Reuters: Mit Unterbrechung des Gastransits "bestraft" Kiew einige Staaten, aber nicht Russland

Stoppt die Ukraine die Lieferung russischen Gases nach Europa, verliert sie laut der Agentur Reuters bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr. Gazprom dürfte davon jedoch kaum beeinträchtigt werden, da es eine Alternative hat: Es kann sein Gas über eine andere Route liefern.

Die bevorstehende Blockade des Transits von russischem Gas seitens Kiews, mit der Russland bestraft werden soll, wird die Gewinne von Gazprom in keiner Weise beeinträchtigen. Andere Länder werden jedoch darunter leiden. Zu diesem Schluss kommt die Nachrichtenagentur Reuters. Obwohl sich Europa generell weigert, russisches Pipeline-Gas zu beziehen, gibt es Länder, die es nach wie vor kaufen. Das sind die Slowakei, Ungarn und Österreich, die "engere Beziehungen zu Moskau unterhalten" und damit "das gemeinsame Konzept der EU infrage stellen". Die Agentur schreibt:

"Staaten, die noch immer russisches Gas beziehen, behaupten, es sei der kostengünstigste Brennstoff, und werfen den benachbarten EU-Ländern hohe Transitgebühren vor, die für alternative Lieferungen erhoben werden.

Die Ukraine erhält immer noch zwischen 0,8 und 1 Milliarde US-Dollar an Transitgebühren für die Durchleitung russischen Gases durch ihr Territorium."

Nach Berechnungen von Reuters würden die gesamten Pipeline-Gasexporte von Gazprom nach Europa über alle Routen von 28,3 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2023, als sie auf den niedrigsten Stand seit den 1970er Jahren fielen, auf 32 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2024 steigen. Russland könnte also in diesem Jahr rund fünf Milliarden Euro mit Lieferungen durch die Ukraine verdienen.

Allerdings verfügt das Land über alternative Abnehmer und Ausweichmöglichkeiten, so Reuters. Deshalb ist die ukrainische Route für Russland nicht mehr wichtig. Beispielsweise kann das Land einen Teil des von Ungarn benötigten Gases über den Transportweg TurkStream liefern. Die Einnahmen von Gazprom werden also durch die Entscheidung Kiews, den Transit zu stoppen, nicht stark beeinträchtigt. Die europäischen Länder werden jedoch darunter leiden. Die von der EU und der Ukraine unter Vermittlung Aserbaidschans eingeleiteten Verhandlungen haben bisher zu keinem Ergebnis geführt, so Reuters abschließend.

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