Russische Unternehmen reduzieren Rücklagen in Rupien auf ein Minimum

Der Betrag russischer Rupien, der in Indien schwebt, ist auf ein paar Millionen US-Dollar geschrumpft und auf einen Tiefstand gefallen, berichtete Reuters. Beamte der russischen und der indischen Zentralbank untersuchen das Handelsungleichgewicht zwischen den Ländern.

Die von russischen Unternehmen auf indischen Bankkonten angehäuften indischen Rupien sind umgerechnet auf ein paar Millionen US-Dollar geschrumpft, verglichen mit den Milliarden, die im Jahr 2023 "herumlagen", berichtete eine Quelle in der indischen Regierung gegenüber Reuters.

Der Nachrichtenagentur zufolge prüfen Vertreter der Zentralbanken beider Länder derzeit die Frage des Handelsungleichgewichts sowie die Möglichkeit der Einführung eines Referenzwechselkurses zwischen der Rupie und dem Rubel, das heißt ohne eine Berücksichtigung der Bindung an den US-Dollar.

Wie einer der Gesprächspartner der Zeitung angab, müssten die beiden Landeswährungen zur Festlegung eines solchen Wechselkurses über einen längeren Zeitraum an den Devisenmärkten gehandelt werde, worauf sich die beiden Länder noch nicht geeinigt hätten.

Nach Angaben von Reuters sind Indiens Exporte nach Russland im Zeitraum 2023 bis 2024 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 35 Prozent auf umgerechnet 4,3 Milliarden US-Dollar gestiegen. Russland ist nun nach China der zweitgrößte Exporteur nach Indien. In den ersten vier Monaten des laufenden Geschäftsjahres stiegen die Ausfuhren auf 23,78 Milliarden US-Dollar – 20,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Indien und Russland prüfen die Einführung eines Basiswechselkurses zwischen der Rupie und dem Rubel, um von den USA geschaffene Handelsbarrieren und Beschränkungen zu überwinden, berichtete die indische Zeitung Economic Times (ET) diese Woche unter Berufung auf Quellen. Ein ähnlicher Mechanismus besteht laut ET bereits zwischen Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, um Transaktionen in anderen Währungen als dem US-Dollar abzuwickeln. Im Rahmen dieses Mechanismus können Exporteure und Importeure aus beiden Ländern Transaktionen in Rupien oder Dirham abrechnen und Zahlungen leisten.

Nach dem Beginn der russischen militärischen Sonderoperation in der Ukraine und der Verhängung sektoraler Sanktionen durch den Westen hat Moskau seine Energieexporte auf asiatische Länder verlagert und Indien ist zu einem der größten Abnehmer von russischem Öl geworden.

Vor diesem Hintergrund geriet der Handel zwischen den beiden Ländern in ein Ungleichgewicht und auf Konten in Indien häuften sich, wie Bloomberg im Sommer vergangenen Jahres schrieb, monatlich etwa eine Milliarde US-Dollar in Rupien an, die aufgrund von Devisenbeschränkungen kaum ausgegeben werden konnten. Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Leiter des russischen Finanzministeriums Michail Sadornow erklärte damals:

"Russland hat in der ersten Jahreshälfte Öl und Ölprodukte im Wert von 30 Milliarden US-Dollar nach Indien geliefert, während unsere Importe aus Indien auf etwa sechs bis sieben Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt werden. Wir haben nichts von Indien zu kaufen, aber wir können diese Rupien nicht zurückbekommen, weil die Rupie eine nicht konvertierbare Währung ist."

Auch der russische Außenminister Sergei Lawrow sagte im Mai 2023, dass Russland "Milliarden von Rupien auf indischen Bankkonten" angehäuft habe und die Frage der Umwandlung in eine andere Währung diskutiere. Dmitri Biritschewski, Direktor der Abteilung für wirtschaftliche Zusammenarbeit des russischen Außenministeriums, nannte als mögliche Lösungen den Kauf von Waren mit Rupien oder Investitionen in die indische Wirtschaft.

Doch im Juni dieses Jahres sagte Andrei Kostin, Chef der russischen VTB-Bank, dass sich die Situation bei den grenzüberschreitenden Zahlungen verbessere und etwa 90 Prozent aller Zahlungen zwischen China und Russland sowie Indien und Russland in Landeswährung erfolgten. Er betonte:

"Das Problem mit den angehäuften Rupien hat sich heute verflüchtigt."

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