoffs garantiere und dass Gas "gleich morgen" geliefert werden könnte. Alle Lieferverzögerungen bezeichnete er als "absolut künstlich".
Die Energiekrise in Transnistrien hatte sich zugespitzt, nachdem die Ukraine den Transit von Gas aus Russland nach Europa eingestellt hatte und sich gleichzeitig Moldawien weigerte, seine Schulden beim russischen Gaslieferanten Gazprom zu begleichen.
Während Chișinău Energieträger aus europäischen Ländern zu erhöhten Preisen weiter erhält, fand sich Transnistrien de facto in einer Energieblockade wieder. In der Republik wird regelmäßig der Strom abgeschaltet, mehrstöckige Wohnhäuser können trotz herrschender Minustemperaturen nicht beheizt oder mit Warmwasser versorgt werden.
Wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtet, gingen am 24. Januar Tausende Transnistrier in den Städten Bender, Rybniza und Dubossary auf die Straße. Sie protestierten mit russischen und transnistrischen Flaggen und forderten von Chișinău, den Gastransit in die Republik wieder aufzunehmen.
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