Wer erhöhte das Risiko einer neuen globalen Krise?

Der vergangene Montag wurde bereits als "schwarzer Montag" in der Weltwirtschaft bezeichnet. Warum stürzten die Aktienmärkte wie Kartenhäuser nacheinander ab, könnte es zu einer Finanzkrise und dann zu einer globalen Wirtschaftskrise führen, und welche Auswirkungen wird dies auf Russland haben?

Von Olga Samofalowa

Der japanische Nikkei-Index fiel zum Handelsschluss des Vortages um 12,4 Prozent. Seit 1987 gab es keinen derartigen Rekordeinbruch mehr. Dann begannen die asiatischen Märkte zu fallen – Taiwan, Hongkong, Istanbul. Auch die europäischen Märkte brachen drastisch ein. Diese Absturzkette wurde durch mehrere gleichzeitigen Ereignisse ausgelöst. Alles begann letzte Woche – und zwar in den USA.

"Der Absturz der Weltbörsen begann, nachdem am Freitag schwache Arbeitsmarktdaten in den USA veröffentlicht worden waren, die die Rezessionswahrscheinlichkeit in diesem Land erhöht hatten. Zusätzlicher Druck auf den US-Börsenmarkt wurde durch einen Wertverlust von 32 Prozent bei den Intel-Wertpapieren Ende letzter Woche aufgrund eines enttäuschenden Finanzberichts für das zweite Quartal 2024 ausgeübt. Ebenfalls am Wochenende wurde über den Verkauf von Apple-Aktien durch einen der Hauptaktionäre des Unternehmens – Warren Buffett – bekannt. Darüber hinaus verstärkte eine unerwartete Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes in Japan den 'Spiraleffekt': Die Anleger begannen, sich von den japanischen Aktiva zu trennen", sagt Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global.

In den USA wurden Arbeitslosendaten veröffentlicht, die auf den höchsten Stand seit drei Jahren anstiegen. Die Zahl der Insolvenzanträge nach Artikel 11 stieg auf ein Zwölfjahreshoch, während die Federal Reserve den Zinssatz bei den vergangenen acht Sitzungen unverändert ließ.

"Fast zeitgleich mit den Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft noch vor der Zinssenkung der Federal Reserve in eine Rezession gerät, wurde von der Bank von Japan unerwartet der Leitzins erhöht, was sich für den lokalen Börsenmarkt, insbesondere für die japanischen Exporteure, als schmerzhafte Entscheidung erwies. Der japanische Nikkei-Index, der den stärksten Rückgang seit 1987 verzeichnete, zog die meisten APAC-Börsen mit nach unten. Es entstand ein Dominoeffekt: Die Verkäufe erfassten Europa und die Türkei, und auch der Index der Moskauer Börse blieb nicht verschont, obwohl seine Verluste im Vergleich zu den ausländischen Benchmarks moderat ausfielen", sagt Alexander Bachtin, Investmentstratege bei BKS Investment World.

"Zudem weist der Absturz der Weltbörsen eine hohe spekulative Komponente auf, da der Angstindex (VIX-Index) ein Vierjahreshoch und die Werte für den Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 erreichte", fügt Tschernow hinzu.

Es stellt sich nun vor allem die Frage: Welche Folgen ergeben sich daraus? Ist dieser Absturz nur vorübergehend und werden sich die Märkte schnell erholen, oder ist dies der Beginn einer neuen globalen Krise?

Ein wichtiger Indikator, der VIX-Index (Angstindex), ist Anfang dieser Woche sprunghaft auf 37 gestiegen und damit ungefähr dreimal so hoch wie Mitte Juli, als er bei 13 lag.

"Der starke Anstieg des VIX-Index wurde in der Vergangenheit häufig von Schocks begleitet, die über die Börsenmärkte hinausgingen. Ein dreifacher Anstieg des VIX war früher im Jahr 2011 während der europäischen Schuldenkrise zu verzeichnen, und ein fünffacher VIX-Anstieg fiel mit den Krisen von 2008 und 2020 zusammen", bemerkt Alexander Potawin, Analyst bei der Finanzgruppe Finam.

Infolgedessen stellt sich die Situation heute wie folgt dar: der VIX-Index stieg um das Dreifache, der Nasdaq-100-Börsenindex (wo die größten Technologieriesen vertreten sind) sank von seinem Höchststand im Juli um fast 17 Prozent, der japanische Yen als sicheres Anlageinstrument wurde um zwölf Prozent stärker, und der Dollar-Index schwächte sich um 2,5 Prozent ab.

"So stark wie jetzt stieg der Volatilitätsindex das letzte Mal im März 2020, auf dem Höhepunkt der weltweiten Pandemie, als viele Volkswirtschaften unter Quarantäne gestellt wurden. Damals stieg der VIX-Index auf 80, der Nasdaq-Börsenindex brach um 30 Prozent ein, der japanische Yen-Kurs stieg um zehn Prozent, und der Dollar fiel lokal um 4,5 Prozent ab. Wie man sieht, war das Ausmaß der Probleme damals und heute unterschiedlich. Seit dem Frühjahr 2020 und bis heute ist der VIX-Index lokal nicht mehr über 38 gestiegen, und in der Regel dauerte die Phase hoher Volatilität nicht länger als zwei Wochen an. Daher ist zu erwarten, dass diese Woche für die globalen Währungs- und Börsenmärkte eine entscheidende Woche werden könnte. Entweder erleben wir einen lokalen Risk-Off, oder es ist der Beginn eines neuen mittelfristigen Abwärtstrends", sagt Potawin.

Er schätzt ein:

"Der vorausschauendste Investor war Warren Buffett, der am Ende des zweiten Quartals den Barmittelanteil in seinen Portfolios erhöhte – und das ist die wichtigste Regel in allen Krisen."

Die Geldreserven von Berkshire Hathaway erreichten ein Rekordhoch von 277 Milliarden US-Dollar, nachdem der milliardenschwere Investor Apple-Aktien im Wert von 76 Milliarden US-Dollar veräußert und durch die Nichtoffensichtlichkeit solcher Entscheidung überrascht hatte.

Experten sind zuversichtlich, dass die weltweiten Zentralbanken dennoch Maßnahmen ergreifen und eine Ausweitung der Krise verhindern werden.

Doch die Zentralbanken haben Möglichkeiten, eine neue globale Krise durch Beruhigung der anfänglichen Turbulenzen an den Börsenmärkten zu verhindern. In erster Linie hofft man auf eine Dringlichkeitssitzung der Federal Reserve zur Senkung des Leitzinses, was die Weltfinanzmärkte beruhigen könnte. Der Präsident der Chicagoer Federal Reserve Austan Goolsbee versichert, dass die Federal Reserve auf Signale der Wirtschaftsschwäche auf jeden Fall mit einer Leitzinssenkung reagieren wird.

"Es ist unwahrscheinlich, dass es zu einer globalen Finanzkrise kommt, aber es könnte einige Probleme verschärfen – zumindest im Finanzsektor einer Reihe von Ländern oder in einzelnen Finanzorganisationen. Alle Länder haben Schwächen. Diese umfassen hohe Schuldenlasten, Probleme im Bankensektor, Inflation, Demografie und andere. Wir wissen nicht genau, wie empfindlich bestimmte Wirtschaftssektoren auf externe Faktoren reagieren, aber im Allgemeinen sind die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft heute groß", sagt Xenia Bondarenko, Dozentin an der Abteilung für Weltwirtschaft der Fakultät für Weltwirtschaft und Weltpolitik der Nationalen Forschungsuniversität Hochschule für Wirtschaft.

Um das Feuer zu löschen, ohne eine neue Weltwirtschaftskrise auszulösen, müssten die Schuldenlast auf der ganzen Welt, vor allem in den USA, verringert und die geopolitischen Spannungen deutlich abgebaut werden, so die Expertin. Doch weder das Erste noch das Zweite ist in naher Zukunft zu erwarten. Im Falle realer Probleme, die die Weltwirtschaft bedrohen, werden die G7-Länder höchstwahrscheinlich wieder durch die Zuführung riesiger Liquiditätsmengen in Form einer quantitativen Lockerung gerettet werden, fügt Bondarenko hinzu.

In Russland wirkten sich die Turbulenzen an den Weltbörsen auch auf den Index der Moskauer Börse aus, doch fiel der Rückgang mit 2,6 Prozent bescheidener aus. "Auch wenn unser Markt im Jahr 2022 vom westlichen Kapital isoliert wurde, ist er immer noch von den Geschehnissen an den Weltbörsen abhängig, und zwar über die Rohstoffpreise, die angesichts der Besorgnis über den Stand der Weltwirtschaft rückläufig sind. Die Rohstoffexporteure bilden gemessen an der Kapitalisierung etwa 60 Prozent des Index der Moskauer Börse, und für sie sind die sinkenden Rohstoffpreise ein negativer Faktor, insbesondere bei einem relativ starken Rubel", erklärt Natalia Malych, Leiterin der Aktienanalyse bei der Finanzgruppe Finam. Die Ölpreise sanken auf 76 US-Dollar pro Barrel.

Was den Rubelkurs betrifft, so führt er weiterhin ein eigenartiges Leben: Der russische außerbörsliche Markt sei ziemlich undurchsichtig geworden, stellt Potawin fest. Der Dollarkurs sank auf 84,8 Rubel.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 6. August 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.

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