AP: Ukraine drängt USA um Erlaubnis, tiefer in Russland anzugreifen

Ukrainische Beamte bitten die USA laut Medienberichten "inständig", den Einsatz von ATACMS-Langstreckenraketen aus amerikanischer Produktion auch für Angriffe auf tiefer in Russland gelegene Ziele zuzulassen. Berichten zufolge glaubt Kiew, dass nur "verzweifelte Bedingungen auf dem Schlachtfeld" Washington dazu veranlassen werden.

Ukrainische Beamte bitten die USA laut Medienberichten "inständig", den Einsatz von ATACMS-Langstreckenraketen aus amerikanischer Produktion für Angriffe auf tief in Russland gelegene Ziele zuzulassen. Dies berichtete Associated Press am Samstag.

Ende Mai berichteten mehrere US-Medien, Washington habe grünes Licht für grenzüberschreitende ukrainische Angriffe mit diesen Waffen gegeben, um Moskaus Offensive in der Region Charkow abzuwehren. Der Politikwechsel wurde später von US-Präsident Joe Biden bestätigt, der sagte, die Ukraine dürfe Waffen aus amerikanischer Produktion "nur in der Nähe der Grenze [zu Russland] einsetzen, wenn [russische Waffen] auf der anderen Seite der Grenze eingesetzt werden, um bestimmte Ziele in der Ukraine anzugreifen".

Washington "genehmigt keine Angriffe 200 Meilen (circa 322 Kilometer) nach Russland hinein und wir genehmigen keine Angriffe auf Moskau, auf den Kreml", sagte er damals. Später gab das Pentagon bekannt, dass die Ukraine mit von den USA gelieferten Waffen über die Region Charkow hinaus auf einen grenzüberschreitenden Angriff Russlands reagieren könne, solange sie keine Langstreckenwaffen einsetze, um tief in das Gebiet des Nachbarn einzudringen.

Drei nicht namentlich genannte US-Beamte, die von AP befragt wurden, bestätigten jedoch, dass die Regierung Biden der Ukraine nach wie vor nicht erlaubt, ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern für Angriffe auf russisches Gebiet einzusetzen. Ukrainische Kommandeure beklagten gegenüber der Agentur, dass ihnen nach den derzeitigen Einsatzregeln für den Einsatz von ATACMS "die Hände gebunden sind".

Würden die USA diese Politik ändern, könnte Kiew "auf [russische] Brigadekommandopunkte und die gesamte nördliche Gruppierung zielen, da diese 100 bis 150 Kilometer von der Frontlinie entfernt sind", sagte ein Artilleriekommandeur mit dem Rufnamen "Hefastus".

"Leider können wir zum Beispiel Flugplätze und ihre Flugzeuge immer noch nicht erreichen. Das ist das Problem", sagte Egor Tschernjew, der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit. Er forderte Kiews Unterstützer auf, die Beschränkungen für den Einsatz von Langstreckenraketen gegen begrenzte militärische Ziele in Russland aufzuheben.

Ein ukrainischer Kommandeur einer Drohnenkompanie merkte an, dass es "ziemlich absurd erscheint, wenn der Feind so aktiv auf unser Territorium vorrückt … und wir nicht in das Territorium des Feindes zurückschlagen können, wo er Logistik und Nachschub lagert".

Laut AP hoffen ukrainische Beamte zwar, die USA davon zu überzeugen, einem solchen Politikwechsel zuzustimmen, sie sind aber der Meinung, dass dies nur unter verzweifelten Bedingungen auf dem Schlachtfeld" möglich ist.

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