"Nord Stream 2" ist nicht tot – Kreml antwortet Trump

"Ich habe Nord Stream gekillt", sagte Donald Trump am Donnerstag. Doch nicht jedes Geständnis verdient es, geglaubt zu werden: Am Freitag widersprach der Kreml dieser Darstellung. Präsidentensprecher Dmitri Peskow erinnerte auch daran, dass zumindest ein Strang jederzeit in Betrieb gehen kann.

Der Kreml hat am Freitag auf die Behauptung von Donald Trump reagiert, er – und niemand sonst – habe die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 "gekillt". Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten, deutete an, dass diese Äußerung von Trump "in der Hitze des Wahlkampfes" getätigt wurde. Zu Reportern sagte Peskow:

"Wahrscheinlich haben wir in der Hitze des Wahlkampfes diese Äußerungen gehört, die erwähnt worden sind. Es ist schwer herauszufinden, vielleicht ist es sinnvoll, die Frage an die Wahlkampfzentrale dieses Kandidaten zu richten."

In einem Interview mit dem Journalisten Tucker Carlson äußerte sich Trump am Donnerstag empört über die Kritik derjenigen, die ihn als "Freund Russlands" bezeichnen. Der Ex-Präsident und republikanische Kandidat für die am kommenden Dienstag stattfindende Präsidentschaftswahl betonte, dass es unter ihm war, dass die USA den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 blockierten.

Peskow erinnerte daran, dass Nord Stream 2 schließlich doch fertig gebaut wurde. Darüber hinaus gibt es auch nach dem Sprengstoffanschlag im Herbst 2022 einen überlebenden Strang, der jeden Moment in Betrieb genommen werden könne, fügte der Sprecher hinzu. Er merkte an, dass das Wahlrennen in den Vereinigten Staaten die Ziellinie erreicht habe. Es gebe aktuell "eine Menge übermäßig extravaganter und emotionaler Dinge" im Wahlkampf, und die Kandidaten erlaubten sich sogar gegenseitige Beleidigungen.

Ende Dezember 2019 unterzeichnete Trump, damals US-Präsident, einen Verteidigungshaushalt, der Sanktionen gegen Unternehmen vorsah, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt waren. Infolgedessen stellte das Schweizer Unternehmen Allseas, das die Rohre verlegte, die Arbeiten sofort ein. Die Bauarbeiten wurden ein Jahr später durch andere Unternehmen wieder aufgenommen und im September 2021 abgeschlossen.

Am 26. September 2022 kam es zu Explosionen an Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Die Nord Stream AG erklärte, dass es sich um einen noch nie dagewesenen Vorfall handelte und es unmöglich sei, den Zeitrahmen für die Reparaturen abzuschätzen. Der Kreml bezeichnete den Anschlag als einen Akt des internationalen Terrorismus.

Nach der Version des US-amerikanischen Journalisten Seymour Hersh wurden die Sprengsätze unter den Gaspipelines von amerikanischen Tauchern während der NATO-Übung Baltops 2022 platziert und drei Monate später von Norwegern gezündet. Präsident Joe Biden habe die Sabotage der Pipelines nach mehr als neunmonatigen Geheimgesprächen mit seinem nationalen Sicherheitsteam beschlossen, weil er befürchtete, dass Deutschland, das über Nord Stream Gas aus Russland bezog, sich nicht an der Militärhilfe für die Ukraine beteiligen wollte. Washington streitet die Vorwürfe ab.

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