Im Streit über die Ermordung eines Sikh-Separatisten im vergangenen Jahr in Kanada weisen Neu-Delhi und Ottawa gegenseitig Diplomaten aus. Indien kündigte gestern die Ausweisung von sechs hochrangigen kanadischen Diplomaten an.
Geschäftsträger Stewart Wheeler und sein Stellvertreter sowie vier weitere Diplomaten müssten spätestens am Samstag das Land verlassen, teilte das indische Außenministerium mit. Kanada kündigte wenig später die Ausweisung von ebenfalls sechs Diplomaten an, darunter auch der Botschafter selbst.
Die beiderseitigen Ausweisungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die kanadische Polizei bekanntgab, dass sie Beweise für die Beteiligung der indischen Regierung an Fällen von "Einschüchterung, Belästigung, Erpressung und Nötigung" auf kanadischem Hoheitsgebiet besitze.
Die kanadische Außenministerin Melanie Joly betonte, Indien habe eine Zusammenarbeit in dem Fall ebenso verweigert wie die Aufhebung der Immunität der Diplomaten. Die Ausweisung sei nach sorgfältiger Prüfung angeordnet worden, erklärte sie.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau behauptete vor Medien in Ottawa, die indische Regierung habe "einen fundamentalen Fehler begangen, als sie glaubte, sie könne kriminelle Aktivitäten gegen Kanadier hier auf kanadischem Boden unterstützen, seien es Morde, Erpressungen oder andere Gewalttaten".
Im Juni 2023 war der Sikh-Aktivist und kanadische Staatsbürger Hardeep Singh Nijjar, der sich für die Errichtung eines unabhängigen Sikh-Staates in Indien eingesetzt hatte, erschossen auf dem Parkplatz eines Tempels in der kanadischen Provinz British Columbia gefunden worden. Er war von den indischen Behörden wegen angeblichen Terrorismus und Verschwörung zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.
Mehr zum Thema – Gegen Russland: Kanada bildet neue Koalition in der Arktis