Joe Biden: Ukraine darf Kreml nicht mit von USA gelieferten Raketen angreifen

Vor einer Woche haben die USA Kiew die Erlaubnis erteilt, Ziele in Russland mit von Washington gelieferten Waffen anzugreifen. In einem Interview betonte US-Präsident Joe Biden nun, dass sich die Angriffe auf militärische Stellungen in den russischen Grenzgebieten beschränken müssten.

Washington hat die Ukraine nicht ermächtigt, mit von den USA gelieferten Raketen Ziele tief in Russland, einschließlich Moskau, anzugreifen. Das sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag in einem Interview für ABC News

Seine Äußerungen erfolgten, nachdem die USA Kiew erlaubt hatten, Angriffe auf russisches Gebiet mit Waffen aus amerikanischer Produktion durchzuführen.

In dem Interview bestätigte Biden, dass die Ukraine US-Waffen für Angriffe innerhalb Russlands einsetzen könne. Er behauptete aber, Kiew dürfe diese "nur in Grenznähe abfeuern, wenn sie [russische Waffen] auf der anderen Seite der Grenze eingesetzt werden, um bestimmte Ziele in der Ukraine anzugreifen."

"Wir genehmigen keine Angriffe, die 200 Meilen in Russland hineinreichen, und wir genehmigen keine Angriffe auf Moskau, auf den Kreml", betonte Biden.

Russland hat die Ukraine bereits im Mai vergangenen Jahres beschuldigt, einen Angriff auf den Kreml versucht zu haben. Damals wurden zwei Drohnen im Herzen Moskaus neutralisiert, eine davon direkt über dem Kreml. Moskau machte Kiew für den Angriff verantwortlich und sprach von einem "Attentatsversuch" auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dessen ukrainischer Amtskollege Wladimir Selenkij wies eine Beteiligung an dem Vorfall zurück.

Biden bestätigte in dem Interview, dass er über Putins Reaktion auf die Änderung der US-Politik hinsichtlich grenzüberschreitender Angriffe besorgt sei. Der russische Präsident hatte die Entscheidung zuvor als Bestätigung der "direkten Beteiligung westlicher Staaten am Krieg" bezeichnet.

"Ich kenne ihn seit über 40 Jahren. Er hat mich 40 Jahre lang beunruhigt. Er ist kein anständiger Mann", sagte der US-Präsident über seinen russischen Amtskollegen, den er zudem als "Diktator" bezeichnete. Biden hatte Putin in der Vergangenheit bereits mehrfach beleidigt, was der Kreml als "beschämend" bezeichnete.

Die Entscheidung der USA, der Ukraine "begrenzte" Angriffe auf Russland zu gestatten, wurde letzte Woche zuerst von westlichen Medien kolportiert und später von US-Außenminister Antony Blinken bestätigt. Washington begründet den Kurswechsel mit der russischen Offensive in der Grenzregion Charkow, die dazu führte, dass Kiews Truppen zurückgedrängt wurden. Das Weiße Haus äußerte Befürchtungen, Moskau könnte mit Charkow die zweitgrößte Stadt der Ukraine einnehmen.

Am Mittwoch verurteilte Putin die USA und andere NATO-Mitglieder für die Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine, die für Angriffe auf russisches Territorium eingesetzt werden könnten. Er warnte, dass dies eine erhebliche Eskalation des Konflikts bedeute und sich auf den Westen auswirken könnte.

Er deutete insbesondere an, dass Moskau sich für eine "asymmetrische" Antwort entscheiden und ähnliche Waffen in Teile der Welt schicken könnte, wo sie gegen Einrichtungen jener Länder eingesetzt werden könnten, die die Ukraine unterstützen.

"Wir denken darüber nach, falls jemand es für möglich hält, Waffen in die Kampfzone zu liefern, um Angriffe auf unser Gebiet durchzuführen, warum wir dann nicht das Recht haben sollten, solche Waffen in Weltregionen zu liefern, wo Angriffe auf sensible Objekte derjenigen Länder ausgeführt werden, die das in Bezug auf Russland tun", führte der russische Staatschef aus. 

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