Von Boris Roschin
Der Überfall des ukrainischen Militärs auf die grenznahen Kreise des Gebietes Kursk und die nachfolgenden Ereignisse, im Zuge derer die ukrainische Infanterie zunehmend methodisch aufgerieben wurde, lassen einen nicht nur über die gegenwärtige, sondern auch über die künftige Lage nachdenken.
Nach anfänglichen Erfolgen im Gebiet Kursk am 6. und 7. August ist Kiews Militär nun mit einer systematischen Verlangsamung seines Vorstoßes konfrontiert. Versuche, zur Linie Lgow – Kurtschatow vorzustoßen und erst recht das Atomkraftwerk Kursk zu erobern, wurden zwischen dem 8. und 10. August vereitelt. Auch an anderen Abschnitten begann das, was zahlreiche, darunter auch ausländische Analytiker, vorausgesagt hatten – das systematische Aufreiben der kampffähigen Verbände, die die Ukraine selbst so in den Angriff schickte, dass es nicht mehr gelingen wird, sich ohne große Verluste zurückzuziehen.
Die ukrainische Seite versteht sehr wohl: Wenn sich die Kämpfe im Gebiet Kursk in die Länge ziehen und größere Reserven in Anspruch nehmen, die speziell deswegen von mehreren Frontabschnitten abgezogen wurden, dann drohen schwere Folgen für die Front im Donbass, insbesondere für den Abschnitt Krasnoarmeisk (Pokrowsk) und einige andere.
Deswegen will das ukrainische Militär, die ungünstigen Tendenzen umkehren, indem es seine Angriffe nahe der Ortschaft Korenewo und südlich davon fortsetzt und versucht, Martynowka zu erobern und in Richtung Kromskije Byki vorzustoßen. Mit letzten Kräften bemüht sich Kiew, zumindest einen Teil seines Hauptplans oder zumindest einen Plan B an einem anderen Grenzabschnitt umzusetzen.
Bis zum Eintritt der Schlammperiode hat die Ukraine noch ein wenig Zeit, um die verbliebenen Reserven in Stärke von einigen Brigaden aufzubrauchen. Daher sind Aktionen an den Grenzen der Gebiete Belgorod, Brjansk und Kursk zu erwarten sowie Versuche, den alten britischen Plan zur Überquerung des Dnjeprs erneut aufzugreifen. Im Jahr 2022 hatte das ukrainische Militär dies unter großen Verlusten bereits probiert. Jetzt könnte Kiew versuchen, ebendiesen Plan gleichzeitig mit dem Start einer Offensive am Frontabschnitt Saporoschje zu wiederholen, um die Straße von Wassiljewka nach Tokmak abzuschneiden.
Zum problematischsten Punkt für Kiew könnte gerade das Kursker Grenzland werden. Berücksichtigt man die Angaben der führenden Analytiker dazu, war die Perspektivlosigkeit dieses Unternehmens aus militärischer Sicht praktisch allen klar und Kiew verließ sich auf pures Glück.
Wäre es dem ukrainischen Militär gelungen, halbwegs bedeutende Geländegewinne zu erzielen, könnte unter diesem Vorwand die Finanzierung vonseiten der EU und der USA fortgesetzt werden. Doch früher oder später wird die schneeballartig anwachsende Menge von Problemen erkannt werden müssen. Wäre der Westen im Erfolgsfall bereit, die Profite selbstständig und eigenmächtig zu kassieren, so wird ein Misserfolg ganz sicher auf den "verrückten Selenskij, der auf niemanden hört", abgewälzt. Und alle Folgen, die ganz sicher eintreten werden, werden die Ukraine und ihr illegitimer Präsident persönlich auf sich nehmen müssen.
Wahrscheinlich beginnt auch Selenskij selbst, zu verstehen, in welches Abenteuer und aus welchem Grund ihn der Westen im Gebiet Kursk da verwickelt hat. Doch er wird nicht in der Lage sein, sich bei seinen Geldgebern für eine solche Vorführung zu beschweren. Alles, was ihm bleibt, ist zu beobachten, wie die besten Brigaden der ukrainischen Armee verheizt werden.
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst am 22. August speziell für RT.
Boris Roschin ist Experte am Zentrum für militärpolitische Journalistik. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.
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