In einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais gibt Marine Le Pen bekannt, dass sie bereits vor mehreren Jahren Behörden in Frankreich aufgefordert habe, Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht zu unterschätzen. Paris habe damals einen Neuanfang im Dialog mit Moskau versucht, meint die Vorsitzende der Partei Rassemblement National (RN) im französischen Parlament im Gespräch vom Donnerstag. Sie führt aus:
"Russland war in den 1990er-Jahren am Boden und es gelang ihm, seine wichtige Rolle auf der Weltbühne wiederherzustellen."
Mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine meint die Politikerin, dass Kiew diesen nicht gewinnen könne. Davon habe sie auch gleich zu Beginn der Auseinandersetzung gesprochen. Und weiter:
"Wir drängen sie, den Krieg fortzusetzen, der zu einem wahren Massaker unter Militärs und Zivilisten geführt hat. Der einzige Weg für die Ukraine zu gewinnen, wäre ein Eingreifen der NATO, und das wäre der Dritte Weltkrieg."
Eine Antwort auf die Frage, ob sie weiterhin Kriegsgerät an die Ukraine liefern würde, wenn es nach ihr ginge, lehnte Le Pen aber ab. Zugleich äußerte sie die Hoffnung, dass es dem designierten US-Präsidenten Donald Trump gelingen werde, Moskau und Kiew an den Verhandlungstisch zu bringen und eine diplomatische Lösung des Konflikts zu finden.
Trump hatte wiederholt erklärt, dass der Konflikt in der Ukraine nie begonnen hätte, wenn er US-Präsident gewesen wäre. Er behauptete auch, dass er im Falle seines Wahlsiegs in nur 24 Stunden eine Beilegung des Konflikts erzwingen könnte. Kremlsprecher Dmitri Peskow reagierte darauf mit den Worten, dass das Problem zu komplex sei, um es an einem Tag lösen zu können.
In der Filmdokumentation "Russland. Neuere Geschichte", der im Jahr 2021 im russischen Staatsfernsehen gezeigt wurde, äußert sich Präsident Putin zu der Lage in Russland in den 1990er-Jahren. Die Situation sei in allen Bereichen der Wirtschaft, der Armee sowie der Strafverfolgungsbehörden äußerst kompliziert gewesen, betont er. Im Land sei praktisch ein Bürgerkrieg im Gange gewesen.
Damals sei der Westen sicher gewesen, dass Russland zusammenbrechen würde, erklärt Putin. Er habe selbst Landkarten gesehen, auf denen Russland in mehrere unabhängige Staaten aufgeteilt gewesen sei. Darüber hinaus habe ihm der Präsident eines der osteuropäischen Länder in einem privaten Gespräch davon erzählt. Laut Putin sagte ihm dieser direkt, dass "in Europa nie die Frage bestanden hat, ob Russland zusammenbrechen wird oder nicht". Dort sei man überzeugt gewesen, dass eine solche Entwicklung unvermeidlich gewesen sei.
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