China verbietet Adoptionen ins Ausland

Peking wird sein internationales Adoptionsprogramm einstellen. Ausnahmen sollen für Blutsverwandte gelten. Die USA adoptieren die meisten Kinder aus China. Nun will Washington wissen, wie sich Pekings Entscheidung auf Familien auswirkt, deren Anträge in Bearbeitung sind.

Die chinesische Regierung hat angekündigt, ihr internationales Adoptionsprogramm zu beenden. Laut Angaben der Behörden gibt es in dem Land derzeit mehr als 300.000 Waisenkinder.

Mao Ning, die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, erklärte vergangene Woche, Peking werde keine internationalen Adoptionen mehr zulassen. Einzige Ausnahme sei die Adoption eines Kindes oder Stiefkindes durch nahe Verwandte. Mao ging nicht näher auf die Gründe für die Entscheidung ein, sagte aber, dass diese im Einklang mit internationalen Übereinkommen stehe, und dankte allen ausländischen Regierungen und Familien für ihre guten Absichten.

In den USA sorgt die Entscheidung für Besorgnis. Hunderte US-amerikanische Familien, die noch auf die Genehmigung ihrer Anträge warten, sind von der Maßnahme betroffen. Wie The Guardian berichtet, hat das US-Außenministerium einigen Adoptionsagenturen mitgeteilt, dass alle laufenden Adoptionen storniert werden, außer in den Fällen, in denen bereits eine Reisegenehmigung erteilt wurde. Die US-Botschaft hat um offizielle Erklärungen gebeten.

In den vergangenen Jahrzehnten haben viele US-amerikanische Familien Kinder aus China adoptiert, wobei sie oft lange Wartezeiten in den Verfahren in Kauf nehmen mussten. Viele warteten Jahre, manchmal fast ein Jahrzehnt, auf die endgültige Genehmigung. Insgesamt haben US-Familien seit Beginn des Programms mehr als 82.000 Kinder adoptiert – mehr als jedes andere Land. Nach Angaben von Reuters wurden weltweit seit 1992 mehr als 160.000 chinesische Kinder adoptiert.

Die hohe Zahl hängt mit der Ein-Kind-Politik zusammen, die chinesische Paare dazu gezwungen hat, Kinder, insbesondere Mädchen und behinderte Kleinkinder, zur Adoption freizugeben.

In den sozialen Medien reagierten Betroffene und potenzielle Adoptiveltern unterschiedlich auf die Initiative. Einige äußerten sich besorgt, während andere die Entscheidung als "längst überfällig" bezeichneten. Das Nanchang Project, eine US-amerikanische Organisation, die Adoptivkindern aus China und ihren Adoptiveltern hilft, eine Familie zu finden, bezeichnete die Entscheidung als "das Ende einer Ära". Die Zahl der Adoptionen sei bereits vor der sogenannten "COVID-19-Pandemie" stark zurückgegangen, erklärte das Nanchang Project in den sozialen Medien.

In Russland ist seit 2013 ein Gesetz in Kraft, das die Adoption von Kindern durch US-Bürger verbietet. In den vergangenen Jahren wurde die Idee diskutiert, Adoptionen für alle ausländischen Familien zu verbieten.

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