Bericht: Macron bot Durow an, Telegram-Sitz nach Paris zu verlegen

Im Fall Pawel Durow kommen immer mehr Details ans Licht: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron soll dem Telegram-Gründer bei einem gemeinsamen Essen angeboten haben, den Firmensitz nach Paris zu verlegen. Außerdem soll Durows Smartphone gehackt worden sein.

Der französische Präsident Emmanuel Macron soll Pawel Durow im Jahr 2018 zu einem Mittagessen eingeladen und ihm dabei angeboten haben, den Hauptsitz des Messengers Telegram nach Paris zu verlegen. Dies berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Durow habe abgelehnt. Macron habe auch erwogen, Durow die französische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Diese erhielt er schließlich im Jahr 2021.

In den letzten Jahren lebte Durow in Dubai, wo sich auch der Hauptsitz von Telegram befindet.

Laut WSJ hackten die Geheimdienste Frankreichs und der Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2017 in einer gemeinsamen Operation unter dem Codenamen "Purple Music" Durows Smartphone. Die Zeitung behauptet, französische Sicherheitsbeamte seien besorgt gewesen, dass der Islamische Staat Telegram zur Rekrutierung von Kämpfern und zur Planung von Anschlägen benutze. Eine Quelle sagte, Telegram habe jahrelang Vorladungen und Gerichtsbeschlüsse ignoriert, "die sich auf der selten überprüften E-Mail-Adresse des Unternehmens stapelten".

Die Vereinigten Arabischen Emirate teilten am Dienstag mit, dass sie Durow, der die Staatsbürgerschaft des Landes besitzt, konsularischen Beistand gewähren wollen. Abu Dhabi habe ein entsprechendes Ersuchen an die französischen Behörden gerichtet.

Der 39-Jährige wurde am 24. August überraschend in Paris festgenommen. Gegen ihn wird unter anderem wegen Beihilfe zur Verbreitung von Kinderpornografie, Beihilfe zum Drogenhandel und Geldwäsche im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität ermittelt. Die Ermittlungen richteten sich "gegen eine nicht identifizierte Person" und nicht speziell gegen Durow, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.

Laut AFP wurde Durows Haft bis Mittwoch verlängert, danach muss er entweder angeklagt oder freigelassen werden. Macron erklärte diese Woche, bei der Festnahme handele es sich keineswegs um eine politische Entscheidung.

Die Pressestelle von Telegram teilte mit, der Messenger halte sich an europäisches Recht und seine Regeln zur Moderation von Inhalten entsprächen den Standards der Branche.

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