Weniger als eine Woche vor seiner geplanten Reise zum NATO-Gipfel in Washington trafen sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin am Mittwoch in Astana und bekräftigten ihr Bekenntnis zu bilateralen Beziehungen sowie zu einer verstärkten Zusammenarbeit in Syrien.
Während ihres einstündigen Gesprächs am Rande eines Gipfeltreffens der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit in der kasachischen Hauptstadt erörterten die beiden Staatsoberhäupter bilaterale und regionale Themen. "Ich konnte mich schon lange nicht mehr mit meinem lieben Freund treffen", sagte Erdoğan zu Putin in dem Teil des Treffens, der vor laufender Kamera stattfand. Er bekräftigte das Ziel der beiden Länder, das bilaterale Handelsvolumen von derzeit 55 Milliarden Dollar auf 100 Milliarden Dollar zu steigern.
Das Treffen fand zu einem Zeitpunkt statt, wo das Handelsvolumen der beiden Länder rückläufig ist und die USA den Druck auf Ankara erhöhen, gegen russische Unternehmen vorzugehen, die via die Türkei die westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges umgehen. Offiziellen Angaben zufolge ist der bilaterale Handel zwischen der Türkei und Russland seit Januar um mehr als 2 Milliarden Dollar zurückgegangen. "Wir haben in den letzten Monaten einen leichten Rückgang des Handelsumsatzes festgestellt, aber er bleibt auf einem ziemlich hohen Niveau", sagte Putin bei seinem Gespräch mit Erdoğan.
Die Türkei, die 49 Prozent ihres Energiebedarfs mit Brennstoffen aus Russland deckt, hat sich den westlichen Sanktionen gegen Moskau im Zuge des Krieges in der Ukraine nicht angeschlossen. Der Handel zwischen den beiden Ländern hatte sich im Jahr 2022 fast verdoppelt und erreichte mehr als 62 Milliarden Dollar.
Am Rande des Astana-Gipfels erörterten die beiden Staatsoberhäupter auch den Syrien-Konflikt, in dem Ankara und Moskau jeweils rivalisierende Seiten unterstützen. Erdoğan äußerte gegenüber Putin, dass die Türkei "bereit ist, bei den Bemühungen um eine Lösung des Krieges zusammenzuarbeiten."
Erdoğan und Putin trafen sich zu einer Zeit, wo die regionalen Bemühungen um die Wiederaufnahme eines direkten Dialogs zwischen hochrangigen türkischen und syrischen Beamten zunehmen. Sowohl Erdoğan als auch der syrische Präsident Baschar al-Assad haben in den vergangenen zwei Wochen ihre Bereitschaft zur Wiederaufnahme von Gesprächen bekundet. Der 2022 unter russischer Vermittlung begonnene Dialog war ins Stocken geraten, da Damaskus den Abzug der türkischen Besatzungstruppen vom syrischen Staatsgebiet zur Bedingung für eine Normalisierung gemacht hatte. Ankara wiederum befürchtet, dass das dadurch entstehende Machtvakuum von den mit den USA verbündeten, kurdisch geführten "Syrischen Demokratischen Kräften" gefüllt werden könnte, die die Türkei als Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit betrachtet.
Während die Türkei die bewaffneten islamistischen Gruppen unterstützt hat, die gegen Assad kämpfen, waren Russland und Iran bislang die wichtigsten internationalen Unterstützer des syrischen Staates in diesem Konflikt.
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