In seiner Rede auf der Plenarsitzung des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg (SPIEF) am Freitag sagte der russische Präsident Wladimir Putin, dass der Einsatz von Atomwaffen durch Russland nur in Ausnahmefällen möglich sei. Dazu gehöre eine Bedrohung für die Souveränität und territoriale Integrität des Landes, was derzeit nicht der Fall sei.
Zugleich schloss der Staatschef eine Änderung der Nukleardoktrin nicht aus. "Diese Doktrin ist ein lebendiges Werkzeug, und wir beobachten genau, was in der Welt um uns herum geschieht", erklärte er hinzu. "Wir schließen nicht aus, einige Änderungen vorzunehmen."
Angesprochen auf die zunehmend kriegerische Rhetorik, die in den europäischen Hauptstädten wahrzunehmen sei, wies Putin darauf hin, dass die Länder Europas gegenüber möglichen Atomangriffen schutzlos seien. Wie der russische Präsident erklärte, verfügen die USA und Russland über gut entwickelte Frühwarnsysteme zur Erkennung angreifender Raketen, die europäischen NATO-Mitgliedsstaaten jedoch nicht. "In diesem Sinne sind sie mehr oder weniger wehrlos." Darüber hinaus seien Russlands taktische Atomwaffen "drei- bis viermal stärker als die Bomben, die die Amerikaner gegen Hiroshima und Nagasaki eingesetzt haben", stellte Putin klar. Und weiter:
"Wir haben viel mehr davon, als es auf dem europäischen Kontinent gibt, und selbst dann ist es so, wenn die Amerikaner ihre eigenen aus den USA mitbringen. Wir haben dennoch um ein Vielfaches mehr."
In dem Zusammenhang hält es Russlands Präsident für unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten von Amerika den Europäern im Falle eines nuklearen Schlagabtauschs zu Hilfe kommen würden. Putin führte aus:
"Die Europäer müssen sich überlegen: Wenn diejenigen, mit denen wir solche [nuklearen] Schläge austauschen, ausgelöscht werden, würden sich die Amerikaner dann an einem solchen Schlagabtausch beteiligen, und zwar auf der Ebene der strategischen Waffen, oder nicht? Ich bezweifle das sehr."
Putin brachte jedoch die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Einsatz von Atomwaffen nicht zur Realität werde. "Ich gehe immer noch davon aus, dass es nie dazu kommen wird, und wir haben keine solche Notwendigkeit." Der Präsident stellte dabei fest, dass die russischen Truppen bei der militärischen Spezialoperation in der Ukraine "Erfahrungen sammeln, ihre Wirksamkeit steigern und der verteidigungsindustrielle Komplex seine effektive Arbeit unter Beweis stellt".
"Deshalb brauchen wir nicht einmal über dieses Thema nachzudenken, und ich möchte alle noch einmal bitten, solche Dinge nicht umsonst zu erwähnen",
fügte Putin hinzu.
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