Flugzeugunglück in Kasachstan: Maschine auf dem Flug nach Grosny abgestürzt

An der Küste des Kaspischen Meeres kam am 25. Dezember ein Passagierflugzeug zu Fall, das von Baku in Aserbaidschan nach Russland unterwegs war. Nach vorläufigen Daten haben mindestens 25 Menschen an Bord überlebt. Videomaterial vom Ort des Unglücks liegt vor.

Kasachstans Ministerium für Katastrophenschutz und außerordentliche Situationen teilt mit: "Nahe Aktau im Westen des Landes, an der Küste des Kaspischen Meeres, ist am Morgen des 25. Dezember 2024 ein Passagierflugzeug vom Typ Embraer 190 der Azerbaijan Airlines abgestürzt." Der Flug war in der Hauptstadt Aserbaidschans, Baku, gestartet und sollte nach Grosny in Tschetschenien gehen.

Zeugen aus den Reihen der Mitarbeiter des Flughafens Aktau, in dessen Nähe die Maschine am Boden aufgeschlagen ist, haben den Absturz per Video dokumentiert – RT DE hat das Material:

In der Pressemitteilung der kasachischen Katastrophenschützer wurde zunächst Folgendes bekannt gegeben:

"Ein Flugzeug, das von Baku aus nach Grosny flog, ist am Flughafen Aktau abgestürzt. Am Ort des Unglücks in Aktau sind 52 Mann an Personal und elf Fahrzeuge des Ministeriums für Katastrophenschutz Kasachstans eingetroffen."

Löscharbeiten am Wrack seien ebenfalls im Gange, so die kasachische Behörde weiter. Einige Menschen an Bord des Flugzeugs sollen nach vorläufigen Daten der Pressemitteilung überlebt haben. Zunächst wurde von sechs, dann von 14 Überlebenden ausgegangen, veröffentlichte die Nachrichtenagentur Sputnik Kasachstan mit Verweis auf das Gesundheitsministerium des Landes. Die Mediziner lieferten auch die bisher detaillierteste Hergangsbeschreibung des Unglücks:

"Am 25.12.2024 um 10:58 Uhr erhielten wir eine Ausrückanfrage der Ersten Dringlichkeitskategorie: An Bord des Flugzeugs ist eine Gasflasche zerborsten. Entsandt wurden 22 Rettungswagen-Brigaden und sechs Brigaden des Zentrums für Katastrophenmedizin. Das örtliche mehrfach spezialisierte Krankenhaus hat 30 Betten in den Abteilungen Chirurgie und Verletzungen sowie 10 Betten in der Reanimation vorbereitet. Das örtliche Kinderkrankenhaus hat ebenfalls 20 Betten vorbereitet – zuzüglich 10 Betten in der Reanimation."

Weitere Mediziner wurden am späten Vormittag Moskauer Zeit aus der Hauptstadt Kasachstans, Astana, mit einem Flugzeug nach Aktau gebracht, teilte das kasachische Gesundheitsministerium weiter mit. Zuvor wurde darauf hingewiesen, dass sich der Flughafen Aktau weiterhin im Normalbetrieb befinde. Die Piloten hätten nach Eintreffen eines Notfalls an Bord ihre vorgesehene Route verlassen und die Maschine dorthin gesteuert, um notzulanden. Dies gelang ihnen jedoch nicht: Das Flugzeug stürzte etwa drei Kilometer vom Flughafen Aktau ab.

Aktuell mussten von den 14 Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, fünf Schwerverletzte in die Reanimation. Das bisher einzige ins Kinderkrankenhaus eingelieferte Kind wurde bereits untersucht, ein Jugendlicher von 16 Jahren sei noch unterwegs. Eine höhere Angabe zur Zahl der Überlebenden wurde mittlerweile ebenfalls genannt, und zwar unter anderem von dem russischen Online-Nachrichtenportal Baza: Von bisher insgesamt 25 Personen seien 19 bereits in Krankenhäuser eingeliefert worden, sechs würden aktuell dorthin gebracht.

Wiederum eine größere Zahl der Überlebenden gibt die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti mit Verweis auf den Operatiosstab des kasachischen Katastrophenschutzes an: In Aktaus Krankenhäuser seien bisher 27 Personen, darunter drei Kinder, eingeliefert worden; Wsgljad schreibt von bisher insgesamt 28 Überlebenden. Von diesen sind Stand 12:23 Uhr Moskauer Zeit 26 Personen in Krankenhäuser eingeliefert worden, informiert TASS.

Tengri News hat Informationen veröffentlicht, denen zufolge von den insgesamt 67 Menschen an Bord der Embraer einschließlich der aus fünf Personen bestehenden Besatzung 37 Bürger Aserbaidschans, 16 Bürger Russlands, sechs Bürger Kasachstans und drei Bürger Kirgisistans waren. Eine Liste der Staatsbürger Russlands gab Baza heraus:

Eine Liste mit insgesamt vier Kindern und Jugendlichen, die nach bisherigen Daten mit dem nunmehr abgestürzten Flugzeug mitgeflogen waren, veröffentlichte Baza separat.

Von der fünfköpfigen Besatzung konnten nach bisherigen Erkenntnissen nur zwei Flugbegleiter überleben, ein Mann und eine Frau. Beide Piloten kamen bei dem Absturz ums Leben. Das Schicksal des fünften Besatzungsmitglieds war Stand früher Vormittag Moskauer Zeit noch nicht bekannt. Mit Namenslisten aller Passagiere an Bord der Maschine, aller überlebenden Passagiere und der Besatzung warteten RIA Nowosti und Sputnik Kasachstan auf. Die Daten stammen von der aserbaidschanischen Fluglinie. 

Etwaige Abweichungen in den genannten Zahlen und Listen erklären sich damit, dass alle Daten noch präzisiert werden und Aktualisierungen unterliegen.

Die Informationen von Tengri News über die Zusammensetzung der Fluggäste nach Herkunftsländern konnten im Laufe des Tages noch präzisiert werden – das Generalkonsulat der Russischen Föderation hat sich dessen angenommen. Auch eine Delegation Aserbaidschans ist zum Ort der Katastrophe angereist. Maria Sacharowa, Außenamtssprecherin Russlands, gab Folgendes bekannt:

"Die russische Botschaft in Kasachstan und unsere [anderen] Auslandsvertretungen im Gebiet dieses Landes stehen im Kontakt mit den Behörden vor Ort, um den Opfern des Flugzeugunglücks Hilfe und Beistand zu leisten.

Russische Diplomaten, die in Kasachstan arbeiten, werden jedwede Daten registrieren und zügig zu diesem Thema informieren."

Gesondert wies Sacharowa darauf hin, dass den Angehörigen der Unglücksopfer zwei Hotlines unter kasachischen Rufnummern zur Verfügung stehen: Eine, unter der Nummer +996-7292-31-90-91, haben die Behörden der Stadt Aktau eingerichtet, die andere, unter der Nummer +996-7172-55-96-21, der Operationsstab des Katastrophenschutzes von Kasachstan.

Russlands Konsulat in Uralsk habe zudem einen eigenen Krisenstab eingerichtet, informiert TASS mit Verweis auf die Botschaft in Astana. Auch seien russische Diplomaten zum Unglücksort ausgefahren.

Aserbaidschans Präsident, Ilham Alijew, habe bei den zuständigen Behörden seines Landes eine eigene Ermittlung zu den Unglücksursachen angeordnet und die Sache unter seine persönliche Kontrolle genommen. Er habe hierfür seine Teilnahme am Gipfel der GUS-Staaten in Sankt-Petersburg abgebrochen und sei nach Baku geflogen, schreiben die Medien.

Vorgerichtliche Ermittlungen laufen auch in Kasachstan selbst. Der Landespräsident Kassym-Schomart Tokajew hat sie angeordnet und sie dem Vizepremier Kanat Bosumbajew unterstellt. Durchgeführt wird sie von einer behördenübergreifenden Ermittlungsgruppe, deren Teil erfahrene Mitarbeiter des Innen- und des Katastrophenschutzministeriums sowie der Staatsanwaltschaft für Transportwesen sind. Geleitet wird sie von Sonderstaatsanwälten der Generalstaatsanwaltschaft Kasachstans, die hierüber informieren.

Eine weitere Untersuchung zu dem Absturz führt auch Russlands Ermittlungskomitee. 

Bei all diesen Ermittlungen geht es zunächst um mögliche Verstöße gegen die Regeln der Flugsicherheit.

Führende Politiker der Länder, die von dem Flugzeugunglück betroffen wurden, sind dabei, Beileidsbekundungen an die Familien der Menschen an Bord der aserbaidschanischen Passagiermaschine auszusprechen. Bisher waren dies vor allem die Präsidenten Russlands und Aserbaidschans, Wladimir Putin und Ilham Alijew, und der Präsident von Kirgisistan, Sadyr Schoparow. Beileidsbekundungen kamen auch von Russlands Transportministerium und Minister Roman Starowoit.

Neben einer möglicherweise zerborstenen Sauerstoffflasche geben Medien wie das bereits genannte Baza einen weiteren möglichen Grund für den Absturz an: Das Flugzeug sei in der Luft mit einem Vogelschwarm zusammengestoßen. Diese Daten stammen von Russlands Luftfahrt-Aufsichtsbehörde Rosaviazija. 

Weitere mögliche Gründe nannte ein Luftfahrtexperte im Gespräch mit RIA Nowosti: "Unzureichender Treibstoffvorrat, Versagen des Steuerungssystems sowie Versagen beider Triebwerke." Der nicht näher benannte Spezialist hält ein Versagen des Steuerungssystems für die wahrscheinlichste Möglichkeit. Die anonyme Quelle wörtlich:

"Man sieht, wie die Maschine sehr steil an Höhe verlor, als ob die Besatzung gar nicht erst versucht hätte, die Flugbahn auszugleichen."

Diesbezüglich muss angemerkt werden, dass ein Kontrollverlust, wie der Experte ihn nach Betrachtung des vorliegenden Videomaterials feststellte, auch durch einen Überfluss an Sauerstoff in der Kabine zustande gekommen sein könnte: Zeugen zufolge hätten Menschen nach Bersten der Sauerstoffflasche an Bord ihr Bewusstsein verloren. Dies könnte also auch den Piloten passiert sein.

Weitere Informationen werden nach dem Auslesen des Flugschreibers erwartet.