Aserbaidschan plant eine Erweiterung seiner Gasexporte nach Europa, deswegen führt Baku Gespräche mit drei Staaten über Gaslieferungen. Dies hat Aserbaidschans Präsident Ilcham Alijew am Freitag auf dem internationalen Ambrosetti-Forum im italienischen Cernobbio erklärt. Um welche Länder es geht, hat Alijew nicht präzisiert.
Baku liefert sein Gas bereits an acht europäische Staaten. Außerdem hat Aserbaidschan einen Vertrag über die Verdoppelung der Exportvolumen bis 2027 abgeschlossen.
Ende Juli hatte Alijew angekündigt, dass Aserbaidschan in Gesprächen über die Fortsetzung der russischen Gaslieferungen in die EU-Staaten durch eine Pipeline in der Ukraine vermittelt. Kiew und Brüssel hätten sich an ihn gewandt, ihnen beim Abschluss eines neuen Gasabkommens zu helfen, so Alijew. Auf dem Forum in Italien hat Aserbaidschans Präsident bestätigt, dass solche Verhandlungen stattfinden.
Der Vertrag zwischen der EU, Naftogas und Gazprom war am 30. Dezember 2019 unterzeichnet worden. Das aktuelle fünfjährige Abkommen, das die Versorgung der europäischen Kunden mit russischem Gas regelt, läuft am 31. Dezember aus.
Europa suche nach neuen Lieferanten, um die Versorgung aufrechtzuerhalten, nachdem die Gasmengen aus Russland nach Kriegsbeginn zurückgegangen seien, teilt die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag mit. Nach der Beendigung des Vertrags könnten die russischen Gasflüsse über die Ukraine noch weiter reduziert werden.
Wie es heißt, sei nicht klar, ob eine Problemumgehung gefunden werden kann. In der vergangenen Woche hatte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij erklärt, dass Kiew das Gastransitabkommen mit Russland nicht verlängern werde. "Niemand wird das Abkommen mit Russland verlängern, das war's. Was den Transit von Gas anderer Unternehmen angeht, so werden wir und die EU, wenn die Anfrage einiger unserer europäischen Kollegen weitergeht, ihre Anfrage in Betracht ziehen", hatte er auf einer Pressekonferenz am 27. August angekündigt.
Anfang Juli hatte Selenskij in einem Interview mit Bloomberg gesagt, dass Kiew Verhandlungen mit Baku über den Gastransit aus Aserbaidschan in die EU führe. Er hatte hinzugefügt, dass die Ersetzung des Gases aus Russland durch die Lieferungen aus Aserbaidschan war einer der Vorschläge, die erörtert wurden.
Gasexporte aus Aserbaidschan oder der Türkei in die EU-Staaten durch eine Pipeline in der Ukraine könnten eine der Lösungen sein. Dies würde erlauben, dass die Ukraine weiter Transitgebühren für russisches Gas einnehmen könnte und dass Europa weiterhin Gas bekommt, schreibt Bloomberg.
Im vergangenen Jahr hatte Aserbaidschan 24 Milliarden Kubikmeter Erdgas exportiert, die Hälfte davon sei nach Europa geflossen, berichtet Bloomberg unter Bezugnahme auf das Ministerium für Energie. Es wird erwartet, dass Gasexporte aus Aserbaidschan in Europa dieses Jahr 13 Milliarden Kubikmeter erreichen könnten. Außerdem werde Italien der größte Verbraucher sein.
Mehr zum Thema – Wer wird anstelle von Gazprom Zugang zu ukrainischen Pipelines erhalten?