Von Felicitas Rabe
Am Dienstag hat WHO-Direktor Dr. Tedros einen Internationalen Gesundheitsnotstand (PHEIC) ausgerufen. Anlass dafür war eine angeblich steigende Zahl von sogenannten Affenpocken-Fällen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Genaue Zahlen von aktuell Betroffenen nannte Tedros nicht.
Laut einer WHO-Pressemeldung vom Mittwoch sei die Zahl der Fälle angeblich in diesem Jahr bislang schon höher als im kompletten vergangenen Jahr, 2023 seien im Kongo insgesamt 537 Menschen an Affenpocken gestorben. Außerdem seien im letzten Jahr 15.600 Fälle – es ist unklar, ob positiv getestete oder erkrankte Menschen – für das Land gemeldet worden. Nach offiziellen Angaben leben im Kongo rund 99 Millionen Menschen.
Im Juli 2024 seien "über 100 im Labor bestätigte Fälle von Affenpocken 1b in vier Nachbarländern der Demokratischen Republik Kongo gemeldet worden." Experten würden von einer höheren Zahl ausgehen, heißt es in der WHO-Mitteilung. Denn ein großer Teil von Patienten mit kompatiblen Symptomen sei nicht getestet worden. Entsprechend den im Juni dieses Jahres von der Weltgesundheitsorganisation geänderten Internationalen Gesundheitsregeln (IHRs) muss nach dem Ausruf eines PHEIC-Notstands ein festgelegtes Maßnahmenschema abgearbeitet werden. In seiner Erklärung wies der WHO-Chef explizit darauf hin, dass zeitnah internationale Maßnahmen ergriffen werden müssten. Tedros sagte:
"Zusätzlich zu den Ausbrüchen anderer mpox-Klone in der DRK und anderen Ländern Afrikas ist klar, dass eine koordinierte internationale Reaktion erforderlich ist, um diese Ausbrüche zu stoppen und Leben zu retten."
Auch der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Dr. Matshidiso Moeti äußerte sich dazu:
"Angesichts der zunehmenden Ausbreitung des Virus verstärken wir unsere Maßnahmen durch koordinierte internationale Aktionen, um die Länder bei der Beendigung der Ausbrüche zu unterstützen."
Schon vor der Notstandsverkündung hatte Tedros mit "koordinierten internationalen Maßnahmen" zum angeblichen Affenpocken-Notstand begonnen. Der WHO-Direktor habe laut WHO-Meldung bereits in der vergangenen Woche das Verfahren für die Notfallzulassung von Affenpocken-Impfstoffen eingeleitet. Diese Notfallzulassung ermögliche es Partnern wie Gavi und UNICEF, Impfstoffe für Länder mit niedrigem Einkommen zu beschaffen, hieß es in der WHO Presse-Erklärung weiter. Jetzt müsse zeitnah Geld für Überwachungs-, Bereitschafts- und Reaktionsmaßnahmen beschafft werden. Für diese Maßnahmen rechne die WHO erst einmal "mit einem unmittelbaren Finanzierungsbedarf von zunächst 15 Millionen US-Dollar." Dazu bringe die Organisation selbst kurzfristig 1,45 Millionen US-Dollar aus dem WHO-Notfallfonds für Notfälle auf.
Drei internationale Beispiele für das Anlaufen der Maßnahmen nach WHO "PHEIC"-Verkündung
An ein paar Beispielen wird deutlich, wie schnell die Welt auf den PHEIC-Aufruf der WHO vom Dienstag reagiert hat und spätestens seit Mittwoch entsprechende Maßnahmen einleitet. Schon einen Tag nach der Ausrufung des Notstands gab die EU-Kommission am Mittwoch auf ihrer Webseite ihre diesbezüglichen Maßnahmen bekannt: Demnach habe die EU-Behörde zur Vorbereitung auf Gesundheitsnotstände (HERA) bereits am Mittwoch ihre Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen Bavarian Nordic angekündigt.
HERA und Bavarian Nordic würden gemeinsam 215.000 Dosen des MVA-BN®-Impfstoffs, des einzigen von der Food and Drug Administration (FDA) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassenen Impfstoffs gegen Mpox, an die afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) liefern. Zusätzlich kooperiere die EU-Gesundheitsbehörde eng mit Africa CDC, um die Mpox-Diagnostik und die genetische Sequenzierung in Afrika zu verbessern. Noch im Frühherbst wolle die EU dafür 3,5 Millionen Euro bereitstellen.
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde teilte in ihrer Pressemitteilung vom Mittwoch mit, dass die Vereinigten Staaten bereits in den letzten Monaten 17 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt hätten, zur Unterstützung von Vorbereitungen und Maßnahmen hinsichtlich Ausbrüchen von "Klade-I-Mpox" in Zentral- und Ostafrika. Damit sollte schon im Vorfeld des Notstands "eine stärkere Überwachung, Risikokommunikation und Einbeziehung der Bevölkerung sowie die Bereitstellung von Laborbedarf und Diagnostika, klinischen Dienstleistungen und Impfstoffplanung" gesichert werden. In der US-Pressemitteilung hieß es weiter: "Die Impfung wird ein entscheidendes Element der Reaktion auf diesen Ausbruch sein. Zur Unterstützung dieser Bemühungen stellen die Vereinigten Staaten der DRK 50.000 Dosen des von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassenen Impfstoffs JYNNEOS zur Verfügung."
An kommende Maßnahmen der WHO halten
Auch das kanadische Gesundheitsministerium reagierte zügig. In seiner Mitteilung vom Mittwoch gab es zudem bekannt, dass Kanada bereits genügend Mpox-Impfstoffe für die kanadische Bevölkerung vorrätig habe:
"Darüber hinaus hat die kanadische Regierung einen ausreichenden Vorrat an Mpox-Impfstoffen sichergestellt, um die Programme der Provinzen und Territorien zur Prävention und Bekämpfung von Mpox in Kanada zu unterstützen."
Bereits im Mai dieses Jahres hatte das Staatliche Impfberatungskommittee (National Advisory Committee on Immunization, NACI) bekannt gegeben, dass Erwachsene mit hohem Expositionsrisiko mit zwei Impfdosen gegen Mpox geimpft werden sollten. Es werd erwartet, dass die Impfung sowohl gegen Klade I als auch gegen Klade II schützt. Aktuell werde die Impfung noch nicht für die gesamte Bevölkerung empfohlen.
Des Weiteren prüfe Kanada in enger Zusammenarbeit mit der WHO und der globalen Impfstoffallianz Gavi weitere Maßnahmen zur Unterstützung der globalen Reaktion. Global Affairs Canada kooperiere mit der Gavi, um sicherzustellen, dass die Impfstoffe diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen. Schließlich werde sich die kanadische Regierung an kommenden Maßnahmen-Empfehlungen der WHO, die in den nächsten Tagen veröffentlicht würden, orientieren und ihre weitere Unterstützung danach ausrichten.
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