Wintershall Dea leitet Schiedsgerichtsverfahren gegen Russland wegen Enteignung von Aktiva ein

Das deutsche Unternehmen Wintershall Dea hat zwei Schiedsgerichtsverfahren gegen Russland eingeleitet. Auf diese Weise versucht man, seine Rechte an russischen Aktiva zu schützen. Die Klagen wurden bei internationalen Schiedsstellen eingereicht.

Der Grund für das Verfahren sei der Verstoß Russlands gegen seine Verpflichtungen aus dem bilateralen Investitionsschutzabkommen mit Deutschland und der Energiecharta, so das Unternehmen in einer Erklärung. Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtet, teilt das Unternehmen mit:

"Im Zusammenhang mit den Klagen wegen der Enteignung seines russischen Vermögens hat Wintershall Dea zwei Schiedsgerichtsverfahren gegen die Russische Föderation eingeleitet, um ihre Rechtsposition und die Interessen ihrer Aktionäre zu schützen. Grund für diese Verfahren ist der Verstoß der Russischen Föderation gegen ihre Verpflichtungen aus dem bilateralen Investitionsschutzabkommen mit Deutschland und der Energiecharta."

Anfang September gab das Unternehmen bekannt, dass es den Verkauf seines Geschäfts an das britische Unternehmen Harbour Energy abgeschlossen hat. Der Umfang der Transaktion umfasste Vermögenswerte in Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen (ohne Wintershall AG), Ägypten und Dänemark sowie Lizenzen für die Kohlenstoffspeicherung. Russische Vermögenswerte und Beteiligungen an Joint Ventures mit Gasprom sind hingegen nicht dabei.

Wintershall Dea ist eines der größten privaten Öl- und Gasunternehmen in Europa. Sein Tätigkeitsbereich erstreckt sich auf Nordeuropa, Russland, Lateinamerika, den Nahen Osten und Nordafrika. Das Unternehmen entstand im Jahr 2019 durch den Zusammenschluss der Öl- und Gasaktiva der deutschen BASF und LetterOne, einem Unternehmen des russischen Geschäftsmanns Michail Fridman.

Wintershall Dea hielt 25,01 Prozent der Anteile an Achim Development, einem Joint Venture mit Gazprom, und betrieb das Joint Venture Severneftegazprom mit Gazprom und der österreichischen OMV. Nach Februar des Jahres 2022 wurden für die Verwaltung dieser Anlagen russische juristische Personen ohne ausländische Beteiligung gegründet. Außerdem war Wintershall Dea als Finanzinvestor und Anteilseigner an den Pipelines Nord Stream beteiligt.

Zuvor hatte Wintershall-Chef Mario Mehren erklärt, dass die Entscheidung der deutschen Wintershall Dea, Russland zu verlassen, schwerwiegende Folgen für das Unternehmen habe, weshalb es das gesamte Geschäft umstrukturieren werde.

"Es waren die russischen Projekte mit Gasprom, die der Wintershall Dea die Haupteinnahmen brachten, sodass die Abkehr von der Tätigkeit in Russland der Grund für den Zusammenbruch der Wintershall Dea als eigenständiges Unternehmen war", heißt es in einem Bericht auf dem Fachportal Infotech.

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