Moskau und Pjöngjang verstärken Beziehungen: Nordkoreas Außenministerin reist erneut nach Russland

Die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui reist bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Russland. Die sich vertiefende Zusammenarbeit zwischen Moskau und Pjöngjang löst im Westen Sorgen aus. Im Juni haben beide Länder ein Abkommen über eine umfassende strategische Partnerschaft geschlossen.

Russland und Nordkorea verstärken ihre Zusammenarbeit – sehr zum Missfallen der westlichen Länder unter Führung der USA. Diplomatin Choe Son Hui, die erste Außenministerin in der Geschichte Nordkoreas, stattet Russland ihren zweiten Besuch seit Januar ab. Sie nimmt am vierten Eurasischen Frauenforum und dem BRICS-Frauenforum teil, das vom 18. bis 20. September in Sankt Petersburg stattfindet, teilte die russische Botschaft in Nordkorea am Montag mit.

Ihre Reise nach Russland erfolgt, nachdem Moskau vergangene Woche den Sekretär des Sicherheitsrates, Sergei Schoigu, zu Gesprächen nach Pjöngjang entsandt hatte. Es war Schoigus zweite Reise nach Nordkorea innerhalb von etwas mehr als einem Jahr. 

Der Austausch von hochrangigen Delegationen symbolisiere die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtet. Die benachbarten Staaten hätten sich einander angenähert, weil Russland und Nordkorea vom Westen immer mehr isoliert würden. Die USA und Südkorea werfen dem nordkoreanischen Staatsoberhaupt Kim Jong-un vor, dass Pjöngjang Munition und Raketen an Russland liefere, im Austausch für wirtschaftliche Hilfe und Technologien zur Weiterentwicklung seiner Waffensysteme.

Die Unterstützung vonseiten Moskaus falle mit einer immer härteren Haltung Pjöngjangs gegenüber Seoul und Washington zusammen, so Bloomberg. Kim will das Konzept zur friedlichen Wiedervereinigung mit Seoul aus der Verfassung streichen. Außerdem habe er gedroht, Südkorea vollständig zu vernichten, sollte Seoul Gewalt gegen Nordkorea anwenden. 

Die Oberste Volksversammlung, das nordkoreanische Parlament, werde während der Sitzung am 7. Oktober offiziell höchstwahrscheinlich die Verfassungsänderungen annehmen, wie Bloomberg mit Bezugnahme auf die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA mitteilt. In der jüngsten Sitzung des Parlaments im Januar habe Kim erklärt, dass das Land auf die Idee der friedlichen Wiedervereinigung mit dem Süden verzichten müsse.

Kim forderte dazu auf, klar markierte Grenzen, einschließlich der Nördlichen Grenzlinie, einzurichten. Die Northern Limit Line, oder Nördliche Grenzlinie, wurde nach dem Koreakrieg einseitig von den USA festgelegt. In den Gewässern um diese Linie kam es immer wieder zu Zusammenstößen. Im März 2010 ereignete sich ein Vorfall im Gelben Meer. Seoul behauptete damals, dass ein Torpedo aus Nordkorea das Kriegsschiff Cheonan versenkt habe. 46 Seeleute kamen dabei ums Leben.

Bloomberg weist darauf hin, dass das Seegebiet des Gelben Meeres einer der wenigen Orte sei, wo es zu militärischen Konflikten zwischen den beiden Koreas seit dem Krieg in den Jahren 1950–1953 gekommen sei. Dies sei Anlass für die Besorgnis, dass ein Schusswechsel sehr schnell zu einer Eskalation führen könne.

Außerdem könnte die nordkoreanische Führung vor den Präsidentschaftswahlen in den USA im kommenden November einen Atomtest durchführen, berichtet Bloomberg unter Bezugnahme auf einen namentlich nicht genannten südkoreanischen Beamten. Pjöngjang könnte demnach einen Atomtest ausnutzen, um zu demonstrieren, dass die neuen ballistischen Raketen in der Lage sind, die USA und ihre asiatischen Verbündeten zu treffen.

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