Grönlands Regierungschef Egede: "Wir wollen weder Dänen noch Amerikaner sein"

Obwohl der gewählte US-Präsident Donald Trump seinen Territorialanspruch auf die dänische Insel Grönland immer härter betont, strebt die lokale Regierung in Nuuk eine Unabhängigkeit an. Regierungschef Múte Egede zeigt sich zu einem Gespräch mit dem Republikaner bereit.

Dank dem Interesse des gewählten US-Präsidenten Donald Trump kommt Grönland nicht aus den Schlagzeilen. Während der Republikaner die strategische Notwendigkeit seines Landes darin sieht, die weltweit größte Insel zu besitzen, haben die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und der grönländische Regierungschef Múte Egede bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag in Kopenhagen ihre Vision über die Zukunft der arktischen Region dargelegt. Beide zeigten sich bereit, mit dem gewählten US-Präsidenten zu diskutieren.

Egede drängte auf eine Unabhängigkeit Grönlands. Eine Fortsetzung des Status quo lehnte der Politiker ab. Das Fortbestehen der Insel als Teil Dänemarks sei keine Option. Sie dürfe auch kein Bestandteil der USA sein. Der 37-Jährige wurde von den örtlichen Medien mit den Worten zitiert:

"Wir wollen weder Dänen noch Amerikaner sein. Wir wollen Grönländer sein."

Dabei verneinte der grönländische Regierungschef die Frage, ob er inzwischen mit Trump gesprochen habe. Egede zeigte sich aber gesprächsbereit. Dennoch sollten alle den Wunsch seines Volkes respektieren, in seiner Heimat sein eigener Herr zu sein.

"Das bedeutet aber nicht, dass wir alle Kontakte, sämtliche Kooperation und alle Beziehungen zu Dänemark abreißen werden."

Frederiksen erklärte ihrerseits, dass sie Grönland zwar weiterhin als Bestandteil des Königreichs sehen möchte. Dennoch erklärte sie den Wunsch der Insulaner nach Unabhängigkeit für "legitim und verständlich". Das Interesse der USA bezeichnete sie als "positiv". Zuvor hatte die 47-Jährige bekannt gegeben, sie habe bereits ein Treffen mit Trump beantragt. Dieses werde aber kaum vor dem Amtsantritt des Republikaners am 20. Januar stattfinden.

Ende Dezember hatte Trump auf seiner Plattform Truth Social geschrieben, dass es im Interesse der nationalen Sicherheit der USA und der Freiheit in der Welt sei, dass sein Land Grönland besitze und kontrolliere. Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte der Republikaner vorgeschlagen, die Insel zu kaufen. Um die Debatte anzuheizen, veröffentlichte sein Sohn Eric daraufhin auf der Plattform X ein Meme, das Trump beim Kauf von Kanada, Grönland und Panama auf der Online-Plattform Amazon zeigte.

Bis zum Jahr 1953 war Grönland offiziell eine Kolonie und wurde dann zu einer Provinz. Durch eine Volksabstimmung trotzte die Insel im Jahr 1979 der früheren Kolonialmacht Dänemark erstmals Autonomie ab. Im Jahr 2009 erlangte Grönland das Recht, mittels einer Abstimmung seine Unabhängigkeit zu fordern. Im Jahr 2023 stellte die örtliche Regierung ihren ersten Entwurf für eine mögliche Verfassung vor.

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