Affenpocken – Ruft die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand aus?

Erstmals wurde das neue WHO-Notstandskommittee einberufen. Der Ausschuss soll wegen Affenpocken kurzfristig über die Ausrufung eines Gesundheitsnotstands von Internationaler Tragweite beraten. Im Falle eines festgestellten Notstands würde die WHO das Pandemie-Management übernehmen.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus hat zum ersten Mal eine Dringlichkeitssitzung des neuen WHO-Notfallausschusses (Emergency Committees, EC) einberufen. Das Gremium wurde mit der Verabschiedung der geänderten Internationalen Gesundheitsverordnungen (IHRs) Anfang Juni dieses Jahres ins Leben gerufen. Laut einer Meldung auf der Webseite der Vereinten Nationen von letzter Woche soll der neu gegründete EC den WHO-Chef in einer Dringlichkeitssitzung zeitnah zum Thema Affenpocken (Mpox) beraten.

Wegen der angeblichen Ausbreitung von Mpox über die Grenzen der Demokratischen Republik Kongo (DRC) hinaus müsse der Notfallausschuss darüber entscheiden, ob hinsichtlich Affenpockeninfektionen ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen werden müsse, ein sogenannter PHEIC (public health emergency of international concern / Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite).

Die Einstufung als PHEIC wäre die höchste Alarmstufe der UN-Organisation. Dazu habe Tedros in Genf angekündigt: "Der Ausschuss wird so bald wie möglich zusammentreten und sich aus unabhängigen Experten verschiedener Fachrichtungen aus der ganzen Welt zusammensetzen." Auf seinem X-Account schrieb der WHO-Chef:

"Angesichts der Ausbreitung von #mpox außerhalb der #DRC und der Möglichkeit einer weiteren internationalen Ausbreitung innerhalb und außerhalb Afrikas habe ich beschlossen, einen Notfallausschuss gemäß den Internationalen Gesundheitsvorschriften einzuberufen. Dieser soll mich in der Frage beraten, ob der Ausbruch eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite darstellt."

Dem UN-Bericht zufolge habe Tedros von einer schweren Mpox-Epidemie berichtet, die seit Anfang des Jahres in der Demokratischen Republik Kongo grassiere. Inzwischen seien von dort mehr als 14.000 Fälle und 511 Todesfälle gemeldet worden. Seit Jahrzehnten sei das Land in steigendem Ausmaß davon betroffen. In der ersten Jahreshälfte 2024 sei die Zahl der Betroffenen bereits so hoch wie im gesamten Jahr 2023.

"Im vergangenen Monat wurden etwa 50 bestätigte Fälle und weitere Verdachtsfälle aus vier Nachbarländern der Demokratischen Republik Kongo gemeldet, aus denen bisher keine Meldungen vorlagen: Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda", so Tedros.

Der WHO-Chef erklärte, dass Mpox-Ausbrüche durch verschiedene Viren, sogenannte Kladen, verursacht würden. Der aktuelle Ausbruch im Osten der Demokratischen Republik Kongo werde von einem neuen Ableger der Klade 1, der sogenannten Klade 1b, verursacht. Dieser verursache schwerere Krankheitsverläufe als Klade 2. Der Virusableger sei bereits in Kenia, Ruanda und Uganda bestätigt worden.

Tedros habe betont, dass die Unterbindung der Übertragung eine umfassende Reaktion erfordere. Dabei müssten die Kommunen in den Mittelpunkt gestellt werden. Die WHO lasse derzeit zwei Mpox-Impfstoffe von den in der WHO-Liste aufgeführten nationalen Zulassungsbehörden prüfen. Sie seien bereits von der Expertengruppe für Impfungen (SAGE) empfohlen worden. Auch das Verfahren für die Notfallzulassung der beiden Impfstoffe habe er bereits eingeleitet. Tedros erklärte dazu:

"Ich habe das Verfahren für die Notfallzulassung beider Impfstoffe eingeleitet, was den Zugang zu den Impfstoffen vor allem für Länder mit niedrigem Einkommen beschleunigen wird, die noch keine eigenen nationalen Zulassungen erteilt haben."

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