Keine Putin-Umarmung: USA warnen Indien vor vertieften Beziehungen zu Russland

Die USA wollen Indien davon überzeugen, dass intensivere indische Verbindungen zu Russland und China die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten erschweren würden. "Wir wollen nicht, dass unsere Partner und Freunde in Moskau auftauchen und Putin umarmen“, sagte Jake Sullivan.

Washington strebe ein stärkeres Bündnis mit Neu-Delhi an, sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. Aber eine Vertiefung der indischen Beziehungen zu Russland und China würde die Beziehungen zwischen den USA und Indien erschweren, so Sullivan am Freitag. In seiner Rede auf dem Aspen Security Forum 2024 in Colorado erklärte er, die USA sähen "enorme Chancen in den Bereichen Technologie, Wirtschaft, Staatskunst und Geopolitik in der weiteren indopazifischen Region" und wollten diese Beziehungen vertiefen. Sullivan erläuterte dazu:

"Russland nähert sich China immer mehr an und wird als Juniorpartner Chinas nicht unbedingt ein verlässlicher Freund Indiens sein, wenn es zu einer Krise kommt."

Dies würden die USA in ihrem strategischen Dialog mit Indien berücksichtigen. Nachdem die Spannungen zwischen Indien und China nach einem Zusammenstoß entlang ihrer umstrittenen Grenze im Jahr 2020 dramatisch zugenommen hatten, hat Neu-Delhi seine Partnerschaft mit den USA verstärkt, was Peking verärgert hat.

Indiens neutrale Haltung im Ukraine-Konflikt deutet jedoch darauf hin, dass Neu-Delhi zwar seine Partnerschaft mit den USA ausbauen mag, Russland aber weiterhin ein wichtiger Partner für Indien ist und diese Beziehungen laut Sullivan nicht aufgeben wird. Sullivan zufolge wollen die USA mit Indien über deren Beziehung zu Russland intensiv kommunizieren.

Sullivan erklärte: "Indien hat eine historische Beziehung zu Russland, die es nicht abreißen lassen wird. Aber wir glauben, dass wir weiterhin einen intensiven Dialog mit Indien über die Besonderheiten und die Art dieser Beziehung führen wollen." Im Hinblick auf den offiziellen Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in Moskau im Juli sagte Sullivan, die USA sähen keine "greifbaren Beweise" dafür, dass Indien seine militärischen und technologischen Beziehungen zu Russland vertiefen wolle.

Modis Besuch und seine Umarmung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin löste inmitten des Konflikts zwischen Moskau und Kiew Gegenreaktionen seitens der US-Beamten und des ukrainischen Staatschefs Wladimir Selenskij aus. Der Zeitpunkt von Modis Besuch, der mit einem NATO-Gipfel in Washington, D.C. zusammenfiel, erschwerte die "Optik" aus Sicht der USA zusätzlich, wie Bloomberg unter Berufung auf ungenannte US-Beamte berichtet. Sullivan kritisierte die Umarmung zwischen Putin und Modi mit den Worten:

"Wir wollen nicht, dass Länder, die uns am Herzen liegen, unsere Partner und Freunde, in Moskau auftauchen und Putin umarmen."

Die engen Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Moskau reichen bis in die Zeit des Kalten Krieges zurück. Russland ist ein wichtiger Lieferant von Rüstungsgütern für Indien, und seit der Eskalation der Ukraine-Krise sind Indiens Importe von russischem Rohöl erheblich gestiegen. Das jährliche Volumen der russischen Ölexporte nach Indien hat sich seit 2021 fast verzwanzigfacht. Im vergangenen Jahr belief es sich auf 90 Millionen Tonnen und deckt derzeit 40 Prozent des indischen Bedarfs, so der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak. Der Westen hat daraufhin behauptet, mit diesen Einnahmen finanziere Russland seine Kriegsführung. Indien betrachte den Kauf russischen Öls als Beitrag zur Stabilisierung der weltweiten Rohölpreise.

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