Russland und Bolivien stärken Zusammenarbeit – Putin empfängt Präsident Luis Arce

Der russische Präsident Putin traf sich mit seinem bolivianischen Amtskollegen Luis Arce in einer Residenz bei Sankt Petersburg. Der Besuch fand im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsforums von St. Petersburg (SPIEF) statt. Arce lobte die gemeinsamen Projekte mit der russischen Atombehörde Rosatom.

Der russische Präsident Wladimir Putin traf sich am Donnerstag mit dem bolivianischen Staatschef Luis Arce. Die Gespräche fanden im Konstantinowski-Palast im St. Petersburger Vorort Strelna statt. Arce traf am Mittwoch in der russischen "nördlichen Hauptstadt" zur Teilnahme am Internationalen Wirtschaftsforum von Sankt Petersburg (SPIEF) ein. Laut einem Video von RIA Nowosti wurde er mit einer Eskorte im russischen Wagen der Luxus-Klasse Aurus Senat durch die Stadt befördert. Putin wandte sich vor Journalisten an seinen Kollegen mit den Grußworten: 

"Sehr geehrter Herr Präsident, es ist mir eine große Freude, Sie in Russland, in St. Petersburg bei dem Internationalen Wirtschaftsforum zu begrüßen. Sie sind zum ersten Mal als Staatsoberhaupt in Russland und wir freuen uns sehr, Sie zu sehen", sagte der russische Staatschef.

Putin wies darauf hin, dass die vorrangigen Ziele der Zusammenarbeit zwischen Russland und Bolivien unter der früheren Führung des lateinamerikanischen Landes festgelegt worden seien. "Wir sind sehr froh darüber", betonte er.

Wladimir Putin wies darauf hin, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf einer soliden Grundlage entwickeln und die Interessen der jeweils anderen Seite berücksichtigen würden. Arce bedankte sich seinerseits bei Putin für dessen Unterstützung und die Durchführung gemeinsamer Projekte. Er erwähnte in diesem Zusammenhang insbesondere das Zentrum für Nuklearforschung und -technologie in El Alto. 

Wie der Berater des russischen Staatschefs, Juri Uschakow, mitteilte, wollen die beiden Präsidenten bei dem Treffen über die Aufnahme des lateinamerikanischen Landes in die BRICS diskutieren. Sie werden auch über die Entwicklung der Zusammenarbeit sprechen, hieß es.

Luis Arce sagte am Vorabend seines Besuchs in St. Petersburg, er reise nach Russland, um die Beziehungen in den Bereichen Handel und Energie zu stärken.

Dies ist das erste Treffen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, zuvor hatten die Präsidenten telefonisch miteinander Kontakt. Die Gespräche wurden zunächst unter vier Augen und dann in Form eines Arbeitsfrühstücks unter Beteiligung von Ministern geführt.

Am Freitag wird Arce gemeinsam mit Putin an der Plenarsitzung des Internationalen Wirtschaftsforums von St. Petersburg SPIEF-2024 teilnehmen und eine Rede halten. Das Wirtschaftsforum findet vom 5. bis 8. Juni statt.

Das Nukleare Forschungs- und Technologiezentrum (NRTC) in El Alto wurde von dem russischen Staatsunternehmen Rosatom im Auftrag der Bolivianischen Atomenergiebehörde (ABEN) in 4.000 Meter Höhe gebaut, im Oktober 2023 in Anwesenheit des Präsidenten eingeweiht und anschließend in Betrieb genommen. Herzstück des Spitzenprojekts ist das Mehrzweck-Bestrahlungszentrum (MPC). Der Reaktorkomplex, dessen Ausrüstung in Russland hergestellt wird, wird es Bolivien ermöglichen, wissenschaftliche Grundlagenforschung und angewandte Forschung zu betreiben, teilte das russische Fachportal atomic-energy.ru mit. Das werde dem Land zusätzliche Instrumente für die Entwicklung verschiedener Wirtschaftszweige an die Hand geben, einschließlich der Lithiumindustrie.

Bolivien ist bekannt für die weltgrößten Lithiumvorkommen. Im Jahr 2019 wurde der langjährige Präsident Evo Morales von der sozialistischen MAS-Partei infolge des Vorwurfs der Wahlmanipulation aus dem Amt geputscht und erhielt politisches Exil in Mexiko. Während der Proteste gegen die Absetzung von Morales starben 20 Menschen, eine rechte Übergangsregierung kam an die Macht. Doch die nächste, mehrfach verschobene Präsidentenwahl im Oktober 2020 hat der MAS-Kandidat und Wirtschaftsminister im Morales-Kabinett, Luis Arce, für sich entschieden. Morales kehrte daraufhin ins Land zurück. In außenpolitischen Fragen verfolgt Arce im Wesentlichen den antiimperialistischen Kurs seines Vorgängers und baut die Zusammenarbeit mit China, Russland und weiteren BRICS-Staaten konsequent aus.

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