Der scheidende US-Präsident Joe Biden zweifelt an einer friedlichen Machtübergabe nach der Präsidentenwahl im November, egal ob ein Demokrat oder ein Republikaner die Wahl gewinnen. Dies erklärte er am Dienstag in einem Interview mit dem US-Sender CBS. Auf die Frage, ob er sicher sei, dass es im Januar 2025 eine friedliche Machtübergabe geben werde, sagte Biden: "Wenn Trump verliert, bin ich überhaupt nicht zuversichtlich." Biden wies darauf hin, dass die Öffentlichkeit Donald Trumps frühere Äußerungen über ein "Blutbad" nicht ernst nehme. "Er meint, was er sagt. Wir nehmen ihn nicht ernst. Er meint es ernst mit all dem Gerede über 'Wenn wir verlieren, wird es ein Blutbad geben, es muss eine gestohlene Wahl sein'", so Biden.
Im März hatte Trump, der republikanische Präsidentschaftskandidat und frühere US-Präsident, bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio gesagt: "Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad geben."
Das Wort "Blutbad" hatte damals hohe Wellen geschlagen. Trump erklärte später, unter diesem Begriff habe er die Risiken gemeint, die die chinesische Konkurrenz für die US-amerikanische Automobilindustrie darstelle. Er versprach, im Falle seiner Wiederwahl sehr hohe Zölle auf chinesische Autoimporte einzuführen, und warnte vor einem "Blutbad" für die US-Automobilindustrie, sollte er die Wahl verlieren.
Biden warnte auch, dass Trump sich darauf vorbereite, die Wahlergebnisse im November erneut anzufechten, wie er es 2020 getan habe. "Man kann sein Land nicht nur lieben, wenn man gewinnt", so Biden.
Im Jahr 2020 hatte Trump bei den Präsidentschaftswahlen gegen Biden verloren. Der ehemalige Präsident hatte auf einer Kundgebung in Washington gesprochen, wo er sich geweigert hatte, die Niederlage einzugestehen und behauptet hatte, die Wahlergebnisse seien gefälscht.
Als der US-Kongress am 6. Januar 2021 zusammenkam, um den Sieg Bidens formal zu bestätigen, stürmten Anhänger Trumps das Kapitol in Washington. Ihr Ziel war es, die Beglaubigung des Wahlsiegs von Biden zu verhindern.
Fünf Menschen kamen bei den Zusammenstößen ums Leben, 140 Polizisten wurden verletzt. Das Repräsentantenhaus des US-Kongresses kündigte ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump an und klagte ihn wegen des Anstachelns zu Gewalttätigkeiten an. Der ehemalige Präsident selbst verurteilte später die Erstürmung des Kapitols.
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