Ungarn könne ohne russisches Öl nicht auskommen. Die Entscheidung der Ukraine, die Lieferungen des russischen Mineralölkonzerns Lukoil über die Druschba-Ölpipeline auszusetzen, stelle eine ernsthafte Herausforderung für das Land dar. Dies erklärte der ungarische Außenminister, Péter Szijjártó:
"Wenn Ungarn die Öllieferungen aus Russland einstellt, werden wir einfach nicht durchkommen, wir werden nicht in der Lage sein, das Land im weitesten Sinne zu versorgen. Wir werden einfach nicht in der Lage sein, die Nachfrage nach Kraftstoff zu befriedigen. Und warum? Weil wir nicht über eine ausreichende alternative Infrastruktur verfügen."
Szijjártó präzisierte, dass es zwar eine weitere Pipeline gebe, die von der Adriaküste aus über Kroatien nach Ungarn führe, deren Kapazität aber nicht ausreiche. Auch die Slowakei, die über Ungarn mit Öl versorgt werde und "einfach keine andere Wahl" habe, und teilweise die Tschechische Republik sollten berücksichtigt werden, so der Diplomat. Wenn die russischen Öllieferungen unterbrochen würden, "würde Ungarn völlig ohne Öl dastehen", erklärte der Minister. Weiter hieß es:
"Man muss sich nur die Zahlen ansehen. [...] Wir wollen solche Risiken nicht eingehen. Die Tatsache, dass die Ukraine diese Entscheidung getroffen hat, ist daher eine sehr ernste Herausforderung für uns. Sie betrifft etwa ein Drittel unserer Importe aus Russland. In der Slowakei ist die Situation noch schlimmer. Dort machen diese Lieferungen etwa 40 Prozent aus."
Der Diplomat betonte, dass ein vorübergehender Ausweg gefunden werden könne, aber "langfristig müssen wir nach einer anderen, rechtlich bedeutsamen Lösung suchen." Und er fügte hinzu:
"Wir haben mit russischen Lieferanten verhandelt, wir haben mit ukrainischen Transitunternehmen verhandelt. Wenn ich den aktuellen Stand bewerte, kann ich sagen, dass wir uns allmählich einer langfristigen Lösung nähern, aber wir haben sie noch nicht erreicht."
Mitte Juli erklärte Ungarn, dass die Öllieferungen von Lukoil durch die Ukraine über die Druschba-Ölpipeline gestoppt worden seien. Die gleiche Erklärung wurde in der Slowakei abgegeben, wobei als Grund die Aufnahme des russischen Unternehmens in die ukrainische Sanktionsliste genannt wurde.
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