APEC- und G20-Treffen: Trumps Wiederwahl bestimmt indirekt Agenda

APEC und die G20 treffen sich vor dem Hintergrund der Ungewissheit nach Donald Trumps Wiederwahl. Die Teilnehmer versuchen auszuloten, was Trumps "America First"-Politik mit sich bringen wird. Das größte Risiko birgt Trumps Doktrin für China.

Hochrangige Politiker der zwei Dutzend größten Volkswirtschaften der Welt befinden sich derzeit in Lateinamerika. Das Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) findet aktuell in Peru statt, während das benachbarte Brasilien den G20-Giplfel willkommen heißen wird.

Auf der Tagesordnung des APEC-Gipfels stehen unter anderem Themen wie die grüne Wirtschaft und die Verbesserung der Seelogistik. Über ähnliche Wirtschaftsthemen wird auch beim G20-Gipfel in Brasilien diskutiert werden.

Die Teilnehmer an beiden Veranstaltungen werden über eine Person diskutieren, die weder in Lima noch in Rio de Janeiro anwesend sein wird: Donald Trump. Dieser wird zum zweiten Mal US-Präsident und sein Sieg könnte weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben. Im Mittelpunkt der Gespräche in Peru steht die Frage, "wie Trump 2.0 aussehen" wird, erklärte ein hochrangiger Diplomat eines APEC-Mitgliedstaates gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters unter der Bedingung der Anonymität.

Im Rahmen seiner Wahlkampagne hatte Trump angekündigt, Zölle in Höhe von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe aus dem Ausland zu erheben. Zudem beklagte er sich über das Ungleichgewicht im Handel mit den meisten Staaten des asiatisch-pazifischen Raums und versprach, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen. Laut Trump übersteigt der Import von Waren aus diesen Ländern in die USA den Export erheblich. Außerdem drohte Trump mit dem Ausstieg der USA aus einer Reihe von Handelsabkommen wie der Globalen Wirtschaftsinitiative des derzeitigen US-Präsidenten Joe Biden sowie des Indo-Pazifischen Wirtschaftsabkommens, dem viele APEC-Mitglieder angehören.

Besonders beunruhigend könnte Trumps Rückkehr ins Weiße Haus für Peking sein, berichtet die Zeitung Kommersant, denn Trump hat sich mit China während seiner ersten Amtszeit einen Handelskrieg geliefert. Im Laufe seiner jüngsten Wahlkampagne versprach der designierte US-Präsident, Waren aus China mit Einfuhrzöllen in Höhe von 60 Prozent zu belegen.

Kommersant weist darauf hin, dass die chinesische Führung vermutlich nicht glücklich darüber sei, dass Trump die Schlüsselpositionen in der neuen Regierung an vermeintlich china-feindliche Politiker vergeben habe. Senator Marco Rubio wird den Posten des Außenministers innehaben, während Mike Waltz zum Nationalen Sicherheitsberater ernannt werden soll.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat Trump nach dessen Wiederwahl zum US-Präsidenten vor einem konfrontativen Kurs gewarnt. In seiner Glückwunschbotschaft an Trump wies Xi darauf hin, dass "die Geschichte gezeigt hat, dass China und die Vereinigten Staaten von Zusammenarbeit profitieren und unter Konfrontation leiden".

Diese Gedanken über die zukünftigen Beziehungen zwischen Peking und Washington werde Xi mit Sicherheit auch während des geplanten Treffens mit Biden zum Ausdruck bringen, schreibt Kommersant. Die beiden Staatschefs werden sich am Samstag am Rande des APEC-Gipfels in Lima treffen, wie der Nationale Sicherheitsberater der USA Jake Sullivan am Mittwoch gegenüber Reportern erklärte.

Allerdings sei das Verhältnis gegenüber dem geopolitischen Hauptrivalen unter der Biden-Administration nicht weniger angespannt gewesen, so die Zeitung. Der scheidende US-Präsident habe die meisten der von seinem Vorgänger gegen China verhängten Handelsbeschränkungen in Kraft gelassen.

Auf den Gipfeltreffen der APEC und der G20 habe der chinesische Staatschef eine gute Gelegenheit, seine eigenen Ziele voranzutreiben, schreibt Kommersant weiter. China könnte sich als eine Alternative zu den USA und vor allem als eine Weltmacht präsentieren, die nicht von politischen Großwetterlagen abhängig sei. Für die G20 und die APEC werde Chinas Botschaft lauten: "Vor uns liegt eine große Ungewissheit, aber China ist die Gewissheit und wird sich weiterhin für Frieden und Entwicklung einsetzen", erklärte Yun Sun, die Leiterin des China-Programms beim Stimson-Center in Washington, gegenüber dem US-Sender CNN.

Das erneuerte Freihandelsabkommen Chinas mit dem APEC-Gastgeber Peru werde Pekings Offenheit gegenüber der Globalisierung und die Vorteile einer Zusammenarbeit mit China unterstreichen, so Kommersant.

Per Videoschalte nahm Xi bereits an der Eröffnung des neuen Tiefwasserhafens Chancay etwa 80 Kilometer nördlich von Lima teil. Der von China finanzierte und gebaute Hafen an der Pazifikküste eröffnet für Peking neue Möglichkeiten in Südamerika, denn er wird die Transportroute nach Asien deutlich verkürzen und den Handel ankurbeln. Der Hafen wird nicht nur Peru, sondern auch Chile, Kolumbien, Ecuador und weitere südamerikanische Länder bedienen. Kommersant weist darauf hin, dass es den Ländern nun möglich sei, beim Handel mit Asien die Häfen in Mexiko und den USA zu umgehen.

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