In Charkow schlug am Sonntag ein Flugkörper unbekannten Ursprungs in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein und verursachte einen Brand in mindestens einem Stockwerk sowie Schäden an den Fenstern in nahezu allen Stockwerken des Baus. Der Bürgermeister der Stadt, Igor Terechow, sprach zunächst von 33, später von 41 Verletzten als Folge des Einschlags.
In ukrainischen und deutschen Medien erfolgte bereits die Zuordnung der Verantwortung für den Vorfall: Man spricht, so unter anderem die Tagesschau, davon, dass "eine russische Fliegerbombe" am Nachmittag eingeschlagen sei.
In Russland widersprechen Militärexperten dieser Darstellung und weisen darauf hin, dass die auf den verbreiteten Aufnahmen des betroffenen Wohnhauses sichtbaren großflächigen, aber zugleich oberflächlichen Schäden untypisch für die russischen KAB-Fliegerbomben seien.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Debatten über die Lieferung westlicher Langstreckenraketen für Schläge tief auf russisches Gebiet vermutet der Historiker und Militärexperte Roman Donezki eine gezielte ukrainische Provokation, wie sie schon in der Vergangenheit vorgekommen sind.
Der Blogger und Militärexperte Boris Roschin hält dagegen den Einschlag einer ukrainischen Luftabwehrrakete für wahrscheinlich.
Stellungnahmen russischer Behörden im Zusammenhang mit dem Vorfall in Charkow gibt es zur Stunde nicht.
Die ukrainische Staats- und Militärführung hat in der Vergangenheit im Vorfeld aus ihrer Sicht wichtiger Entscheidungen über die weitere Unterstützung der Ukraine im Westen mehrmals spektakuläre False-Flag-Aktionen durchgeführt.
So schlug am 8. April 2022 eine Totschka-U-Rakete in der Nähe des Bahnhofs der ukrainisch besetzten Stadt Kramatorsk im Donbass ein, es gab zahlreiche Tote. Die Ukraine und der Westen beschuldigten Russland, für dieses Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein. In der westlichen Propaganda der Folgetage bildeten Butscha (eine bis heute nicht aufgeklärte Tötungsserie, für die der Westen Russland beschuldigt und Russland von einer ukrainischen Provokation spricht) und Kramatorsk ein untrennbares Paar in der westlichen antirussischen Propaganda. Die dortigen Ereignisse dienten zudem als Rechtfertigung für den Abbruch von Friedensverhandlungen nach dem russischen Abzug aus den Vororten von Kiew und für die westlichen Waffenlieferungen an Selenskijs Regime.
Dies änderte sich schlagartig, als ein australisches Fernsehteam die Raketentrümmer in Kramatorsk inklusive der Seriennummer filmte, wodurch klar wurde, dass die am Bahnhof der Stadt eingeschlagene Rakete aus ukrainischen Beständen stammte. Danach verschwand Kramatorsk aus der westlichen Propaganda und "Butscha" blieb in den Formeln der Propagandisten allein stehen. An Kramatorsk mit seinen mindestens 30 wahrscheinlich vorsätzlich getöteten Zivilisten erinnert sich im Westen niemand mehr.
Aber auch Fehler ukrainischer Luftabwehr sind häufig. Beobachtern zufolge sind fehlgeleitete ukrainische Luftabwehrraketen oder das von ihr praktizierte Abfangen russischer Flugkörper über Wohngebieten für die absolute Mehrheit ziviler Kollateralschäden in der Ukraine verantwortlich.
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