Financial Times: EU-Mitglieder zögern, mehr Waffen an die Ukraine zu liefern

Laut Financial Times zeigen viele EU-Mitglieder wenig Bereitschaft, die Militärhilfe für die Ukraine aufzustocken. Dies könnte Kiew unter Druck setzen, Friedensgespräche mit Russland aufzunehmen, unabhängig davon, ob Donald Trump die US-Wahlen gewinnt.

Laut einer offiziellen westlichen Quelle wollen die EU-Mitglieder ihre Militärhilfe für die Ukraine nicht weiter aufstocken, berichtet die Financial Times.

In einem am Montag veröffentlichten Artikel bezeichnete Ben Hall, Europa-Redakteur der britischen Zeitung, den Einmarsch ukrainischer Truppen in das Gebiet Kursk als "Glücksspiel". Auslöser sei die Angst, dass Donald Trump im November zum US-Präsidenten gewählt werden und eine für Kiew ungünstige Lösung erzwingen könnte.

Hall erklärt, dass die ukrainische Regierung ein Risiko eingehe, da sie angesichts der derzeitigen westlichen Unterstützung und der ihr bereits zur Verfügung stehenden Ressourcen keine realistische Chance auf einen militärischen Sieg habe.

Es gebe zwar eine "Anerkennung", dass europäische Länder mehr Waffen in die Ukraine liefern sollten, aber "keine substanzielle Diskussion über Optionen", sagt der hohe EU-Beamte der Zeitung.

Hall weist darauf hin, dass Kiew mit der Kursk-Offensive vor allem politische Ziele verfolge. Es wolle seinen westlichen Geldgebern zeigen, dass die Ukraine nicht in die Kapitulation abrutsche. Außerdem solle die Moral im eigenen Land gestärkt werden. Des Weiteren versuche Kiew, möglichst viel Territorium einzunehmen, um es bei Friedensgesprächen eintauschen zu können.

In Bezug auf die Möglichkeit einer Trump-Präsidentschaft in den USA merkt Hall an, dass Landtausch "ein Geschäft ist, hinter dem ein Immobilienentwickler, der Präsident geworden ist, stehen könnte." Trump hat erklärt, dass er im Falle seiner Wahl die Feindseligkeiten innerhalb von 24 Stunden beenden könnte.

Westliche Beamte haben behauptet, dass Kiew sie vor seinem Einmarsch in das Gebiet Kursk nicht informiert habe, obwohl der Angriff seitdem weithin gefeiert wurde. Am Dienstag lobte der Chef der EU-Außenpolitik Josep Borrell auf X, dass Russland "jetzt zum Rückzug innerhalb des russischen Territoriums gedrängt wird".

Allerdings scheint die Invasion keine Auswirkungen auf den Druck auf die ukrainischen Verteidigungsstellungen im Donbass zu haben, da täglich Berichte über russische Truppenvorstöße eintreffen. Unterdessen soll die Strategie Kiews einige seiner erfahrensten Soldaten und wertvolle, vom Westen gelieferte Waffen gekostet haben.

Am Dienstag schätzte das russische Verteidigungsministerium die ukrainischen Verluste auf mehr als 2.000 Tote, 35 Panzer und viele andere schwere Waffen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor einen Waffenstillstand angeboten, wenn Kiew im Gegenzug seine Ambitionen auf einen NATO-Beitritt aufgibt und seine Truppen aus den von Moskau beanspruchten Gebieten zurückzieht. Diese Woche schloss er jedoch Friedensgespräche aus und verwies auf ukrainische Angriffe auf russische Zivilisten im Gebiet Kursk.

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