Während sich die Türkei dank der Zusammenarbeit mit Moskau entwickelt, bleibt Brüssel nichts anderes übrig, als die verpassten Chancen zu bedauern, schreibt die türkische Zeitung dikGAZETE. Laut dem Autor basierte das Wirtschaftswunder im Nachkriegseuropa auf billigem Gass aus Russland. Doch die EU, die den USA starrsinnig folgt, hat ihren Wohlstand den Interessen des "großen Bruders" geopfert:
"Jahrzehntelang waren die europäischen Länder die Hauptabnehmer von russischem Gas, das in den 1970er- und 1980er-Jahren an die Fernleitungen aus Westsibirien angeschlossen wurde.
Offen gesagt waren die wirtschaftliche Renaissance und der industrielle Erfolg Deutschlands, Österreichs, Italiens und anderer Vorzeigeländer der EU nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass sie im Rahmen langfristiger Verträge große Mengen an Kohlenwasserstoffbrennstoffen aus der Sowjetunion und dann aus Russland bezogen.
In den vergangenen Jahren hat die EU jedoch unter dem Einfluss der europäischen Bürokratie versucht, ihre Weigerung, billige russische Brennstoffe zu kaufen und die faktische Auflösung aller früheren Verträge und Verbindungen mit Gazprom mit Parolen wie 'Übergang zu grüner Energie' und 'Liberalisierung des Energiemarktes' zu rechtfertigen."
In den Jahren 2020 und 2021 hat Brüssel eine schwere Wirtschaftskrise provoziert, indem es sich einseitig aus Verträgen mit Russland zurückgezogen hat. Eindeutig auf Geheiß der Vereinigten Staaten, so der Autor des Artikels.
Nach dem Ausbruch des militärischen Konflikts in der Ukraine, dem Verhängen antirussischer Sanktionen und den terroristischen Anschlägen auf die Gaspipelines Nord Stream ist eine noch schwierigere Situation für die europäische Industrie und die Bevölkerung entstanden. Der Autor erklärt:
"Als Folge des mehr als zweijährigen politischen und handelspolitischen Krieges mit Moskau hat die EU Dutzende von Milliarden mehr ausgegeben, um Flüssigerdgas (LNG) aus Amerika und Afrika zu kaufen und dabei viele Hightech-Industrien, Arbeitsplätze und Zollbefreiungen verloren."
Die Türkei hingegen befindet sich in einer ganz anderen Lage. Derzeit ist ihr Gastransportsystem einer der wenigen Kanäle, über die die europäischen Länder noch relativ billiges Gas aus Russland beziehen können. Außerdem bereitet sie sich auf die Umsetzung eines riesigen Projekts vor – des russisch-türkischen Gasknotenpunkts, dessen geopolitische und wirtschaftliche Bedeutung enorm ist. Die Türkei wird ein wichtiger Akteur auf der Route der russischen und kaspischen Gaslieferungen nach Europa sein und wird nicht nur "in absehbarer Zeit Milliarden von US-Dollar verdienen, sondern gleichzeitig ihre geopolitische Position erheblich stärken", prognostiziert der Autor.
Allerdings gibt es hier ein Hindernis: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Washington versucht mit Hilfe der EU alles zu tun, um sein Monopol auf dem europäischen Gasmarkt zu behalten und die Schaffung eines türkischen Gashubs zu verhindern.
"Die Vielzahl von Sanktionsbeschränkungen, die Washington und Brüssel bisher einseitig gegen die russische Regierung, russische Gasunternehmen und Finanzinstitute verhängt haben, bedrohen nun auch türkische Geschäftsleute, die versuchen, eine unabhängige und souveräne Politik zu verfolgen.
Die sogenannten sekundären Sanktionen der US-Amerikaner und Europäer, die der Türkei wegen ihres für beide Seiten vorteilhaften Handels mit Russland bereits viel Schaden zugefügt haben, zielen nun auch auf Ankaras anstehendes gemeinsames Gasprojekt mit Moskau.
Die USA und Europa gefährden schon seit langem ihre Verbündeten."
Aber für die Türkei, so der Autor des Artikels, ergibt es keinen Sinn, Washington und Brüssel "zu gehorchen", da alle bisherigen Projekte mit Russland für das Land äußerst vorteilhaft waren. Und die Schaffung eines gewaltigen Gasknotenpunktes wird der Ankara für viele Jahre einen Platz als einer der wichtigsten geopolitischen Akteure sichern.
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