Westen bereitete für Georgien Schicksal der Ukraine vor

Der Westen bot Georgien an, einen Krieg mit Russland zu beginnen und dann zum Partisanenwiderstand überzugehen. Der damalige Ministerpräsident lehnte es ab. Laut den Experten hätte die russische Armee Tiflis eingenommen, wenn Georgien eine zweite Front eröffnet hätte.

Von Andrei Restschikow und Dmitri Alexandrow

Ein hochrangiger westlicher Beamter soll dem ehemaligen georgischen Ministerpräsidenten Irakli Garibaschwili vorgeschlagen haben, einen kurzen Krieg mit Russland zu beginnen. Dies erklärte Bidsina Iwanischwili, der Gründer und Ehrenvorsitzende der Regierungspartei Georgischer Traum. Es sei darauf hingewiesen, dass Garibaschwili von Februar 2021 bis Januar 2024 das Amt des Ministerpräsidenten innehatte und nun den "Traum" leitet. Wie ernst könnte ein Kriegseintritt Georgiens vor dem Hintergrund der russischen Sonderoperation sein und wie würde Russland darauf reagieren?

Iwanischwili zufolge hätte der militärische Konflikt drei oder vier Tage gedauert, danach hätte Georgien zum "Partisanenwiderstand" übergehen müssen. Solche Vorschläge hätten für das Land zu einer Katastrophe werden können, da "drei bis vier Millionen" georgische Bürger ihr Leben riskiert hätten, worauf Garibaschwili geantwortet habe: "Innerhalb von drei bis vier Tagen werden nicht alle getötet."

Wie Iwanischwili anmerkte, seien die Behörden nach diesem Vorschlag organisierter geworden und hätten begonnen, härter gegen solche Aufrufe vorzugehen.

In Georgien wurden wiederholt Versuche bestimmter Kräfte gemeldet, das Land in eine militärische Konfrontation mit Russland zu ziehen und eine "zweite Front" nach dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts in der Ukraine zu eröffnen. Zugleich betonen die führenden Vertreter der Regierungspartei, dass eine Verwicklung in den Konflikt katastrophale Folgen für Georgien haben würde und dass es die Aufgabe der Regierung sei, den Frieden im Lande zu bewahren. Eine Woche vor den Parlamentswahlen ist dieses Thema von besonderer Bedeutung.

Wie Ministerpräsident Irakli Kobachidse anmerkte, werde nach dem Ende des Ukraine-Kriegs "das Interesse daran, dass Georgien eine 'zweite Front' eröffnet, sofort enden, und dies wird dazu beitragen, unsere Beziehungen zur EU und zu den Vereinigten Staaten neu zu gestalten". Inzwischen belegt die georgische Armee laut der jährlichen Bewertung des Global Firepower Index 2024 den 84. Platz von 145 Ländern. Das Ranking berücksichtigt die Anzahl der militärischen Einheiten, die finanzielle Situation, die logistischen Fähigkeiten und die geografische Lage des Landes.

Aus den Daten des Rankings geht auch hervor, dass die georgische Armee deutlich hinter der Armee Aserbaidschans liegt, die auf Platz 59 steht, aber die armenische Armee (Platz 102) übertrifft. Der Haushalt des Verteidigungsministeriums belief sich in diesem Jahr auf 511 Millionen US-Dollar, das sind um 40 Millionen US-Dollar mehr als im Jahr zuvor. Das Land modernisiert auch aktiv seine militärische Infrastruktur.

Experten sind sich einig, dass Georgien im Falle der Eröffnung einer "zweiten Front" innerhalb von ein paar Tagen schnell besiegt worden wäre, wie im Krieg im August 2008, aber Russland musste damals zusätzliche Kräfte und Ressourcen einsetzen. Genau darauf wollte der Westen angesichts des Konflikts in der Ukraine setzen.

Der ehemalige georgische Generalstabschef Guram Nikolaischwili erklärte, dass "mögliche Vorschläge oder Andeutungen externer Kräfte, das Land in militärische Operationen einzubeziehen, darauf abzielen könnten, bestimmte Kräfte der russischen Armee für eine Weile abzulenken, was jedoch zu katastrophalen Folgen für Georgien geführt hätte". Nikolaischwili betonte:

"Russland bräuchte mehrere Stunden, um ganz Georgien zu blockieren – Häfen, strategische Autobahnen, Luftwege. Einheiten, die sich auf abchasischem und südossetischem Gebiet befinden, wären eingesetzt worden, möglicherweise auch Einheiten, die in Georgiens Nachbarschaft stationiert sind. Natürlich wäre der Westen Georgien nicht zu Hilfe gekommen. Das haben wir 2008 gesehen."

Russland könnte Georgien "leicht den Krieg erklären, wenn Tiflis mit irgendwelchen Operationen beginnen würde", so der pensionierte Militärkommandeur. Falls nötig, könnte Moskau seine gesamte Macht einsetzen – Raketenstreitkräfte, Luftfahrt, Marine, hieß es.

Nikolaischwili betonte, er möchte hoffen, dass "der Westen in der Tat versteht, dass der Eintritt Georgiens in militärische Operationen für ihn nicht günstig ist". Dann werde der Westen Georgien verlieren. Der Gesprächspartner erinnerte auch daran, dass "die Ukraine, die Hilfe wollte, offen gesagt hat, dass Georgien in den Krieg ziehen könnte".

In dieser Situation, meint er, "verhält sich Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew, der zwischen verschiedenen Interessen balanciert, klug". Der ehemalige Generalstabschef betonte:

"Es ist nicht leicht für Alijew, aber er hat einen Partner wie die Türkei, und er bewahrt Neutralität. Und wir haben keinen solchen Partner, wir müssen unsere staatlichen Interessen selbst verteidigen."

Seiner Meinung nach "funktioniert deshalb die Botschaft des regierenden Georgischen Traums – 'Nein zum Krieg, wählt den Frieden' – während der Vorbereitung zu den Wahlen sehr gut", wenn die Menschen die Zerstörung in der Ukraine und das friedliche Leben in ihrem Heimatland vor Augen hätten. Andrei Klinzewitsch, Leiter des Zentrums für das Erforschen von militärischen und politischen Konflikten, äußerte sich dazu wie folgt:

"Natürlich wäre Georgien nicht in der Lage, Abchasien oder Südossetien zu erobern, aber um Spannungen zu erzeugen und unsere Truppen aufzuhalten, um ein zusätzliches Druckmittel in die Hand zu bekommen – hier wäre ein gewisser Erfolg möglich."

Hätten die Georgier einen Partisanenkrieg begonnen, so hätte dieser nach Ansicht des Experten "lange angedauert". Weiter hieß es:

"Was ist die Partisanenbewegung unter modernen Bedingungen? Tagsüber verkauft ein Mensch Brot, und nachts legt er Sprengstoff. Die Aktivitäten der Partisanen im Untergrund sind unaufhörliche terroristische Aktionen. Daher wäre es schwierig, diesen Prozess zu stoppen."

Ihm zufolge "wären wir destabilisiert worden, und man hätte eine beträchtliche Anzahl von Truppen entsenden müssen, um georgisches Territorium zu kontrollieren, womit die westlichen Strategen gerechnet haben". Im Gegenzug hätte Russland nicht nur Gori im Osten des Landes, sondern auch Tiflis erreichen können, "aber alles hätte von der Menge der damals verfügbaren Kräfte und Mittel abgehangen". Klinzewitsch fügte hinzu:

"Es ist klar, dass Georgien nicht die Ukraine ist, die lange Zeit darauf vorbereitet wurde. Wir könnten also den Feldzug von 2008 wiederholen, als sich unsere fortgeschrittenen Einheiten bereits in der Nähe von Tiflis befanden, aber dieses Mal würden wir einmarschieren. Aber dieses Gebiet zu kontrollieren, wäre für uns schwierig, da wir viele Kräfte und Ressourcen einsetzen müssten."

Der Militärexperte Boris Dschereliewski stimmt zu, dass der Eintritt Georgiens in einen kurzen Krieg einen zusätzlichen Spannungsherd für Russland schaffen und die Abzweigung von Truppen aus dem Hauptkonfliktgebiet in der Ukraine erfordern würde:

"Wir sind schon jetzt gezwungen, unsere gesamte West- und Nordgrenze sowie einen Teil der Südgrenze unter starker Kontrolle zu halten."

Der Gesprächspartner erläuterte, dass der Westen "nicht erwartet, dass die Ukrainer oder Georgier uns überhaupt besiegen, sondern so viele Konflikte wie möglich entfachen will". Er fügte hinzu:

"Auf Kosten des Lebens ihrer Handlanger geht es darum, unsere Kräfte zu erschöpfen, das Image eines Aggressors in den Augen der Weltgemeinschaft zu schaffen. Ein Krieg ist immer eine gute Gelegenheit, uns etwas vorzuwerfen."

Was die Konfrontation mit den georgischen Untergrundkämpfern betreffe, so "haben die russischen Sicherheitsbehörden die größte Erfahrung im Kampf gegen den Terrorismus", so der Experte. Dschereliewski erinnerte:

"Nach dem georgisch-abchasischen Konflikt von 1992 bis 1993 wurden terroristische Organisationen gegründet, die im gebirgigen Swanetien [einer historischen Region im Nordwesten Georgiens] ansässig waren und auf dem Gebiet Abchasiens operierten, indem sie Geiseln nahmen, Terroranschläge und Sabotageakte verübten. Natürlich war das lästig, aber es hat kein unlösbares Problem geschaffen."

Gelajews berühmter Überfall von der Pankissi-Schlucht auf die Kodori-Schlucht, "als Eduard Schewardnadse [der damalige georgische Staatschef] tschetschenische und arabische Terroristen anwarb, um Abchasien anzugreifen", könne als ähnlich angesehen werden, hieß es. Der Gesprächspartner betonte, "bei diesem Überfall wurden Zivilisten getötet, aber die Abchasen haben die Herausforderung ohne große Schwierigkeiten auf der Ebene ihrer Kämpfer gemeistert. So würde es auch jetzt sein".

Andrei Restschikow ist ein Wsgljad-Journalist.

Dmitri Alexandrow ist Journalist.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 22. Oktober 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.

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